Der gefangene Stern
nur für ihn geschaffen worden. Ihre Macht war von Anbeginn ihm bestimmt.
Sie verloren zu haben, fühlte sich an wie zersplittertes Glas in seiner Kehle.
Er erhob sich, riss den Rubinring vom Finger und schleuderte ihn durch den Raum. Er würde sie zurückbekommen, das wusste er. Aber dafür musste er ein Opfer bringen. Dem Gott, dachte er mit einem langsamen Lächeln. Dem Gott ein Opfer bringen.
Ein Blutopfer.
Er verließ den Raum voller Kostbarkeiten, ohne das Licht auszuschalten.
11. KAPITEL
J ack dachte daran, eine Nachricht zu schreiben. Denn wenn sie aufwachte, würde sie allein sein. Zuerst würde sie vermutlich denken, dass er weggefahren war, um den kleinen Laden ausfindig zu machen, von dem sie ihm erzählt hatte. Sie würde ungeduldig sein, ein bisschen verärgert, und dann, nach einer Stunde würde sie befürchten, dass er sich verfahren hatte.
Aber es würde nicht allzu lange dauern, bis sie erkennen würde, dass er verschwunden war.
Während er die Treppe hinunterschlich, stellte er sich vor, dass sie zunächst mit Wut auf diese Erkenntnis reagieren würde. Sie würde durchs Haus stürmen, ihn verfluchen, wilde Drohungen ausstoßen und vermutlich gegen irgendwelche Möbel treten.
Er fand es beinahe schade, diesen Anblick zu verpassen.
Vielleicht würde sie ihn sogar einen Moment lang hassen. Aber hier war sie in Sicherheit, und das war alles, was zählte.
Er trat aus dem Haus in den stillen Morgendunst, der auf den Bäumen ruhte und den Himmel trübte. Ein paar Vögel zwitscherten, Graces Blumen verströmten ihren betäubenden Duft, Tau lag auf dem Gras. Er entdeckte am Waldrand ein Reh, vermutlich dasselbe wie am Tag zuvor.
Sie musterten einander einen kurzen Moment lang interessiert, dann lief das Reh lautlos am Waldrand entlang, bis die Bäume es verschluckten.
Wenn alles so verlief, wie er es sich vorstellte, war er vor Einbruch der Dunkelheit zurück. Und auch wenn es nicht so leicht gehen würde, könnte er sie irgendwann bestimmt davon überzeugen, dass er nur ihr Bestes gewollt hatte. Und wenn er ihre Gefühle verletzt hatte … nun, verletzte Gefühle erholten sich wieder.
Noch einmal dachte er darüber nach, ihr eine Notiz zu schreiben, eine knappe, sachliche. Aber er entschied sich dagegen. Sie würde schon schnell genug dahinterkommen, sie war schließlich eine kluge Frau.
Meine Frau, dachte er, während er hinters Lenkrad glitt. Was immer ihm im Tagesverlauf zustieß – sie jedenfalls war in Sicherheit.
Wie ein zum Gefecht gerüsteter Soldat oder ein für den Kampf bewaffneter Ritter zwang er sich, seine Frau zurückzulassen und in den Sonnenaufgang zu reiten. Zumindest fühlte es sich so an, als er den Zündschlüssel umdrehte und der Motor nur mit einem dumpfen Klicken reagierte.
Seine Stimmung sank in sich zusammen wie ein Segel ohne Wind.
Großartig, genau das, was er jetzt brauchte. Er sprang aus dem Wagen, widerstand dem Drang, die Tür zuzuknallen, öffnete leise fluchend die Motorhaube und steckte den Kopf darunter.
„Suchst du was, Kumpel?“
Langsam zog er den Kopf wieder unter der Haube hervor. M.J. stand mit gespreizten Beinen auf der Veranda, die Hände in die Hüften gestemmt und Wut in den Augen. Ein Blick hatte gereicht, um festzustellen, dass die Verteilerkappe fehlte, und er brauchte sie nicht einmal anzusehen, um zu wissen, wer sie hatte.
Doch er blieb gefasst. Er hatte schon Schlimmeres überstanden als eine wütende Frau. „Sieht so aus. Du bist früh auf, M.J.“
„Du auch, Jack.“
„Ich hatte Hunger.“ Er lächelte – und blieb vorsichtshalber auf Abstand. „Ich dachte, ich besorge uns was zum Frühstücken.“
Darauf hob sie gerade mal eine Augenbraue. „Hast du deine Keule im Auto?“
„Meine Keule?“
„Das ist es doch, was Neandertaler tun, oder nicht? Sie nehmen ihre Keule und machen sich im Wald auf die Suche nach Fleisch.“
Während sie die Treppe herunterkam, lächelte er tapfer weiter. „Ich hatte etwas Zivilisierteres im Sinn. So was wie Eier und Speck.“
„Ach? Und wo willst du um diese Uhrzeit Eier und Speck auftreiben?“
Das war eine gute Frage. „Äh … ich dachte, ich könnte vielleicht einen Bauernhof finden und, weißt du …“ Keuchend stieß er den Atem aus, als eine Faust in seinem Magen landete.
„Lüg mich nicht an. Sehe ich so aus, als wäre ich doof?“
Er hustete, rang nach Luft und richtete sich schließlich wieder aus. „Nein. Hör mal …“
„Dachtest du, ich hätte nicht gemerkt, was
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