Der gefangene Stern
überlegt, für ein paar Wochen in den Norden zu fahren und zu warten, bis sich die ganze Aufregung gelegt hat.“ Er zuckte gleichmütig mit den Schultern, als sie ihn anstarrte. „Das zwischen uns wurde ein bisschen zu ernst. Ist nicht mein Stil. Also dachte ich, ich hau einfach ab. Wenn ich du wäre, würde ich die Polizei rufen, ihnen den Stein übergeben und das Ganze als ein interessantes Wochenende verbuchen.“
„Du willst mich sitzen lassen“, sagte sie so leise, dass er sich ganz erbärmlich fühlte.
„Sagen wir so, ich ziehe einfach weiter. Ein Mann muss sehen, wo er bleibt.“
„All die Dinge, die du gesagt hast …“
„Komm schon, Herzchen, wir sind doch beide erwachsen. Wir wussten doch, worum es geht. Ich sag dir was. Ich setze dich in der nächstgelegenen Stadt ab und gebe dir ein paar Dollar für die Rückreise.“
Statt zu antworten, wankte sie zurück zur Veranda, jeder Schritt war wie ein Schnitt in sein Herz. Als sie auf die Knie sank und das Gesicht in den Händen vergrub, wünschte er sich selbst zu Teufel. Aber wenigstens war sie in Sicherheit. Und das war alles, was zählte.
Er schnappte nach Luft, als sie den Kopf in den Nacken warf und in lautes Gelächter ausbrach.
„Ach, du Vollidiot“, stieß sie unter Tränen hervor. „Hast du wirklich gedacht, dass ich dir das abnehme?“ Es gelang ihr kaum zu sprechen, und je mehr sich seine Miene verdüsterte, desto schallender lachte sie. „Nun sollte ich dir wohl tränenreich die Verteilerkappe überreichen und dann allein im Haus meine Wunden lecken.“ Sie wischte sich über die Augen. „Du bist so in mich verliebt, Jack, dass du keinen klaren Gedanken mehr fassen kannst.“
„Das könnte sich ändern“, murmelte er.
„Nein, könnte es nicht. Es hat dich mitten ins Herz getroffen, und ich kenne das Gefühl. Wir sind aneinandergekettet, Jack. Daran kann keiner von uns mehr etwas ändern.“ Während sie mit einer Hand über ihre schmerzenden Rippen strich, atmete sie tief ein. „Ich sollte dir dafür in den Hintern treten, dass du es auch nur versucht hast, aber es war so albern. Und so süß.“
Angesichts des Wortes „süß“ kam er sich noch mehr wie ein Trottel vor. Es war ihm nicht gelungen, sich heimlich davonzumachen. Wut und Drohungen hatten nicht geholfen, und seine Lügen amüsierten sie nur.
Also versuche ich es mal mit der Wahrheit, dachte er. Mit der einfachen, ungeschönten Wahrheit. „Okay, du hast mich erwischt.“ Er setzte sich neben sie. „Ich habe noch nie einer Frau gesagt, dass ich sie liebe“, begann er. „Ich habe nie jemanden geliebt. Keine Frau, keinen Freund, niemanden aus meiner Familie.“
„Jack.“ Sie strich ihm gerührt das Haar aus der Stirn. „Du hast einfach nie die Chance bekommen.“
„Ist egal.“ Er ergriff ihre Hand. „Was ich letzte Nacht gesagt habe, stimmt, M.J. Es gibt nur dich. Das kannst du nicht verstehen, nicht ganz jedenfalls. In deinem Leben gibt es andere Menschen, wichtige Menschen.“
„Ja.“ Sie küsste ihn auf die Wange. „Es gibt Menschen, die ich liebe. Vielleicht gibt es nicht nur dich. Aber es gibt dich. Und was ich für dich empfinde, ist mehr, als ich jemals zuvor für jemanden empfunden habe.“
Einen Moment starrte er auf ihre Hände. Sie passten so perfekt zusammen. „Ich habe sehr lange so gelebt, wie es mir passte“, fuhr er fort. „Ich bin Verpflichtungen aus dem Weg gegangen, und es ist mir nie schwergefallen. Bis du gekommen bist. Du hast gestern wegen Menschen geweint, die du liebst. Und als ich dich dann in den Arm genommen habe, wurde mir klar, dass ich alles für dich tun würde. Also lass mich das jetzt bitte für dich tun.“
„Du wolltest mich hier zurücklassen, weil ich geweint habe?“
„Ja, und weil ich dadurch endlich begriffen habe, wie wichtig dir deine Freundinnen sind und wie sehr du dich die ganze Zeit zusammengerissen hast. Ich muss dir einfach helfen. Und ihnen.“
Schnell sah sie zur Seite, weil es niemandem helfen würde, wenn sie jetzt schon wieder in Tränen ausbrach. Seine Worte berührten eine bisher unbekannte Stelle ihres Herzens. „Ich liebe dich ja schon, Jack. Aber jetzt bin ich kurz davor, dich anzubeten.“
„Dann wartest du also hier.“
„Nein.“ Sie nahm sein Gesicht in beide Hände. „Aber ich bin nicht mehr sauer auf dich.“
„Toll.“ Er sprang auf. „Hast du überhaupt zugehört? Ich will dich nicht verlieren. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir irgendetwas
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