Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der gehetzte Amerikaner

Der gehetzte Amerikaner

Titel: Der gehetzte Amerikaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
klammerte sich mit schmerzenden
Fingern in eine Felsspalte, und es gelang ihm, sich festzuhalten.
      Als sich das Wasser wieder zurückgezogen hatte,
kämpfte er sich über die letzten Klippen hinweg und erreichte
endlich festes Land. Einen Augenblick später stand er auf einem
schmalen Sandstreifen am Ende des aufragenden Felsenufers.
      Er setzte sich erschöpft auf den Sand,
stützte den Kopf in die Hände, und die ganze Welt verschwand
hinter dem Brüllen der See. Der Geschmack des Salzwassers steckte
in seiner Kehle; er mußte sich übergeben und brachte eine
ansehnliche Menge Meerwasser hervor.
      Endlich erhob er sich schwerfällig, drehte sich
um und musterte den Felsabhang hinter sich. Er war kaum höher als
zwanzig bis fünfundzwanzig Meter und stieg sanft an, war jedoch
von Spalten, Rissen und zeitweise auch von tiefen Schluchten
durchzogen.
      Dort hinaufzuklettern war bestimmt nicht schwierig;
doch Brady fühlte sich erschöpft, zu Tode erschöpft.
Noch immer dröhnte die See in seinen Ohren, und die ganze Szenerie
mit allen Dingen um ihn herum hatte einen Zug des Unwirklichen an sich,
als ob sie nicht in Wirklichkeit existiere, sondern nur in einem
Alptraum vorkäme.
    »Was tue ich eigentlich
hier?« fragte er sich selbst, aber er erhielt keine Antwort,
weder aus seinem Innern noch von sonstwo her. Da schleppte er sich den
Abhang empor und warf sich oben bäuchlings auf die Erde, das
Gesicht in das nasse Gras gedrückt.
    12

    Nach einer langen Zeit schlug er die Augen wieder auf und
erblickte nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht zwei Stiefel. Sie
waren handgearbeitet und offensichtlich sehr teuer; das fiel ihm selbst
in seiner ersten Verwirrung auf. Dann wollte er aufstehen, doch ein
tiefes warnendes Knurren, das wie fernes, schwaches Donnerrollen klang,
hielt ihn davon ab.
      Langsam und vorsichtig rollte er sich auf den
Rücken und schaute auf. Über ihm stand Miklos Davos. Er trug
eine hüftlange Jagdjoppe mit einem Pelzkragen und hatte einen
grünen Tirolerhut in sein fast dreieckiges,
diabolischhäßliches Gesicht gezogen. Unter dem Arm hielt er
eine doppelläufige Schrotflinte.
      Das warnende Knurren kam von einem prächtigen,
schwarzweiß melierten Dobermann, dessen Augen wie glühende
Kohlen glimmten.
      »Platz Nero, nimm Platz!« beruhigte Davos
den Hund. »Ich glaube nicht, Nero, daß wir uns wegen dieses
Mr. Brady zu beunruhigen brauchen… Er sieht nicht allzu gesund
aus.«
      Mit diesen Worten ließ er sich im Gras nieder,
legte die Flinte quer über die Knie und holte eine große
lederne Feldflasche hervor.
      »Ich habe Ihre Bemühungen während der
ganzen letzten halben Stunde beobachtet. Sie hatten eine etwas rauhe
Überfahrt gehabt. Ein kleiner Brandy wird Ihrem Magen
guttun!«
    Brady war noch zu benommen, als daß
er es auf einen Wortwechsel ankommen lassen wollte; so nahm er wortlos
die Flasche und trank einen großen Schluck. Unwillkürlich
mußte er keuchen, als ihm das scharfe Getränk brennend die
Kehle hinunterrann.
      Ein warmes, äußerst angenehmes Gefühl
verbreitete sich vom Magen aus in seinem Körper. Er nahm noch
einen zweiten Schluck und fühlte sich dann bei weitem wohler.
      Davos hatte sich unterdessen eine türkische
Zigarette angesteckt und lächelte Brady jetzt unergründlich
an.
      »Ich schätze, Sie fühlen sich noch nicht ganz wie ein Ertrunkener, nicht wahr, mein Freund?«
    »Sie Halunke!« krächzte Brady.
      Wieder huschte ein zynisches Lächeln über das dunkle, häßliche Gesicht von Davos.
      »Ich sehe, Sie haben in der Tat noch einen
Funken Leben in sich. Dann ist ja alles gut. Möchten Sie
vielleicht eine Zigarette?«
      Brady nahm sich eine und beugte sich vor, zu dem ihm
dargereichten Feuerzeug. Einen Augenblick lang dachte er daran, einen
Angriff zu wagen, aber der Dobermann begann plötzlich wieder
drohend zu knurren, als ob er Bradys Gedanken gespürt habe.
      So ließ sich Brady wieder zurückfallen und
genoß die Zigarette. Allerdings war sie ziemlich scharf, und der
Rauch des starken türkischen Tabaks reizte ihn fast zum Husten.
Dann fragte ihn Davos: Ȇbrigens, da ich seit gestern nichts
mehr von Haras gehört habe, nehme ich an, daß ich auch in
Zukunft nichts mehr von ihm erfahren werde. Oder gehe ich fehl in
dieser Annahme?«
      »Er ist leider in der vergangenen Nacht einem
dummen Unfall zum Opfer gefallen«, berichtete Brady. »Er
hätte wirklich besser aufpassen sollen, wohin er trat.«
    »Sie

Weitere Kostenlose Bücher