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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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nicht dass sie Zeit gehabt hätte, länger darüber nachzudenken; Padraig brauchte Hilfe, um mich zum Kloster zu bringen, und er konnte ihr auch nicht gestatten, allein zurückzubleiben. Er hielt es für sehr wahrscheinlich, dass bald ein weiterer Angriff folgen würde, wenn diejenigen, die für den ersten verantwortlich waren, herausgefunden hatten, dass ihre Mörder versagt hatten.
    Damit endete seine Umsicht aber bei weitem nicht. Kaum hatte er mich in die fähigen Hände der griechischen Brüder übergeben, da eilte er nach Paphos zurück, um das Schiff zu verlegen. Er segelte nach Famagusta, und mit Hilfe der Mannschaft sowie Gregiors und Omars Unterstützung lud er so viel von Jordanus' Schätzen auf die Persephone, wie er konnte, ohne den Verdacht der Einheimischen zu erregen. Dann versteckte er das Schiff in einer winzigen Bucht im Nordwesten der Insel bei einem kleinen Fischerdorfmit Namen Latchi in der Nähe der alten römischen Stadt Polis, um uns so unsere Flucht in die Heimat zu sichern, wenn die Zeit dafür reif ist.
    Nachdem das alles erledigt war, kehrte er ins Kloster zurück, um Sydoni bei ihrer langen, selbstlosen Wacht an meinem Bett zu helfen. Abwechselnd beteten sie bei mir, salbten meinen bewusstlosen Leib mit heiligem Öl und rieben mir Heilpasten ins halb tote Fleisch. Gemeinsam mit den griechischen Mönchen bewirkten sie das langsame Wunder meiner Genesung.
    Zwei Jahreszeiten vergingen, während ich an der Grenze zwischen diesem und dem nächsten Leben stand. Ich erwachte an einem schönen Frühlingsmorgen, und strahlend weißes Licht fiel durch das offene Fenster meiner Zelle herein. Ich benutze das Wort >erwachen<, weil ich nicht weiß, wie ich es anders beschreiben soll; doch tatsächlich war es ein Gefühl, wie ich es noch nie empfunden habe. Ich öffnete die Augen und blickte mich um, und wie ein Neugeborener kehrte ich in die Welt zurück, ohne Erinnerung an das, was vorher geschehen war. Ich hob die Hand, um meine Augen zu schützen, hörte jemanden nach Luft schnappen und drehte mich zu dem
    Geräusch um. Ich blickte in das Gesicht der Frau, die meine Hand hielt, und verstand nur, dass sie mir teuer war - warum, das weiß ich nicht. Ebenso wenig kannte ich ihren Namen, noch wusste ich sonst etwas über sie. Ich liebte sie für die Freundlichkeit in ihrem Gesicht und für die Freudentränen in ihren Augen.
    Und dann schlief ich wieder ein.
    Diesmal war es jedoch ein echter Schlaf, tief und erholsam. Als ich am nächsten Morgen die Augen wieder öffnete, saß Sydoni neben mir und betete für meine Genesung. Im selben Augenblick, da ich ihren anmutigen Kopf über ihren gefalteten Händen sah und ihre Arme aufmeinem Bett, da wusste ich, dass ich leben und nicht sterben würde. Von da an freute ich mich jeden Tag an einer kleinen Besserung: meine Brühe ohne Hilfe zu trinken, mein erstes festes Essen zu mir zu nehmen, aufrecht zu sitzen und so weiter. Auch wenn es noch lange dauern sollte, bis ich ohne Hilfe würde gehen können, so war dieser Tag doch der Anfang meiner Genesung.
    Auch wenn Sydoni und Padraig die meiste Zeit des Tages mit mir verbrachten, so blieb mir doch genug Zeit zum Nachdenken. Nachdem ich wieder etwas zu Kräften gekommen war und die Anstrengung ertragen konnte, dachte ich darüber nach, was geschehen war. Zunächst waren meine Erinnerungen noch vage, schattenhaft und unwirklich - wie durch ein trübes Glas betrachtet, wie Padraig sich auszudrücken pflegt. Aber nach und nach wurde alles klarer, und schließlich konnte ich mich auch wieder an die Ereignisse jener schrecklichen Nacht erinnern.
    Doch ach, es wäre besser gewesen, diese Erinnerung schlafen zu lassen. Ich fürchte, der Schrecken dieser Nacht wird mich noch lange Zeit heimsuchen. Ich habe gute Freunde verloren, und ich kann nicht anders, als meiner eigenen Sturheit die Schuld dafür zu geben.
    Padraig sagt mir, dies sei dumm, denn nicht ich sei es gewesen, der die Fedai'in geschickt hat, um uns zu töten und die Reliquie zu rauben. Das war Komtur de Bracineaux allein, und ich will aus tiefstem Herzen glauben, dass er Recht hat. Doch je mehr ich darüber nachdenke, desto größer wird meine Überzeugung, dass ich das vor unserem göttlichen Richter nicht beschwören könnte. Sosehr ich auch glaube, dass der Templerkomtur die Verantwortung trägt, so habe ich doch keinen wirklichen Beweis für seine Schuld

- nur einen erhärteten Verdacht. Sicher, de Bracineaux war der einzige Mensch, der wusste, wo wir

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