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Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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eine Besprechung machen und entscheiden. Dann wird auch schon die Staatsanwaltschaft hier sein und die Bude versiegeln. Ein, zwei Stunden, schätze ich. Und ich wollte zur Weinprobe nach Kröv.«
      Vier oder fünf sagten der Reihe nach, wie sie eigentlich diesen Abend hätten verbringen wollen, und während dieses netten Geplauders stand ich auf und schlenderte zurück in die Raummitte. Dabei fotografierte ich die Leiche. Neben der Tür in die Küche stand ein weiteres Pärchen. Es ging sehr glatt und mühelos. Ich holte die Kamera immer gerade so weit aus der Tasche, daß die Linse frei war. Dabei tat ich so, als fischte ich nach dem Pfeifenstopfer. Dasselbe machte ich mit dem wichtigsten Pärchen am Rande der Eßecke. Dann eine weitere Dreiergruppe, auch in der Eßecke. Als ich fertig war, mußte ich achtzehn Männer fotografiert haben, fehlten also sieben. Zwei saßen auf der Wendeltreppe wie ein verliebtes Pärchen beim Schulball. Ich fotografierte sie und sagte dabei strahlend: »Darf ich Sie bitten, kurz Platz zu machen?« Ich quetschte mich an ihnen vorbei die Treppe hoch. Drei saßen oben auf dem Bett, das Gesicht zu mir, zwei standen an dem Stuhl vor dem Schreibtisch. Ich verlor die Pfeife, bückte mich nach vorn und erwischte sie alle zusammen, während sie mir besorgt zusahen, ob das kostbare Stück auch heil geblieben war.
      Der eine der beiden am Schreibtisch sagte gerade wütend: »Ich frage mich, weshalb die uns damals aus dem Fall hinausgeschmissen haben. Jetzt müssen wir wieder einsteigen. Schon von Amts wegen.«
      »Aber diesmal volle Pulle«, sagte der andere genauso wütend.
      »Aber sie werden versuchen, uns wieder rauszuschmeißen.«
      Die Dreiergruppe auf dem Bett hatte ein anderes Thema. Ein viel zu dicker Mann, ungefähr vierzig Jahre alt, sagte kurzatmig: »Du findest heutzutage nirgendwo mehr richtig schönes pappiges Graubrot. Nix als Vollkorn.«
      »Du kriegst auch kaum noch ordinäres Weißbrot«, pflichtete ihm ein Grauhaariger bei.
      Ich drehte mich um und stieg wieder hinab. Der kugelige Dicke unterbrach seine Unterredung mit dem Schönling, kam energisch auf mich zu und sagte bemüht locker: »Sie werden über diesen Fall doch nichts schreiben wollen, mein Lieber?«
      »Was soll ich schreiben? Daß jemand ihn umgebracht hat?«
      »Ja, zum Beispiel«, murmelte er bekümmert. »So etwas könnte empfindlich unsere Ermittlungen behindern. Stellen Sie sich vor, es steht in der BILD.«
      »Ich arbeite nicht für die. Also bitten Sie mich zu verschweigen, daß der General ermordet wurde?«
      »Richtig, genau das. Es ist ja sowieso Nachrichtensperre verhängt, darf ich Sie erinnern.«
      »Das haben wir aber nicht so gerne«, sagte ich.
      »Es ist mir auch nicht angenehm«, gab er zu. »Aber ich verlasse mich darauf, mein Lieber.« Er lächelte offen und freundlich.
      »Bitte, nennen Sie mich nicht immer mein Lieber. Ich bin kein Mitglied in Ihrem Verein.«
      Er sah mich an, und seine wässrig blauen Augen strahlten weiter. »Wenn Sie Ihre Schnauze nicht halten, reiße ich Ihnen persönlich die Eier ab!« Dann drehte er sich um und ging zu dem Schönling zurück.
      Ich ging hinaus auf den Ascheplatz und hockte mich erneut in einen Gartenstuhl. Böhmert stand an der Hausecke.
      »Können Sie mir Ihre private Adresse auf ein Stück Papier schreiben?«
      »Ich glaube nicht, daß ich Ihnen sagen sollte, daß ich in der Kirchgasse 28 in Adenau wohne. Aber sagen Sie mir mal, haben Sie da drin was gehört?«
      »Deshalb brauche ich ja Ihre Adresse. Ich melde mich. Wer sind diese Männer? MAD, BND, Verfassungsschutz ...?«
      »Ja, alles, was gut und teuer ist, und die Amerikaner mit CIA und NSA, der Geheimdienst der NATO Brüssel. Das ist auch nur logisch. Und weil alle drinhängen, müssen sie sich einigen, wer was macht.«
      »Und wer hat die meisten Chancen?«
      »Weiß ich nicht. Haben Sie Erfahrung mit Leichen?«
      »Sehr begrenzt. Wieso?«
      »Wie kalt war er, als Sie hier ankamen?«
      »Eine Spur kälter als normale lebende Haut«, sagte ich.
      »Dann könnte die Tatzeit so um acht Uhr abends gewesen sein«, überlegte er. »Sie steigen in die Geschichte ein, nicht wahr?«
      »Ich bin schon drin«, antwortete ich. »Ich habe den General gemocht, Sie nicht?«
      »Doch, doch, ein sehr guter Typ. Ich erinnere mich ...«
      In diesem Augenblick kam eine dunkle, kräftige Frauenstimme mit den Worten: »Wo ist die

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