Der Gefährte der Wölfin - Arthur, K: Gefährte der Wölfin - Tempting Evil
könnte er das viel häufiger haben.«
Rhoan klang ziemlich genervt, und ich hob erstaunt die Brauen. »Er stellt dir frei, zusammen zu sein, mit wem du willst. Das würde ich nicht gerade als klammern bezeichnen.«
»Weiß ich, aber …« Er zögerte und zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, ob ich ihm geben kann, was er sich wünscht. Ich weiß nicht, ob ich dazu jemals in der Lage sein werde.«
So ziemlich das Gleiche hatte ich vor zwei Monaten zu Quinn gesagt. Es war erstaunlich, wie parallel sich unser Liebesleben entwickelte. Allerdings standen hinter meinen Worten ganz andere Beweggründe als bei meinem Bruder. Rhoan liebte Liander. Das konnte ich von mir in Bezug auf Quinn nicht behaupten. Wir kannten uns ja schließlich kaum, abgesehen vom Sex.
Und Liander war zumindest in guten wie in schlechten Zeiten bei Rhoan geblieben. Quinn dagegen war schon wieder davongelaufen, obwohl er behauptet hatte, er würde mich nicht gehen lassen, bis die Sache zwischen uns geklärt war.
Keine Ahnung, wie er das von Sydney aus schaffen wollte. Vielleicht war er auch zu dem Schluss gekommen, dass ich ihm zu viele Schwierigkeiten machte und es besser war, sich nicht mit mir abzugeben. Doch wir hatten ein paar ziemlich intensive erotische Träume miteinander geteilt, und ich glaubte kaum, dass einer von uns ernsthaft erwog, den anderen jetzt zu verlassen.
Ich drückte meinem Bruder leicht den Arm. »Liander liebt dich. Er wird auf dich warten.«
Rhoan sah mir in die Augen. »Ich weiß nicht, ob ich so viel Liebe verdient habe.«
Ich sah ihn erstaunt an. »Ich liebe dich auch.«
Er strich mir leicht über die Wange. »Ja, aber du bist als meine Zwillingsschwester und Rudelkameradin dazu verpflichtet.«
»Stimmt.« Ich musterte ihn einen Augenblick, dann sagte ich leise: »Nur weil unser Rudel uns verstoßen hat, heißt das nicht, dass wir nicht liebenswert sind.«
Wie oft hatte er das in all den Jahren zu mir gesagt? Und jetzt, wo er selbst in einer Krise steckte, fiel es ihm genauso schwer, es zu glauben.
Er lächelte warm, aber irgendwie traurig. »Im Unterschied zu dir will ich mich nicht binden. Überhaupt nicht. Ich will zusammen sein, mit wem ich will und wann ich will.«
»Mit wem?«, unterbrach ich ihn ziemlich gereizt. »Du willst mir doch wohl nicht erzählen, dass du dich immer noch mit Davern triffst?«
Rhoan fühlte sich sichtlich unwohl. »Nur wenn er in der Stadt ist, und das kommt derzeit nicht oft vor.«
»Aber hast du Liander nicht erklärt, dass ihr zwei kein Paar mehr seid?«
»Das sind wir auch nicht. Nur gelegentliche Liebhaber.«
»Das ist im Prinzip dasselbe und dürfte Liander kaum gefallen.«
Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat meine Beziehungsunfähigkeit ja mit dem zu tun, was ich bin.«
Damit meinte er seine Homosexualität, nicht sein Dasein als Wächter oder die Tatsache, dass er ein Mischling war. Das ärgerte mich.
»Liander ist genau wie du und will sich trotzdem binden. Red’ dich nicht raus, nur weil du Angst hast.«
Er hob empört die Brauen, und seine silberfarbenen Augen blitzten scharf, was darauf hindeutete, dass ich den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. »Angst?«
»Ja. Sich zu binden heißt, sich zu bekennen. Du willst dich zu niemandem bekennen. Nicht weil es dir angeboren wäre, sondern weil du dich so entschieden hast. Gesteh dir das wenigstens ein. Und ihm ebenso.«
»Er verdient mehr als nur einen Teilzeitliebhaber.«
»Mag sein«, stimmte ich zu, worauf Rhoan mich erstaunt ansah. »Aber wir haben beide nicht das Recht, das für ihn zu entscheiden. Es ist seine Entscheidung und sein Leben.«
Rhoan lächelte schwach, dann beugte er sich vor und küsste mich auf die Stirn. »Für ein Mädchen bist du ganz schön schlau. Ich hoffe, du beherzigst deinen Rat auch in deinem eigenen Leben.«
»Ich? Einen Rat befolgen? Eher schneit es an Weihnachten.« In Melbourne fiel der Sommer auf den Dezember. Es musste also schon extreme Klimaveränderungen geben, damit das passierte. Doch nach all den merkwürdigen Wendungen, die mein Leben in letzter Zeit genommen hatte, hielt ich es sogar für möglich, dass es an Weihnachten schneite.
Und dass ich meinen eigenen Rat beherzigte.
Ich gab Rhoan den Schläger und schob ihn sanft in Richtung Ausgang. »Geh und rede mit ihm.«
»Soll ich dich nicht zur Umkleidekabine begleiten?«
»Nein, es ist alles okay.« Solange jemand hier unten trainierte, wurde die Arena videoüberwacht. Außerdem war ich mir
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