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Der gehetzte Amerikaner

Der gehetzte Amerikaner

Titel: Der gehetzte Amerikaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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haben in den letzten Tagen
erstaunlich viel geleistet«, sagte Davos anerkennend. »Als
mir Haras berichtete, daß es Ihnen gelungen sei, aus dem
Zuchthaus von Manningham auszubrechen und ihm zu entwischen, hatte ich
gleich so eine Ahnung, daß wir einander noch einmal begegnen
würden.«
      »Ich wäre Ihnen bis in die Hölle
gefolgt, wenn es notwendig gewesen wäre«, meinte Brady
leise.
      »Aber die Hölle ist doch schon
überfüllt, mein Freund«, erwiderte Davos lächelnd.
»Übrigens habe ich in dieser Affäre niemals
persönliche Antipathien oder Sympathien verflochten, Brady.«
      »Ich weiß«, sagte Brady schwer.
»Ich hatte lediglich das Pech, der erstbeste Betrunkene zu sein,
der in jener Nacht auf einer Bank an der Uferpromenade
saß.«
      »Ja, so ist es«, bestätigte Davos.
»Wenn man an Ihnen das Todesurteil vollstreckt hätte,
wäre alles aus und in bester Ordnung gewesen. Aber
unglücklicherweise hat der Innenminister das Urteil in
Lebenslänglich umgewandelt…«
      »Und dadurch haben sich die Dinge für Sie sehr kompliziert«, ergänzte Brady.
      »Natürlich, Sie sehen das ganz
richtig«, bestätigte Davos. »In diesem Land brauchen
doch begnadigte Mörder nicht mehr als sieben Jahre ihres Urteils
abzusitzen. Die Engländer sind ein so humanes Volk…«
      »Und da entschlossen Sie sich, das
ursprüngliche Gerichtsurteil selbst zu vollstrecken!« sagte
Brady bitter.
    Der andere lächelte süffisant.
      »Aber mir blieb doch keine andere Wahl! Es
bestand ja immer die Möglichkeit, daß Sie durch einen Zufall
mein Gesicht auf irgendeiner Abbildung zu sehen bekämen und es
wiedererkennen würden. Vielleicht auf einem Zeitungsfoto oder
ähnlichem… Und wenn es nicht dieses Jahr war, so konnte es
doch im nächsten oder übernächsten Jahr geschehen. Ich
konnte es nicht zulassen, daß eine solche Möglichkeit
bestand und meinen Seelenfrieden in alle Zukunft hinein
bedrohte.«
    Brady schnippte seine halb aufgerauchte Zigarette in die
    Gegend. Er war völlig übermüdet; so müde,
daß er sich nur mit äußerster Mühe auf ihr
Gespräch konzentrieren konnte. »Und was geschieht nun
weiter?«
      »Wir sind beide in einer sehr unangenehmen
Situation, nicht wahr?« lächelte Davos. »Und nicht nur
wir zwei. Sie und ich, sondern auch Nero hier, mein Dobermann.
Übrigens habe ich meinen Hauswart und seine Frau zum Festland
hinübergeschickt, als ich gestern hier eintraf. Wir sind also
unter uns!«
      Der Ungar stand auf, und auch Brady taumelte auf seine Füße hoch und schaute Davos leicht schwankend an.
      »Na, was soll es sein?« fragte Brady. »Vielleicht eine Kugel in den Rücken?«
      »Aber mein lieber Freund, wir werden unsere Angelegenheit doch nicht so unsportlich austragen!«
      Davos tätschelte den Hund, der unaufhörlich
winselte. »Es sind wundervolle Tiere, diese
Dobermänner… Wenn sie richtig auf Mann dressiert sind,
können sie einen Menschen in weniger als einer Minute
zerreißen, mein werter Brady.«
    »Wirklich eine bewundernswerte Leistung«, bemerkte Brady.
    »Ja, das ist es.«
      Davos trat zurück und hob die Flinte. »Ich
denke, wenn ich Ihnen bis zu dem Zaun dort oben auf der Spitze des
Hügels Vorsprung gebe, haben Sie eine faire Chance. Es müssen
mindestens sechzig Meter bis dorthin sein.«
      »Wenn ich doch nur zwei Minuten mit Ihnen allein
sein könnte«, knirschte Brady haßerfüllt.
»Länger würde ich bestimmt nicht
brauchen…«
      »Und ich möchte Ihnen jetzt raten,
loszurennen«, zischte Davos. »Meine Geduld ist nämlich
langsam erschöpft…!«
    Brady brauchte einige Zeit, um bis auf
die Spitze des Hügels zu gelangen. Er hatte keine Kraft mehr;
seine Glieder waren schwer wie Blei.
      Einmal blieb er stehen, um über seine Schulter
zurückzuschauen. Davos stand abwartend noch immer an der gleichen
Stelle und hielt den Hund am Halsband fest.
      »Sie können sich ruhig etwas beeilen, Brady«, rief er ihm nach.
      Wie hatte noch die alte Frau gesagt? Einen brutalen
Sadisten hatte sie Davos genannt… In Brady glühte
plötzlich ein Funke auf; heiße Wut stieg in ihm hoch, und
eine Begierde nach Rache erfüllte seine schweren Glieder mit neuer
Energie. Mit wenigen Sprüngen erklomm er die Hügelspitze und
kletterte über den Zaun.
      Der Dobermann heulte einmal kurz auf, als Davos ihn
freiließ. Brady rannte einen leichten geneigten Abhang hinunter
auf eine baumbestandene Senke zu. Er hatte etwa drei oder vier

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