Der Gebieter
hielt – zu immer verkrampfteren Knoten des Zorns und der bitteren, bitteren Beschämung.
Kapitel 2
Costis hörte die Stimme der Königin über seinem Kopf. »Sagst du mir bitte, warum ich hierher in die Baracken kommen sollte, um mit meinem Gardisten zu sprechen?«
Und Eugenides antwortete, genauso ruhig: »Du hättest ihn vorführen lassen können.«
»Wärst du dann auch gekommen? Hinterher, wie der Schwanz dem Hund?«
»Bin ich nicht hinreichend königlich? Das hat mir Costis zumindes gerade gesagt.«
»Unköniglich in vielerlei Hinsicht, mein König – vor allem auch in der, dass du dir das von deiner Garde sagen lässt.«
Eugenides nahm den Tadel wortlos hin.
»Du hast nicht befohlen, ihn hängen zu lassen«, sagte die Königin.
Costis kämpfte gegen das Bedürfnis an, sich auf den Bauch zu werfen und auf die Königin zuzukriechen. Er war noch nie so hilflos gewesen. Es ging ihm wie einer Fliege im Spinnennetz: Je mehr er sich abmühte, desto schneller würde er verloren sein.
»Nein«, sagte der König. Costis hoffte stumm. »Ich will ihn nicht hängen.« Costis’ Hoffnung schrumpfte und zerbrach. Er verfluchte sich dafür, dass er auch nur im kleinsten Winkel seines Herzens geglaubt hatte, dass der König vorhaben könnte, seiner Familie den Verlust des Hofs zu ersparen.
»Du wirst dich nicht in den Gang der Gerechtigkeit einmischen« , sagte die Königin warnend.
»Na gut«, erwiderte der König gleichmütig, »dann häng sie alle beide auf.«
»Ihn und welchen anderen meiner getreuen Diener, mein König?« Sie erhob kein einziges Mal die Stimme; jedes Wort war kühl und deutlich, und ihr Zorn ließ Costis, der immer noch auf den Knien lag, erbeben.
»Teleus«, sagte der König schulterzuckend, und die Königin verstummte.
»Also war es eine vorsätzliche Tat«, sagte sie schließlich.
Mochten die Götter sie beide beschützen! Es war nicht vorsätzlich geschehen. Costis stemmte sich vom Boden hoch.
»Meine Königin.« Er sprach so ruhig, wie er konnte, und schaute in ihr Gesicht auf, als sie sich umwandte, um auf ihn herabzublicken. Er hätte lieber alles andere getan, als ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
»Hast du etwas zu sagen?« Sie sprach, als ob ihr Hund sich plötzlich aufgesetzt und um Gehör gebeten hätte.
Er hätte sie nicht als »seine Königin« anreden sollen. Er hätte »Euer Majestät« sagen sollen. Sie war immer »Euer Majestät«, ganz gleich, wer sie anredete, aber wenn er ein Verräter war, dann war sie nicht länger »seine Königin«. Bei dem Gedanken krampfte sich sein Brustkorb schmerzlich zusammen. Er hatte ihr von dem Tag an, als er rekrutiert worden war, mit der unverbrüchlichen Loyalität gedient, die alle Soldaten der Garde auszeichnete. Teleus selbst hatte ihn, jünger als die meisten anderen, zum Rekruten bestimmt, und nach einem Ausbildungsjahr hatte er ihn ausgewählt, in der Garde der Königin zu dienen. Er wich ihrem Blick nicht aus, als er sprach.
»Euer Majestät, bitte, es war Dummheit, kein Verrat. Lasst mich das beweisen, wenn ich kann. Bitte lasst nicht meinen
Hauptmann für etwas aufhängen, das allein meine Schuld war.« Er hatte zu viel Angst, den Bauernhof auch nur zu erwähnen.
»Weißt du, was du da anbietest?«, fragte die Königin.
»Nein, Euer Majestät«, gestand Costis flüsternd. Er wusste nicht um die Einzelheiten und nahm an, dass es sich nicht empfahl, gerade jetzt zu versuchen, sie zu erraten. Er war ohnehin schon kalkweiß vor Furcht. »Aber ich werde alles tun.«
»Na gut«, sagte der König verdrießlich, als wäre er dabei, ein Schachspiel zu verlieren, »dann häng Teleus eben nicht. Aber ich verstehe nicht, wie du Costis hängen kannst, wenn du seinen Vorgesetzten nicht hängen willst.«
Die Königin wandte sich wieder zu ihm um. »Ich könnte dich hängen«, sagte sie.
Eugenides sah zu ihr auf. »Die Gelegenheit dazu hast du verpasst« , entgegnete er.
Die Königin hob die Hand und legte sie sich kurz vor die Augen. »Es ist bemerkenswert, wie du meine sonst so klare Sicht trübst«, sagte sie. »Was schlägst du vor?«
»Ich schlage vor, dass du mich ihn an Teleus verkaufen lässt. Sein Leben im Austausch gegen Teleus’ Wohlverhalten.«
»Weiter«, drängte die Königin.
»Teleus hält viel von ihm. Er hat sich in der Schlacht von Thegmis ausgezeichnet, und sein Name wurde dir genannt, als er zum Führer eines Trupps befördert wurde.«
Costis zuckte zusammen; einst hatte er davon geträumt,
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