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Der Gebieter

Der Gebieter

Titel: Der Gebieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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nie … Ich … ich …«
    »… greife für gewöhnlich keine Krüppel an?«
    Seine Beschämung schnürte Costis die Kehle zu. Er hörte, wie der Wein in einen Becher gegossen wurde.
    »Leg die Matratze wieder auf dein Feldbett, setz dich hin, und trink das hier.«
    Steif tat Costis wie geheißen. Als er den Becher nahm und sich zögerlich in Gegenwart des Königs niederließ, saß der König schon auf dem Schemel und lehnte mit ausgestreckten Beinen und gekreuzten Knöcheln an der Wand. Costis konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass er wie ein Druckerlehrling nach einer Kneipenschlägerei und nicht im Geringsten wie ein König aussah. Er nahm einen Schluck aus seinem Becher und starrte dann überrascht hinein. Der Wein war eisgekühlt. Er war süß und klar wie flüssiges Sonnenlicht und besser als alles andere, was Costis in seinem ganzen Leben gekostet hatte.
    Das Lächeln des Königs wurde langsam breiter. »Dieser Wein ist ein königliches Vorrecht. Sei vorsichtig damit, er ist nicht mit Wasser verdünnt. Hast du heute schon etwas gegessen?«
    »Nein, Euer Majestät.«
    Der König wandte den Kopf und rief etwas in Richtung Vorhang; nach einem Augenblick näherten sich Schritte auf dem Gang, und der Vorhang wurde beiseitegezogen. Laecdomon, einer der Männer aus Aristogitons Trupp, stand in der Tür. Aris
war mit Costis befreundet. Es konnte nicht angenehm für ihn sein, draußen mit seinem Trupp Wache zu halten.
    Der König befahl, Essen aus dem Speisesaal zu bringen. Mit verächtlicher Miene verneigte sich Laecdomon und ging.
    »Das ist ein treuer Diener, auf den ich gut verzichten könnte«, sagte der König leise, als er sich wieder Costis zuwandte. »Er glaubt sicher, dass das Essen für mich bestimmt ist, und wird einen harten Brotlaib und Oliven in einem versiegelten Krug holen.«
    Costis konnte ihm seine Meinung über Laecdomon nicht verdenken. Er hatte den Gardisten nie gemocht. Laecdomon war etwas unwirsch und unnahbar, und Costis war froh gewesen, ihn nicht in seinem eigenen Trupp zu haben. Aris mochte ihn auch nicht besonders, klagte aber häufiger über ein anderes Mitglied seines Trupps, Legarus, den er »Legarus den Wunderschönen« nannte. Legarus hatte nicht nur ein hübsches Gesicht, er stammte auch aus einer Landbesitzerfamilie, Aristogiton hingegen nicht. Legarus würde nie zum Truppführer aufsteigen, ganz gleich, wie vornehm seine Familie war, und das sorgte gelegentlich für Spannungen in Aristogitons Trupp.
    Der König unterbrach Costis’ abschweifende Gedanken. »Sag mal, Costis, warum bieten mir die Leute nur andauernd Essen an, das ich nicht essen kann, und blicken dann wie die gekränkte Unschuld drein, wenn ich sie darauf hinweise, dass ich es nicht selbst zerschneiden kann? Und auch keinen verschlossenen Krug öffnen? Und auch keinen weichen Käse mit einem Spatel oder gar mit einem Buttermesser verstreichen?«
    Weil du ein Emporkömmling von einem bocksfüßigen Barbaren bist, der die Königin von Attolia entführt und sie so gezwungen hat, ihn zum Mann zu nehmen, und weil du kein Recht hast, König zu sein , dachte Costis. Laut sagte er: »Ich weiß es nicht, Euer Majestät.«
    Eugenides erriet seine Gedanken und fand sie wohl amüsant. Er lachte. Costis verbarg sein Erröten, indem er noch einen Schluck Wein trank. Er fühlte sich kühl im Mund an und milderte den unbehaglich festen Knoten der Verzweiflung in seinem Bauch.
    »Woher stammst du, Costis?«
    »Aus Ortia, Euer Majestät. Das liegt im Gede-Tal oberhalb von Pomea.«
    »Wie groß ist der Hof?«
    »Nicht sehr groß, aber er ist schon seit langer Zeit im Besitz der Familie.«
    »Das Haus Ormentiedes, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Bist du ein jüngerer Sohn?«
    »Mein Vater ist einer.«
    »Du hast also gehofft, Land für deine Dienste zu erhalten?«
    Costis konnte nicht sprechen. Er nickte.
    »Costis.«
    Costis blickte auf.
    »Wenn es kein vorsätzlicher Verrat war, wird sie den Bauernhof nicht beschlagnahmen.«
    Costis winkte ab; er war unfähig, sein Wissen, dass die Wahrheit über sein Verbrechen weniger wichtig war als der Anschein, in Worte zu fassen.
    »Ich bin König«, hob Eugenides milde hervor.
    Costis nickte und trank noch einmal. Wenn Eugenides tatsächlich der unbestrittene Herrscher über Attolia war, warum saßen sie dann beide hier und warteten auf die Rückkehr der Königin? Wenn der König Costis’ Gedanken abermals erriet, ließ er es sich diesmal nicht anmerken. Er zog die Beine an und stand auf,

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