Der Genesis-Plan SIGMA Force
Baldric Waalenberg. Dann schob sie Painter Monk entgegen.
»Kümmern Sie sich um ihn.«
Sie näherte sich dem alten Mann, der in verrenkter Haltung auf dem Boden lag. Irgendwann war er unbemerkt und unbetrauert verstorben. Baldric Waalenberg war nicht mehr.
Gray trat neben sie.
Lisa kniete nieder und schob Baldrics Hemdärmel hoch. Er trug eine große Armbanduhr. Sie drehte seine Hand um. Eine zweite Hand wanderte über die Digitalanzeige.
Lisa verdrehte den Arm so, dass Gray die Ziffern ablesen konnte.
02:01
Als die digitale Hand eine weitere Umdrehung abgeschlossen hatte, erklang das schon vertraute Tonsignal, und die Anzeige sprang auf 2:00 um.
»Uns bleiben weniger als zwei Minuten, um von hier zu verschwinden«, sagte Lisa.
Gray nahm sie beim Wort und richtete sich auf. »Alle raus hier! Monk, funk Khamisi an! Sag ihm, er soll sich mit seinen Leuten so weit wie möglich vom Herrenhaus zurückziehen.«
Sein Partner gehorchte.
»Auf dem Dach steht ein Helikopter bereit«, sagte Lisa.
Alle rannten los. Gray übernahm Painter von Monk. Mosi stützte Brooks. Lisa, Fiona und Marcia bildeten den Abschluss.
»Wo ist Gunther?«, fragte Fiona.
»Der hat seine Schwester weggebracht«, antwortete Brooks. »Er wollte allein sein.«
Sie hatten keine Zeit, nach ihm zu suchen. Gray zeigte zum Aufzug. Monks Gruppe hatte einen Stuhl in der Öffnung verkeilt, damit ihnen niemand folgen konnte. Mosi riss ihn mit einer Hand heraus und schleuderte ihn in den Flur.
Sie zwängten sich in die Kabine.
Lisa drückte die oberste Taste. Fünfter Stock. Der Aufzug setzte sich nach oben in Bewegung.
»Ich habe den Mann auf dem Dach angefunkt. Er kann nicht fliegen, aber er weiß, wie man den Zündschlüssel dreht. Er lässt schon mal den Motor warmlaufen.«
»Die Bombe«, sagte Gray zu Lisa. »Was haben wir zu erwarten?«
»Wenn sie von der gleichen Machart wie die im Himalaya ist, eine gewaltige Explosion. Die Leute hier haben mit dem Xerum 525 eine Quantenbombe entwickelt.«
Gray dachte an die Fässer auf der untersten Ebene.
Verdammter Mist …
Der Aufzug stieg in die Höhe und passierte das Erdgeschoss, in dem Totenstille herrschte. Und weiter ging’s.
Painter, der noch immer nicht auf eigenen Beinen stehen konnte, regte sich. Er fing Grays Blick auf. »Beim nächsten Mal …«, krächzte er, »fliegen Sie allein nach Nepal.«
Gray lächelte. Ja, Painter war fast schon wieder der Alte.
Aber wie lange würde er durchhalten?
Der Aufzug hatte den fünften Stock erreicht und kam zum Stillstand.
»Noch eine Minute«, sagte Marcia. Sie hatte die Geistesgegenwart besessen, die Uhr im Auge zu behalten.
Sie rannten die Treppe zum Dach hoch, wo der Helikopter auf sie wartete. Die Rotoren drehten sich. Unmittelbar vor dem Einsteigen übergab Gray Painter an Monk.
»Schaff alle an Bord.«
Gray rannte zur anderen Seite und kletterte auf den Pilotensitz.
»Noch fünfzehn Sekunden!«, rief Marcia.
Gray gab Gas. Die Rotoren kreischten. Als er den Steuerknüppel anzog, hoben die Kufen vom Dach ab. Noch nie zuvor hatte Gray einem Ort so bereitwillig den Rücken gekehrt. Der Helikopter schraubte sich in die Höhe. Wie viel Abstand würden sie brauchen?
Er verstellte den Neigungswinkel der Rotoren und gab noch mehr Gas.
Während sie emporstiegen, kippte er die Maschine leicht nach vorn und musterte das umliegende Gelände. Jeeps und Motorräder rasten in alle Himmelsrichtungen vom Herrenhaus fort.
Marcia zählte die Sekunden. »Fünf, vier …«
Ihre Präzision wirkte ein wenig deplatziert.
Plötzlich wurde es in der Tiefe so gleißend hell, als starteten sie von einer Sonne. Am verstörendsten aber war, dass die Explosion vollkommen lautlos war. Gray, der sich nicht umsehen konnte, bemühte sich, den Vogel in der Luft zu halten, doch es war, als hätte sich die Luft unter ihnen verflüchtigt. Er spürte, wie der Helikopter absackte.
Im nächsten Moment erlosch das Licht mit einem lauten Knall und fiel von ihnen ab wie ein Wasserschwall.
Die Rotoren bekamen wieder Grip. Die Maschine taumelte.
Dann stabilisierte Gray den Hubschrauber und machte, dass er von hier wegkam. Der Schreck war ihm mächtig in die Glieder gefahren. Er blickte sich um. An der Stelle, wo sich das Herrenhaus befunden hatte, sah man jetzt einen sauber aus dem Erdreich herausgeschnittenen Krater. Es war, als hätte ein gewaltiger Titan das Haus mitsamt dem größten Teil des umliegenden Parks aus dem Erdboden gerissen.
Alles war verschwunden.
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