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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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keine Chance. Und diese Beweise werden wir nie vorlegen können.«
    Er machte eine kurze Pause und fügte dann noch bekräftigend hinzu: »Und wenn wir erst einmal aus Judäa heraus und im Land des Herodes Antipas sind, wird sich erst recht keiner dafür interessieren, was mit uns Judäern passiert. Du weißt ja, dass Herodes Antipas nach dem Tod seines verschlagenen, blutrünstigen Vaters nicht das ganze Reich zugesprochen bekam, sondern mit seinen Brüdern hat teilen müssen. So ist er nur Landesfürst über Galiläa und Peräa geworden, hält sich aber dennoch für den König der Juden und würde gern auch über Judäa, Idumäa und Samaria regieren. Und obwohl er aus dem Geschlecht der Idumäer kommt und somit gar kein echter Jude ist und zudem auch noch als treuer Gefolgsmann zu Rom steht, spielt er doch mit Vorliebe die Rolle des Verteidigers des jüdischen Glaubens. Und damit stößt er bei Pontius Pilatus, dem römischen Präfekten für Judäa, Idumäa und Samaria, auf sehr wenig Gegenliebe. Die beiden sind sich doch spinnefeind.«
    Jona nickte. »Du hast Recht, in Galiläa wird sich keiner für ein paar Schuldsklaven aus Judäa interessieren. In den Städten dort sollen ja mittlerweile auch schon mehr Heiden als Juden leben«, pflichtete er Timon bei und stutzte dann. »Aber da ist etwas ganz anderes, was ich überhaupt nicht verstehe.«
    »So? Und das wäre?« »Berechja ist doch ein reicher Gutsbesitzer, dem mehrere einträgliche Güter gehören. Wieso hat er es überhaupt nötig, sich auf so ein schmutziges Geschäft einzulassen?«, rätselte Jona.
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über Timons Gesicht. »Das kann ich dir verraten. Du bist nämlich nicht der Einzige, der Augen und Ohren offen hält und wissen will, was gespielt ist«, sagte er ein wenig prahlerisch.
    »Erzähl!« »Also, nach dem, was mir auf unserem Gut zu Ohren gekommen ist, hat Berechja letztes Jahr eine gewaltige Summe Geldes in eine Karawane investiert, die Myrrhe, Weihrauch, Gewürze und andere kostbare Waren aus Südarabien holen sollte. Nur ist diese Karawane auf dem langen Weg irgendwo in der arabischen Wüste verschollen oder überfallen worden. Auf jeden Fall fehlt jede Spur von ihr.«
    »Das wird gewiss ein ungeheurer Verlust für ihn gewesen sein«, räumte Jona ein. »Aber muss er deshalb gleich zu solch verbrecherischen Mitteln greifen, um diesen Verlust wieder wettzumachen?«
    »Offenbar, denn er soll seine Güter kräftig beliehen haben, um die große Karawane mit dem geliehenen Geld ausrüsten und nach Arabien schicken zu können.«
    »Oh!«, entfuhr es Jona unwillkürlich. »Damit sieht die Sache natürlich ganz anders aus.«
    »Das kannst du wohl sagen! Ich hoffe inständig, Berechja hat sich so weit über beide Ohren verschuldet, dass er irgendwann selbst in Schuldhaft gerät!«, sagte Timon grimmig. »Aber was reden wir all die Zeit nur von diesem gottlosen Schurken? Warum erzählst du zur Abwechslung nicht mal von dir?«
    »Von mir?«, fragte Jona überrascht zurück.
    »Ja, etwa wie du überhaupt in die schmutzigen Hände dieses Dreckskerls gekommen bist!«, forderte Timon ihn auf. »Ich erzähl dir dann auch meine Geschichte, wenn es dich interessiert.«
    »Na, die meine ist schnell erzählt«, sagte Jona. Er verzog das Gesicht und dachte, dass man seine Geschichte so oder ähnlich bestimmt vieltausendfach überall im Land hören konnte. Denn die Zeiten waren hart und die Not der Menschen groß. »Wir hatten westlich von Merescha ein kleines Stück Land und auch einen kleinen Olivenhain und es ging uns ganz ordentlich. Aber dann gab es zwei Missernten hintereinander und das Elend begann. Mein Vater musste den Olivenhain verkaufen, und als wir ein Jahr später sogar so wenig zu essen hatten, dass wir an das Saatgut gehen mussten, machte mein Vater die ersten Schulden bei Berechja. Er hoffte, sie nach der nächsten Ernte zurückzahlen zu können, aber es reichte nicht. Im Gegenteil, er musste weitere Schulden machen.«
    »Klingt sehr vertraut«, warf Timon ein.
    »Aber obwohl es uns schlecht ging, zahlte er weiterhin nicht nur pünktlich die römischen Steuern, sondern auch beharrlich den jährlichen Zehnt 11 , die Tempelsteuer und die Teruma 12 , obwohl viele andere in unserer Gegend, denen es sogar um vieles besser ging, es mit diesen freiwilligen Abgaben an das Heiligtum nicht so genau nahmen. Aber mein Vater hielt eisern daran fest, war er doch ein gottesfürchtiger Mann«, berichtete Jona. »Deshalb hielt er

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