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Der Geist des Highlanders

Titel: Der Geist des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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leer blieb, auch wenn das Gasthaus belegt war und noch Gäste eintrafen. Anscheinend wollte niemand die Nacht in dieser verschwenderischen Umgebung aus dem sechzehnten Jahrhundert verbringen. Ambrose verstand gar nicht, warum.
    Aber es war ihm auch egal, solange er dadurch einen Schlafplatz hatte; für das Kommende sollte er besser gut ausgeruht sein. Es gab noch viel zu tun, zahlreiche Details und Pläne auszuarbeiten, von denen der Mann und die Frau, um die es ging, nichts ahnen durften.
    Es versprach eine spannende Partie zu werden, und er konnte es kaum erwarten, sie zu spielen.

1
    Es lag ein Geruch in der Luft, der Victoria MacLeod McKinnon gar nicht gefiel.
    Mit dem Abendessen hatte es nichts zu tun, da war sie sich ziemlich sicher. Sie saß an einem sich schier durchbiegenden Bauerntisch im wunderschönen Haus ihres Bruders in Maine und genoss ein Abendessen, das dazu angetan war, den verwöhntesten Gaumen zu erfreuen, und dabei wahrscheinlich noch durch und durch gesund war. Victoria blickte sich bewundernd in Thomas’ Esszimmer um, das auf den atlantischen Ozean mit seiner eindrucksvollen Brandung hinausging. Der Geruch der salzigen Luft, der sich mit den Küchendüften vermischte, hätte sie eigentlich erfrischen und ihr das Gefühl von Zufriedenheit geben müssen. Das geschmackvolle Interieur hätte sie in Entspannung versetzen müssen. Und der Gedanke daran, ein ganzes Wochenende hier verbringen zu können, hätte in ihr nur das Bedauern darüber wecken dürfen, dass sie nicht länger bleiben konnte.
    Sie schnüffelte.
    Da war es wieder. Irgendetwas stank wie die Pest.
    Victoria blickte auf den Rosenkohl, den sie gerade auf die Gabel gespießt hatte, und unterdrückte das Bedürfnis, ihn ihrem Bruder in den Hals zu stopfen.
    »Ich verstehe leider nicht, was daran so lustig sein soll«, sagte sie und zielte drohend mit der Gabel auf ihn.
    Thomas, der Koch, Innenarchitekt und außerordentliche Wohltäter, schüttelte nur lächelnd den Kopf. »Entschuldigung, ich kann nicht anders.«
    Victoria schürzte die Lippen. »Du hast mir dein Schloss angeboten«, sagte sie sehr betont, »du hast mir Geld gegeben,
    damit ich dort mein nächstes Stück aufführen kann. Du bezahlst alles, was mit dieser Produktion zusammenhängt und möchtest von mir nicht einmal einen Beleg darüber haben. Wieso bekommst du jedes Mal, wenn wir darüber sprechen, einen Lachanfall?«
    »Dein Bruder hat zu lange in zu großer Höhe gelebt«, sagte ihr Vater, der neben ihr saß. »Das hat die Bereiche in seinem Gehirn geschädigt, die für den Humor zuständig sind.«
    »Oh, John, sag doch nicht so etwas«, warf Victorias Mutter lachend ein. »Thomas ist einfach nur glücklich. Er bekommt ein Baby.«
    »Nein, Mom«, erwiderte Thomas und ergriff die Hand seiner Frau. »Iolanthe bekommt ein Baby. Ich bin nur der nervöse werdende Vater.«
    Victoria versenkte ihren Rosenkohl in Käsesauce und steckte den Bissen in den Mund, bevor sie es sich anders überlegte. Sie musste irre gewesen sein, als sie die Einladung in das Liebesnest ihres Bruders angenommen hatte. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
    Wahrscheinlich hatte es an ihrem schlechten Gewissen gelegen; ihre Mutter hatte sie eingeladen; Victoria hatte kapituliert. Man hatte sie unter dem Vorwand nach Maine gelockt, sich ein bisschen Entspannung zu gönnen, bevor sie sich in ihre nächste Produktion stürzte. Ein ruhiges Wochenende abseits von all dern Trubel, hatte ihre Mutter gesagt. Victoria war zwar misstrauisch gewesen, aber sie hatte ihre Eltern schon seit einem Monat nicht mehr gesehen, und ihren Bruder sogar noch länger, und deshalb hatte sie widerstrebend nachgegeben und die Einladung angenommen.
    Leider war jedoch ein Wochenende in Thomas’ Traumhaus, bei dem sie gezwungen war, sein überwältigendes Glück mit seiner seit Kurzem auch noch schwangeren Frau anzusehen, für sie weder ruhig noch entspannend. Sie musste unbedingt wieder in die Stadt zurück, wo sie Kapitän auf ihrem eigenen Schiff war.
    Und überhaupt, sie hasste Rosenkohl. Das war sicher Thomas’ Idee gewesen. Er war auf dem Gesundheitstrip. Vorbei waren die Tage, in denen ihr Bruder das Geld nur so gescheffelt, gefährlich hohe Berge bestiegen und Mahlzeiten voller gesättigter Fettsäuren zu sich genommen hatte. An Stelle des wilden Mannes war der Homo sapiens domesticus getreten, mit Schürze und einer Einkaufsliste mit gesunden Lebensmitteln für eine Frau, der es vor allem morgens immer übel war.

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