Der Genesis-Plan SIGMA Force
Felskante getragen wurden.
Unter ihnen sackte der Schnee weg. Sie legten sich auf die Seite. Rüttelnd und heftig schwankend stürzte der Heli in die Tiefe. Um sie herum ragten schroffe Felswände auf.
Keiner gab einen Laut von sich. Allein die Rotoren kreischten.
Dann trafen die Rotoren auf einmal auf Widerstand. Mit einem sanften Ruck wie in einem haltenden Aufzug kam der A-Star zum Stillstand. Gunther hantierte brummend an der Steuerung, und dann begann der Heli ganz allmählich zu steigen.
Über ihnen stürzten die Nachzügler der Schneelawine in die Tiefe.
Der Heli stieg in eine Höhe, aus der sie die Schäden an der Burg in Augenschein nehmen konnten. Aus sämtlichen Fenstern drang Qualm hervor. Das Eingangstor war von der Druckwelle herausgedrückt worden.
Vom Hubschrauberlandeplatz auf der anderen Seite stieg eine dichte schwarze Rauchwolke in den Himmel.
Anna war zusammengesackt und hatte die Handflächen aufs Seitenfenster gelegt. »Hundertfünfzig Männer und Frauen.«
»Vielleicht haben sich ja ein paar in Sicherheit bringen können«, sagte Lisa dumpf.
Abgesehen vom aufsteigenden Qualm rührte sich nichts.
Anna zeigte auf die Burg. »Wir sollten nach Überlebenden suchen …«
Doch es sollte keine Suche geben und keine Hilfe.
Heute nicht, niemals.
Plötzlich schossen gleißende Blitze aus sämtlichen Fenstern. Hinter dem Hang ging eine natriumdampfgelbe Sonne auf. Das alles geschah vollkommen lautlos, wie bei einem Wärmegewitter. Das Gleißen brannte sich in die Netzhaut ein und ließ alles andere verblassen.
Der Helikopter ruckte, als Gunther unwillkürlich den Steuerknüppel zurückriss. Auf einmal drang ein gewaltiges, ohrenbetäubendes Grollen heran. Das war keine Lawine. Es klang tektonisch, als verschöben sich Kontinentalplatten.
Der Heli wurde durchgeschüttelt wie eine Fliege in einem Farbmischer.
Nach und nach stellte sich das Sehvermögen wieder ein.
»Mein Gott …«, murmelte jemand beeindruckt.
Trotz des Steinstaubs in der Luft war das Ausmaß der Zerstörung deutlich zu erkennen. Die ganze Bergflanke war nach innen gesackt. Der Überhang aus Granit, der die Burg nach oben hin abgeschirmt hatte, war eingestürzt, als hätte sich ein Gutteil des Berges einfach in Nichts aufgelöst.
» Das gibt es doch nicht «, murmelte Anna.
»Was meinen Sie?«
»Diese Zerstörungskraft, das muss eine NPE -Bombe gewesen sein.« Ihr Blick war glasig.
Painter wartete auf weitere Erklärungen.
Nachdem sie tief durchgeatmet hatte, sprach Anna weiter. » NPE – Nullpunktenergie. Einsteins Formeln führten zur ersten Atombombe und setzten die Energien einiger Uranatome frei. Das aber war nur ein Klacks im Vergleich zu den verborgenen Kräften, die in Plancks Quantentheorie schlummern. Diese Bomben zapfen unmittelbar die Energie an, die der Urknall hervorgebracht hat.«
Es wurde still in der Kabine.
Anna schüttelte den Kopf. »Experimente mit dem Treibstoff der Glocke – dem Xerum 525 – ließen darauf schließen, dass man die Nullpunktenergie als Waffe einsetzen kann. Wir haben diesen Ansatz allerdings nicht weiterverfolgt.«
»Jemand anders aber schon«, sagte Painter. Er dachte an die weißblonde Tote.
Entsetzen und tiefe Verstörung zeigten sich in Annas Gesicht. »Wir müssen sie aufhalten.«
»Wen meinen Sie? Wer steckt dahinter?«
Lisa meldete sich zu Wort. »Es könnte sein, dass wir das schon bald herausfinden werden.« Sie zeigte nach Steuerbord.
Hinter dem Nachbargipfel kamen drei Helikopter zum Vorschein, die aufgrund der weißen Lackierung vor dem Hintergrund der Gletscher nur schwer auszumachen waren. Sie verteilten sich und rasten dem A-Star entgegen.
Painter wusste gut genug über die Regeln des Luftkampfes Bescheid, um sich einen Reim auf das Manöver machen zu können.
Die Helikopter flogen in Angriffsformation.
09:39
Wewelsburg, Deutschland
»Zum Nordturm geht es hier entlang«, sagte Dr. Ulmstrom.
Der Museumsleiter führte Gray, Monk und Fiona durch den Hinterausgang des Hauptausstellungsraums. Ryan war kurz zuvor mit der Archivarin des Museums weggegangen, einer schlanken Frau in einem Tweedkostüm. Sie wollten Hugo Hirszfelds Brief und alle anderen relevanten Schriftstücke kopieren. Gray spürte, dass er dicht vor neuen Erkenntnissen stand, doch zunächst musste er mehr in Erfahrung bringen.
Deshalb hatte er eingewilligt, sich vom Museumsleiter persönlich durch Himmlers Burg führen zu lassen. Hier hatte Hugo erste Verbindungen zu den Nazis
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