Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
Vom Netzwerk:
Frau«, sagte ich und zog sie zu mir heran, um ihr einen Kuss zu stehlen, »ich habe von mir selbst gesprochen und nicht von meinem Bruder, dem Bücherwurm.« Dann wollte ich sie küssen, doch sie wandte ihr Gesicht ab, sodass meine Lippen nur ihre Wangen berührten.
    »Nicht hier! Mitten auf dem Hof, wo jeder uns sehen kann!«, keuchte sie, legte die Hände auf meine Brust und schob mich sanft zurück.
    »Dann komm mit mir.« Ich schlang meine Arme um ihre schlanke Hüfte und band die Schürze los, die ihr blassgrünes Gewand bedeckte. »Der Tag ist schön und du auch. Lass uns das genießen, solange wir noch können.«
    »Da hat wohl irgendjemand zu lange den Maisängern gelauscht«, sagte Rhona und zog sich die Schürze über den Kopf. »Also schön, ich werde mit dir gehen, Duncan Murdossohn.« Sie bückte sich nach der Schüssel mit den Zwiebelschalen. »Aber zuerst muss ich die hier wegbringen.«
    »Ich werde die Pferde satteln und dich dann am Tor treffen«, sagte ich, stahl ihr einen weiteren Kuss und eilte davon.
    Die Pferde waren rasch bereitgemacht, und schon bald galoppierten wir über die mit Farn und Ginster bewachsenen Hügel südlich des Guts. Das Land meines Vaters war groß, doch der gute Boden ist dünn und an den meisten Stellen mit Felsen übersät; auch hat Herr Murdo nicht so viele Pächter wie andere Herren, was bedeutet, dass jeder umso härter arbeiten muss, wenn er denn überleben will. Dennoch gibt es im Westen gute Felder und gutes Weideland, und in der großen Bucht im Schutze der beiden langen Landspitzen ist gut Fischen.
    Banvarö ist uns gnädig genug gewesen, und wenn unser Reichtum auch nicht so groß war wie der anderer, von der Natur begünstig-teren Güter, so ernteten wir doch genügend Korn und züchteten ausreichend Vieh, um uns selbst und unsere Untertanen zu ernähren, und anschließend hatten wir stets noch genug übrig, um es auf den Märkten der Umgebung verkaufen zu können. Dem nach zu urteilen, was meine Mutter mir über ihre Jugend auf Orkneyjar erzählt hatte, schien mir das Leben in Caithness ähnlich zu sein. Und wie meinem Vater, so kam auch mir das Leben in den wilden, einsamen Hügeln entgegen.
    Nicht dass wir Orkneyjar für immer den Rücken gekehrt hätten. Um Himmels willen, nein! Regelmäßig trieben wir Handel in Kirk-juvagr, und Murdo nahm oft an den dortigen Ratsversammlungen teil. Überdies hielt der König einmal im Jahr Hof in Orphir, und wir machten ihm stets unsere Aufwartung. Auch wenn wir jetzt Herren von Schottland waren, die Schwarzen Inseln hielten uns noch immer in ihrem Bann. Tatsächlich vermochte man sie an klaren Tagen sogar über das Meer hinweg zu sehen; wie Sturmwolken verteilten sie sich am Horizont und reckten ihre Hügel aus der umgebenden See wie eine Schar Seehunde die Köpfe.
    An dem Tag, da Rhona und ich zum Strand hinausritten, waren meine Gedanken jedoch woanders. Mit der Sonne im Rücken, meiner schönen Gemahlin an der Seite und mit einem guten Pferd unter mir freute ich mich des Lebens. Ich spürte die frische Seeluft in meinem Gesicht, roch die feuchte Erde und den Duft der Wiesenblumen, und das Blut pochte in meinen Adern.
    Wir erreichten die Bucht, und ich band die Pferde auf den Klippen fest, wo sie ein wenig Gras fressen konnten. Dann kletterten Rhona und ich zum Strand hinunter und ließen uns inmitten des Schilfs in einer von der Sonne gewärmten Mulde nieder. Rhona öffnete das Bündel, das sie mitgebracht hatte, und holte einen Laib Brot, ein Stück Käse und einen Apfel hervor, die wir mit dem Messer unter uns aufteilten. Nach unserer kleinen Mahlzeit legten wir uns zurück und genossen die Wärme des Sands und der Sonne und das Geräusch der gemächlich an den Strand rollenden Wellen. Bereitwillig fügte sich Rhona in meine Umarmung, und wir ergaben uns unserer Liebe; anschließend dösten wir Arm in Arm.
    Ich erwachte mit dem Kopf auf der Brust meiner Frau. Die Sonne stand bereits tief im Westen; die Flut breitete sich am Fuß der Düne aus; die Schatten der Klippen fielen auf unsere einst von der Sonne beschienene Mulde, und es war deutlich kühler geworden. Ich hob den Kopf und küsste meine Frau. Sie erwachte mit einem Schaudern. »Wir sollten besser wieder zurückreiten«, schlug ich vor, »bevor sie noch die Hunde nach uns schicken.«
    »Nur noch einen Kuss, mein Liebster«, sagte Rhona und zog mich wieder zu sich hinab.
    Rasch kleideten wir uns an, kehrten zu den Pferden zurück und ritten langsam zum Dun

Weitere Kostenlose Bücher