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Der gehetzte Amerikaner

Der gehetzte Amerikaner

Titel: Der gehetzte Amerikaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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nicht bei mir«, stotterte
Brady.
      Spuckend und hustend begann der Motor plötzlich
wieder zu laufen, und Brady klappte erleichtert die Kühlerhaube
herunter.
    »Ich glaube, jetzt ist alles wieder in Ordnung.«
      Er wollte zur Wagentür gehen, doch der Polizist hielt ihn am Arm fest und drehte ihn herum.
      »Nein, noch nicht ganz, Sir. Eine Minute bitte
noch; ich schätze, ich muß Sie…« Plötzlich
erstarben ihm die Worte im Munde, und seine Augen weiteten sich vor
Erstaunen, als er Brady ins Gesicht sah.
    »Sie sind doch Brady«, sagte er tonlos; »Matthew Brady…!«
      In dieser Sekunde blieb der Motor wieder weg, und in
der eintretenden Stille lag so etwas wie ein endgültiges Urteil.
Dieses Schweigen dauerte einige Sekunden lang; dann spürte Brady
plötzlich, wie sich die Finger um seinen Arm fester krampften; da
schlug er in einer wilden Aufwallung von Verzweiflung mitten hinein in
das großflächige, ehrliche Gesicht vor ihm und stürzte
davon, hinein in den Nebel.
    Nachdem er außer Sicht war,
zwängte er sich seitwärts durch die Hecke und rannte quer
über ein umgepflügtes Feld. Nach einer Weile kam er an einen
Zaun, kletterte hinüber und ging langsamer. Nach einer weiteren
halben Meile blieb er schließlich stehen und warf sich in einer
kleinen Schonung auf die Erde unter einen Baum.
      Es war weit und breit kein Geräusch von etwaigen
Verfolgern zu hören, und er hatte das auch nicht erwartet. Der
Polizist konnte jetzt bestenfalls an der nächstgelegenen
Telefonzelle angekommen sein, seinen geschwollenen Mund halten und
seinem Vorgesetzten die Meldung durchgeben. Allerdings würde in
einer Stunde oder spätestens in zwei jeder Mann im ganzen
Distrikt, der nur kriechen konnte, hinter ihm her sein, und er
saß dann in der Falle. In einer Falle, deren eine Seite durch die
See abgeschlossen wurde… Die einzige Chance, auf die er noch
hoffen konnte, bestand darin, rechtzeitig Harth zu erreichen, ein Boot
zu stehlen und nach Shayling Island hinüber zu gelangen.
      Er stand auf und marschierte weiter, aber der Nebel
war so dicht, daß Brady nach der ersten Stunde seinen
Orientierungssinn vollkommen verloren hatte. Er fühlte sich zwar
nicht direkt müde, aber seine Beine begannen zu schmerzen, und
sein Magen war völlig leer.
      Er entschloß sich schließlich zu einer
kurzen Ruhepause, setzte sich unter einen Baum und rauchte seine letzte
Zigarette. Ein leichter Wind fuhr durch die Bäume und brachte den
für ihn so aufmunternden Salzgeruch der See mit sich. Er
fühlte neue Kräfte in sich und stand hastig auf. Es war klar,
wenn er nur immer dem Wind entgegenging, mußte er unmittelbar an
die Küste kommen, und dann brauchte er nur dem Strand zu folgen,
um nach Harth zu gelangen.
      Er begann wieder rasch auszuschreiten, doch
plötzlich ertönte links von ihm ein lauter Ruf, und als er
sich umwandte, sah er die Gestalten von drei Männern, die sich aus
dem Nebel lösten und am Waldrand stehenblieben.
    »Halt! Keinen Schritt weiter!« rief einer von ihnen.
      Brady drehte sich um und wollte davonrennen, da
knallte eine Schrotflinte, und durch die Bäume über ihm
pfiffen Schrotkugeln. Ein Hund begann aufgeregt zu bellen, doch Brady
ließ sich nicht beirren, sondern rannte weiter, kletterte
über einen Zaun und war plötzlich in knöcheltiefem
Schlammwasser.
      Er ließ sich dadurch nicht aufhalten, sondern
watete immer weiter, bis ihm schließlich das braune Wasser bis zu
den Knien reichte. Er hielt sich immer weiter nach links und blieb nur
von Zeit zu Zeit stehen, um auf die Rufe seiner Verfolger zu lauschen.
Diese wurden jedoch immer schwächer und verstummten
schließlich ganz.
      Das Geräusch der Wellen, die sich an der
Küste brachen, konnte er schon lange hören, bevor er die See
selbst zu Gesicht bekam. Die Marschniederung hatte er endlich
durchquert; er stapfte über eine kleine Sanddüne und war dann
am Strand.
      Während er durch den feuchten Sand marschierte,
begann es wieder zu regnen, zuerst leicht, dann aber mit immer
stärkerer Gewalt. Der Nebel wurde dadurch zerstreut und begann
sich zu lichten.
      Jetzt verspürte Brady zum ersten Male
Müdigkeit, und einmal stürzte er auch. Als er sich wieder
erhob, zitterten seine Beine. Trotzdem zwang er sich zu einem
holprigen, stolpernden Dauerlauf.
      Sein Mund war wie ausgetrocknet, und irgendwo hinter
seinem rechten Auge steckte ein leichter, aber bohrender Schmerz.
Trotzdem rannte er pausenlos weiter, weil ihm

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