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Der Gebieter

Der Gebieter

Titel: Der Gebieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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und klang so fassungslos, wie Costis sich fühlte.
    »Du wolltest doch heute Morgen einen Gegner für einen Übungskampf?«, fragte die Königin und wandte sich wieder Eugenides zu.
    »Ja.«
    »Costis wird dir gute Dienste leisten«, sagte sie und stürmte aus dem Zimmer. Die Ringe glitten wieder über die Stange. Der Ledervorhang fiel, und das einzige Geräusch war das der vielen sich entfernenden Schritte auf dem Gang.
    Costis kauerte noch immer am Boden und blinzelte erstaunt in die Dunkelheit seiner Hände, die er vor die Augen geschlagen hatte. Als die Menge von Schritten die Treppe am Ende des Flurs erreicht hatte, ließ er schließlich die Hände beiderseits seiner Knie zu Boden sinken. Er legte sie behutsam auf die Holzdielen, als hätte er ein Erdbeben erlebt und wolle sichergehen, dass es vorüber war. Der König saß immer noch auf dem Schemel, die Beine weiterhin von sich gestreckt und an den Knöcheln gekreuzt.
    Der König fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und hielt inne, um sanft den Bluterguss neben seinem Mund zu betasten.
Am Ende sagte er: »Das war entsetzlich, aber ich nehme an, du bist an Aufregung gewöhnt?«
    Costis starrte ihn ausdruckslos an.
    »Sie würde Teleus nicht aufhängen. Sie hat niemanden, der ihn ersetzen könnte.«
    Als ob der König Teleus’ Leben in dem Bemühen aufs Spiel gesetzt hätte, Costis zu retten, statt bei dem Versuch zu scheitern, die Königin eines ihrer mächtigsten Unterstützer zu berauben! Costis wusste, was er gesehen hatte.
    »Ich habe dir ja gesagt, dass sie den Hof nicht einziehen würde.« Eugenides lächelte bar jeder königlichen Würde und ging.
     
    »Wünschst du dir immer noch, du hättest mich aufhängen lassen?«
    Sie hatte ihn nicht hereinkommen hören, aber er hatte ein Tintenfass auf ihrem Schreibtisch verschoben und ein Stück weit übers Holz gleiten lassen, um sie wissen zu lassen, dass er da war, bevor er gesprochen hatte. Er war bis in die kleinsten Einzelheiten rücksichtsvoll. Sie drehte sich nicht um.
    »Es ist schon Männern mit einem einzigen Schlag das Genick gebrochen worden«, sagte sie.
    Er warf ein Kissen auf den Boden und ging um sie herum, um sich darauf zu setzen; er ließ sich im Schneidersitz zu ihren Füßen nieder. »Ich kann mich doch nicht immer weiter entschuldigen« , sagte er.
    »Warum nicht?«, fragte sie über seinen Kopf hinweg.
    »Na ja«, sagte er nachdenklich, »ich glaube, das würde dich langweilen.«
    Es hätte keinen Zweck gehabt, darauf zu hoffen, dass ihm irgendwann die Dinge ausgehen würden, für die er sich entschuldigen musste. »Was ist geschehen?«, fragte sie kalt.
    Eugenides ließ die Schultern hängen und spielte an den Fransen des Kissens unter seinem Knöchel herum. Er legte jeden einzelnen Faden gerade hin. »Ich war wütend auf Teleus. Costis ist zu seiner Rettung herbeigeeilt.« Er brachte die Fransen wieder durcheinander. »Ich dachte, du würdest den armen Costis hängen.«
    »Das hätte ich auch getan, wenn du ihn nicht so hübsch an Teleus gekettet hättest.«
    »Wie einen Anker, um ihn hinabzuziehen«, pflichtete der König ihr bei.
    »Ich dachte, wir hätten eine Übereinkunft, was Teleus betrifft.«
    »Hatten wir auch. Haben wir noch«, versicherte der König ihr.
    »Und doch setzt du ihn aufs Spiel, um einem verräterischen, wertlosen Gardisten das Leben zu retten?«
    »Du hast Costis zuvor deinen treuen Diener genannt.«
    »Er war einst auch ein treuer Diener. Nun ist er keiner mehr. Du wirst ihn bei mir nicht reinwaschen können.«
    »Natürlich nicht«, sagte er demütig.
    Sie seufzte frustriert und fragte widerwillig nach der Wahrheit. »Hast du Lügengeschichten erzählt?«
    »Ich lüge niemals«, sagte er fromm. »Worüber?«
    »Den Sand, die Schlange.«
    Für einen jungen Mann, der niemals log, wirkte er von dieser Frage überraschend wenig gekränkt. »Du solltest Relius fragen. Dein Archivsekretär hat seit Wochen einen Verdacht und sich geradezu überschlagen, um mehr herauszufinden.«
    »Warum hast du dann nichts gesagt?«
    »Ich will nicht, dass in der Küche oder in der Garde hart durchgegriffen wird.«
    »Du willst also Leute vor Strafen bewahren, die sie verdient haben?«
    »Oh nein«, sagte der König. »Ich will nur sichergehen, dass die, die es am meisten verdient haben, auch diejenigen sind, die bestraft werden.«
    »Sag nur ein Wort, dann werden sie bestraft.«
    Er schüttelte den Kopf, und sie gab fürs Erste auf.

Kapitel 3

    Costis erwachte am nächsten Morgen

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