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Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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es keinen einzigen Kleiderschrank. Das fällt auf. Und dann die Kennzeichen an seinen Autos - SU.«
      »Rhein-Sieg-Kreis, ja, da hatte er die Wohnung. In Meckenheim-Merl, Am Busch 12.«
      Warum bist du auf einmal so auskunftsfreudig? dachte ich. Laut fragte ich: »Haben Sie auch eine Vorstellung, wer ihn umgebracht haben könnte?«
      »Nicht die geringste. Aber so, wie er zugerichtet ist, scheint es eher eine private Sache zu sein. Irgend etwas mit Haß oder irrer Wut oder Wahnsinn.«
      »Das denke ich auch. Wurde der General ständig überwacht?«
      »Na ja, nicht ständig, aber dauernd.« Er lachte. »Wie man sieht, hat das alles nichts genutzt.«
      »Wie sieht so eine Überwachung aus?«
      »Das darf ich nicht sagen«, murmelte er.
      Unter den Bäumen war es jetzt ganz dunkel, aus dem Haus fiel ein tröstlicher Schein. Plötzlich war da ferner, massiver Motorenlärm.
      »Sie kommen mit dem Hubschrauber«, erklärte Böh-mert. Seine Stimme wurde leiser: »Sehen Sie am besten zu, daß Sie sich raushalten. Nicht fragen und so.«
      »Wieso das?«
      »Die sind unhöflich«, erwiderte er und ging davon.
      Es waren drei große Hubschrauber. Sie kamen in einer-ordentlichen V-Formation herangeflogen, und sie suchten nicht lange, ganz als seien sie schon öfter hiergewesen. Sie setzten gleichzeitig jenseits der schmalen Straße in einer Wiese auf, und ihre jeweils vier Scheinwerfer waren grell wie ein Schmerz. Es mußten mindestens 25 Männer sein, die sich versammelten und dann durch das Dunkelblau der Wiese auf den Zaun zumarschierten. Sie kletterten über den Draht, überquerten die Straße und kamen den Weg entlang. Sie wirkten irgendwie lächerlich, und dann fiel mir auch auf, warum: Sie sprachen allesamt kein Wort, machten jedoch den Eindruck, als brüllten sie: >Platz da, wir erledigen das schnell!< Die Macht und die Herrlichkeit.
      Vor dem Haus machte die Prozession halt, noch immer wurde kein Wort gesprochen. Sie sahen sich aufmerksam um, wie Touristen auf einem fremden Kontinent.
      Der Polizist Böhmert trat vor sie hin, machte irgendeine zackige Bewegung, sagte etwas, das ich nicht verstehen konnte. Dann trat er einen Schritt zur Seite, und fünf der Männer sammelten sich um ihn. Es waren also fünf Parteien, fünf Institutionen, fünf Amtsvertreter. Ihre Gesichter sahen so aus, als hätten sie ständig recht. Böhmert ging vor ihnen her, an mir vorbei, blinzelte mir zu und verschwand um die Ecke. Sie zogen hinter ihm her wie ein Schleier — zur Besichtigung des toten Generals.
      Eine lange Weile war es vollkommen still. Dann erschien Böhmert an der Hausecke und sagte sehr förmlich, aber deutlich ironisch: »Herr Baumeister, die Herren sind jetzt bereit zu hören, was Sie zu sagen haben, bitte.«
      »Das ist aber nett.« Mir fiel nichts anderes ein.
      Da standen sie, nebeneinander aufgereiht wie eine Kette aus falschen schwarzen Perlen. Sie standen mit dem toten General im Rücken vor der Seitenfront des Hauses, und sie sahen mich so an, als erwarten sie huldvoll ein Geständnis. Ich nahm an, irgendeiner von ihnen würde etwas halbwegs Freundliches sagen, aber da nichts kam, murmelte ich: »Also, das war so...« Ich sagte es ihnen kurz und bündig und ließ nichts aus. Ich endete mit dem seltenen Satz: »Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann«, und wollte abdrehen, weil ich nicht mehr erwartete, daß sie meinen Auftritt irgendwie kommentieren wollten. Mir war sehr unwirklich zumute.
      Aber einer unter ihnen hatte den Abscheu gegenüber störenden Bürgern überwunden. Er trat fast zierlich einen Schritt vor und sagte: »Wir danken Ihnen sehr für Ihre Ausführungen, Herr Baumeister. Und nun wollen wir Sie nicht mehr aufhalten. Falls einer von uns noch Fragen an Sie hat, was ich im Grunde für ausgeschlossen halte, so haben wir ja sicher Ihre Adresse. Im übrigen: Totale Nachrichtensperre!« Er nickte mir beinahe freundlich zu, ein kleiner, sehr kugeliger Mann um die fünfzig mit einem sehr dünnen, grauen Haarschopf. Er hatte diese Haare sorgsam rund um den Schädel drapiert, was ihn so milde aussehen ließ wie einen Nikolaus. Er setzte noch einmal hinzu: »Wir wollen Sie nicht mehr aufhalten.« Dann klatschte er in die Hände, drehte sich zur Schar seiner Mitbrüder und gab laut und vernehmlich die Parole aus: »Nun, an die Arbeit, meine Herren!«
      Normalerweise hätte ich etwas Unartiges gesagt, wahrscheinlich: >Sie haben vergessen, sich

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