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Der Genesis-Plan SIGMA Force

Der Genesis-Plan SIGMA Force

Titel: Der Genesis-Plan SIGMA Force Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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es ihm, hin und wieder ein paar härtere Fragen in die Unterhaltung zu werfen, um die gewünschten Antworten zu erhalten.
    Painter tätschelte ihr das Knie und signalisierte ihr damit, dass er ihre Absicht verstanden hatte.
    Lisa spielte ihre Rolle weiter. »Sie haben gesagt, eins von sechs Kindern habe vorübergehend Verbesserungen gezeigt. Wie erging es den übrigen fünf?«
    Anna nickte. »Es traten Totgeburten auf. Lebensgefährliche Behinderungen. Oder die Mütter sind gestorben. Die Sterblichkeitsrate war hoch.«
    »Und wer waren die Mütter?«, verlieh Painter ihrer beider Empörung Ausdruck. »Keine Freiwilligen, nehme ich an.«
    »Urteilen Sie nicht zu hart, Mr. Crowe. Wissen Sie, wie hoch die Kindersterblichkeit in Ihrem eigenen Land ist? Höher als in manchen Ländern der Dritten Welt.«
    Das war doch wohl nicht ihr Ernst. Ein absurder Vergleich.
    »Die Nazis gehorchten ihrer vermeintlichen Pflicht«, sagte Anna. »Zumindest waren sie konsequent.«
    Painter hätte ihr gern eine vernichtende Erwiderung entgegengeschleudert, doch die Empörung lähmte ihm die Zunge.
    Stattdessen ergriff Lisa das Wort. Sie tastete nach seiner Hand, die immer noch auf ihrem Knie ruhte, und drückte sie. »Ich nehme an, die Wissenschaftler haben versucht, die unerwünschten Nebenwirkungen durch eine bessere Feinabstimmung der Glocke auszumerzen.«
    »Natürlich. Bis zum Kriegsende aber wurden dabei keine wesentlichen Fortschritte erzielt. Eine Erfolgsmeldung gab es immerhin, doch das blieb ein Einzelfall. Angeblich wurde ein perfektes Kind geboren. Bis dahin wiesen alle Kinder, die unter der Glocke geboren worden waren, mehr oder minder schwere Beeinträchtigungen auf. Pigmentmangel, organische Asymmetrie, verschiedenfarbige Augen.« Anna sah kurz Gunther an. »Dieses Kind aber war anscheinend völlig makellos. Selbst eine grobe Genanalyse ergab keine Mängel. Allerdings ist nicht bekannt, wie das Ergebnis erzielt wurde. Der Forschungsleiter führte dieses Experiment im Geheimen durch. Als mein Großvater die Glocke in Sicherheit bringen wollte, erhob der Wissenschaftler Einwände und vernichtete seine Laborunterlagen. Das Kind starb kurz darauf.«
    »Aufgrund von Nebenwirkungen?«
    »Nein. Die Tochter des Wissenschaftlers ertränkte sich zusammen mit dem Kind.«
    »Warum?«
    Anna schüttelte den Kopf. »Darüber wollte mein Großvater nicht reden. Wie ich schon sagte, es war ein Sonderfall.«
    »Wie hieß der Forscher?«, fragte Painter.
    »Das weiß ich nicht mehr. Wenn Sie möchten, kann ich den Namen nachschlagen.«
    Painter zuckte mit den Schultern. Wenn er nur Zugang zur Computeranlage von Sigma gehabt hätte. Er spürte, dass noch mehr hinter der Geschichte des Großvaters steckte.
    »Und nach der Evakuierung?«, fragte Lisa. »Wurde die Forschung hier fortgesetzt?«
    »Ja. Trotz unserer isolierten Lage haben wir uns bemüht, mit der wissenschaftlichen Entwicklung Schritt zu halten. Nach dem Krieg haben sich die Nazi-Wissenschaftler in alle Winde zerstreut. Viele wurden in Geheimprojekte in aller Welt eingespannt. In Europa, in der Sowjetunion, in Südamerika, den Vereinigten Staaten. Das waren unsere Zuträger, die uns mit Informationen versorgten. Einige glaubten noch immer an die Sache. Andere wurden mit ihrer Vergangenheit erpresst.«
    »Und so blieben Sie auf dem Laufenden.«
    Anna nickte. »Im Verlauf der folgenden zwanzig Jahre erzielten wir große Fortschritte. Es wurden längerlebige Superkinder geboren. Sie wuchsen hier auf wie Prinzen. Zum Zeichen dafür, dass sie aus dem Projekt Schwarze Sonne hervorgegangen waren, nannte man sie Ritter des Sonnenkönigs.«
    »Wie wagnerianisch«, spottete Painter.
    »Mag sein. Mein Großvater hielt große Stücke auf die Tradition. Aber ich lege Wert auf die Feststellung, dass alle Versuchspersonen hier im Granitschloss Freiwillige waren.«
    »War das eine moralische Entscheidung? Oder lag es daran, dass hier im Himalaya keine Juden zur Verfügung standen?«
    Anna überging seinen Einwurf und fuhr fort: »Trotz der erzielten Fortschritte litten die Sonnenkönige nach wie vor unter vorzeitigem körperlichen Verfall. Die Symptome setzten im Alter von zwei Jahren ein, waren aber weniger stark ausgeprägt als zuvor. Die akute Degeneration machte schleichendem Verfall Platz. Und mit der Zeit traten auch neue Symptome auf: neurologische Degeneration, akute Paranoia, Schizophrenie, Psychosen.«
    »Das erinnert an das Krankheitsbild der Klostermönche«, meinte Lisa.
    Anna nickte.

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