Der Genesis-Plan SIGMA Force
erwiderte Fiona. »Dann verrat ich sie Ihnen. Ich lass mich nicht hier einsperren.«
»Die Uhr tickt«, sagte Monk. »Und es sieht so aus, als könnten wir nass werden.«
Der Morgenhimmel war strahlend blau, doch im Norden sammelten sich dunkle Wolken. Ein Gewitter war im Anzug.
»Na schön.« Gray bedeutete seinem Partner, er solle den Ausgang freimachen. Dann konnte er Fiona wenigstens im Auge behalten.
Zu dritt stiegen sie die Rampe des Jets hinunter. Die Formalitäten waren bereits erledigt, und ein Mietwagen stand bereit. Monk und Gray hatten jeweils einen schwarzen Rucksack geschultert. Gray fiel auf, dass auch Fiona einen Rucksack dabeihatte.
»Es war noch einer übrig«, erklärte Monk. »Keine Sorge. In ihrem sind weder Schusswaffen noch Granaten. Glaub ich jedenfalls.«
Gray schritt kopfschüttelnd über die Asphaltfläche auf das Parkhaus zu. Alle drei waren sie ähnlich gekleidet: schwarze Jeans und schwarzer Pullover, dazu Turnschuhe. Die Haute Couture der Touristen. Fiona hatte ihr Outfit mit ein paar Stickern aufgemotzt. Auf einem stand: strangers have the best candy .
Als sie das Parkhaus betraten, überprüfte Gray ein letztes Mal seine Bewaffnung. Er klopfte auf die Glock Kaliber 9 mm, die unter dem Pullover im Halfter steckte, und betastete den Knauf des Dolchs aus karbonisiertem Plastik, dessen Scheide an seinem linken Unterarm festgeschnallt war. In seinem Rucksack waren weitere Waffen: Blendgranaten, C4-Sprengstoff, Ersatzmagazine.
Diesmal war er vorbereitet.
Schließlich standen sie vor dem Wagen. Es war ein mitternachtsblauer BMW 525i.
Fiona wandte sich zur Fahrertür.
Gray verstellte ihr den Weg. »Sehr witzig.«
Monk trat um den Wagen herum und rief: »Vorsicht!«
Fiona duckte sich und blickte suchend umher.
Gray fasste sie beim Arm und schob sie zur Hintertür. »Er wollte damit nur den Beifahrersitz für sich reklamieren.«
Fiona funkelte Monk übers Wagendach hinweg finster an. »Idiot.«
»Tut mir leid. Sie sollten nicht so schreckhaft sein, junge Dame.«
Sie stiegen in die Limousine ein. Gray ließ den Motor an und blickte sich zu Fiona um. »Und? Wohin jetzt?«
Monk hielt bereits einen Stadtplan in der Hand.
Fiona beugte sich vor und langte Monk über die Schulter. Sie fuhr mit dem Finger über den Stadtplan.
»Aus der Stadt raus. Zwanzig Kilometer in südwestliche Richtung. Wir fahren nach Büren im Almetal.«
»Und die Adresse?«
Fiona ließ sich zurücksinken. »Sehr witzig«, wiederholte sie seinen eigenen Ausspruch.
Ihre Blicke trafen sich im Rückspiegel. Seinen lahmen Versuch, ihr die Adresse zu entlocken, quittierte sie mit Empörung.
Verdenken konnte er ihr’s nicht.
Fiona bedeutete ihm ungeduldig, er solle endlich losfahren.
Ihm blieb nichts anderes übrig, als der Aufforderung nachzukommen.
Gegenüber dem Parkhaus saßen zwei Personen in einem weißen Mercedes Roadster. Der Mann senkte das Fernglas und setzte eine italienische Sonnenbrille auf. Er nickte seiner Zwillingsschwester zu. Auf Niederländisch sprach sie leise in ein Satellitentelefon.
Er hielt ihre linke Hand und streichelte mit dem Daumen über das Tattoo.
Sie drückte zärtlich seine Finger.
Als er den Blick senkte, bemerkte er, dass sie einen Fingernagel vollständig abgekaut hatte. An ihrer ansonsten makellos manikürten Hand fiel er ebenso ins Auge wie eine gebrochene Nase.
Verlegen bemühte sie sich, den Nagel zu verbergen.
Dabei hatte sie keinen Grund, sich zu schämen. Er hatte Verständnis für die Bestürzung und die Trauer, welche die Ursache für den abgekauten Nagel waren. In der vergangenen Nacht hatten sie Hans verloren, einen ihrer älteren Brüder.
Er war von dem Mann getötet worden, der in dem Wagen saß, der soeben losgefahren war.
Der Zorn verengte ihm das Gesichtsfeld, als er beobachtete, wie der BMW aus dem Parkhaus fuhr. Da sie heimlich einen GPS -Sender installiert hatten, würden sie ihm mühelos folgen können.
»Verstanden«, sagte seine Schwester ins Telefon. »Wie erwartet verfolgen sie hier die Spur der Bibel weiter. Sie werden bestimmt zum Hirszfeld-Anwesen in Büren fahren. Das Flugzeug wird weiterhin bewacht. Alles ist vorbereitet.«
Während sie lauschte, fing sie den Blick ihres Zwillingsbruders auf.
»Ja«, sagte sie ins Telefon und an ihren Bruder gewandt, »wir werden es schaffen. Wir werden uns die Darwinbibel nicht entwischen lassen.«
Ihr Bruder nickte zustimmend. Er ließ ihre Hand los, drehte den Zündschlüssel herum und ließ den
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