Der Gefährte der Wölfin - Arthur, K: Gefährte der Wölfin - Tempting Evil
ziemlich widerlich. Ich stand nicht sonderlich auf Vampire. Quinn, dem in Sydney eine Fluglinie gehörte, und mein Chef Jack, der die Wächterabteilung leitete, waren angenehme Ausnahmen. Gautier war ein gefährlicher Mistkerl. Als Wächter hatte er sich bislang zwar nichts zuschulden kommen lassen, aber er gehörte eindeutig zu den Bösen. Er war ein Klon, den man nur zu dem Zweck geschaffen hatte, dass er die Abteilung unter seine Kontrolle brachte. Noch hatte er nicht zugeschlagen, aber ich ahnte, dass er es bald tun würde.
Rhoan täuschte einen weiteren Schlag an und streifte diesmal mit dem Schläger meine Fingerknöchel. Die Haut brannte, aber ich zwang mich, die Hand nicht zu schütteln, sondern korrigierte ein wenig meine Haltung und bereitete mich auf den richtigen Angriff vor.
»Was ist los mit dir und Quinn?«
Nichts. Das war ja gerade das Problem. Erst hatte er ein großes Trara gemacht, ich sollte mich an meinen Teil unserer Vereinbarung halten, und dann hatte er überwiegend durch Abwesenheit geglänzt. Frustriert holte ich einmal tief Luft und schob mir ein paar schweißnasse Haarsträhnen aus der Stirn. »Können wir das nicht bereden, nachdem ich mich mit Kellen amüsiert habe?«
»Nein«, erwiderte er und bewegte sich auf einmal so schnell, dass er für mich nicht mehr zu sehen war. Da ich auch Vampirgene besaß, hätte ich auf Infrarot umschalten können, um seine Körperwärme zu erkennen, aber das war nicht nötig. Ich besaß das feine Gehör und die empfindliche Nase eines Wolfs. Ich konnte hören, wie er leichtfüßig auf der Plastikmatte um mich herumtänzelte, und seinen würzigen Ledergeruch orten.
Er näherte sich von hinten.
Ich warf mich nach unten, drehte mich auf der Matte um und trat mit voller Wucht von hinten gegen sein Bein. Er stöhnte, wurde langsam wieder sichtbar und versuchte taumelnd, sein Gleichgewicht wiederzuerlangen.
Ich rappelte mich hoch und stürzte mich auf ihn, war aber bei weitem nicht schnell genug. Er brachte sich außer Reichweite und schüttelte den Kopf. »Du nimmst das Ganze nicht ernst genug, Riley.«
»Doch.« Nur nicht so ernst wie er. Jedenfalls nicht heute Abend.
»Willst du denn unbedingt gegen Gautier kämpfen?«
»Nein, aber ich will unbedingt Kellen sehen.« Sexuell frustriert zu sein war für niemanden schön, aber für einen Werwolf war es besonders schlimm. Sex war ein wichtiger Teil unserer Kultur. Wir brauchten ihn genauso dringend wie ein Vampir sein Blut. Dieses gottverdammte Training hatte mich so viel Zeit gekostet, dass ich nicht einmal ins Blue Moon gekommen war, um mich ein bisschen zu amüsieren.
Erneut holte ich tief Luft und versuchte, in Ruhe nachzudenken. Ich wollte meinen Bruder zwar nicht verletzen, aber wenn ich sonst nicht hier wegkam, blieb mir wohl nichts anderes übrig.
Nur: Wenn es mir tatsächlich gelingen sollte, Rhoan zu schlagen, dachte Jack womöglich, dass ich einsatzbereit wäre. Und davor grauste es mir. Vielleicht hatte Rhoan ja recht, und ich sollte es nicht tun, egal was Jack sagte. Vielleicht würde ich dem nie gewachsen sein, und wenn ich noch so intensiv trainierte.
Vielleicht würde ich Mist bauen und alle in Gefahr bringen.
Letzteres hatte Rhoan zwar nicht gesagt. Doch je näher der Zeitpunkt rückte, an dem ich in Deshon Starrs kriminelle Organisation eingeschleust werden sollte, desto stärker wurde dieser Gedanke in mir.
»Das ist eine alberne Regel. Das weißt du«, sagte ich schließlich. »Wenn ich gegen Gautier kämpfe, beweist das noch gar nichts.«
»Er ist der Beste. Wenn ein Wächter gegen ihn gekämpft hat, ist er auf das vorbereitet, was ihn draußen erwartet.«
»Nur mit dem Unterschied, dass ich gar kein richtiger Wächter werden will.«
»Du hast keine Wahl mehr, Riley.«
Das war mir klar. Deshalb durfte ich zwar trotzdem protestieren, aber es waren nur leere Worthülsen. Verdammt, würde Jack mir heute anbieten, dass ich kein Wächter werden müsste, würde ich das Angebot glatt ablehnen. Unter keinen Umständen wollte ich mir die Gelegenheit entgehen lassen, Deshon Starr büßen zu sehen. Nicht nur meinetwegen, sondern wegen Misha und Kades Partner und all den unzähligen Männern und Frauen, die noch in irgendwelchen Zuchtstationen eingesperrt waren.
Ganz zu schweigen von all den Wesen, die in diesen Laboren gezeugt worden waren. Es waren widerliche Kreaturen, die die Natur niemals hervorgebracht hätte. Kreaturen, die nur geschaffen worden waren, um auf Befehl zu töten
Weitere Kostenlose Bücher