Der Genesis-Plan SIGMA Force
einfachen Ersatzcode. Jede Rune steht für einen Buchstaben des Alphabets. Hab eine Weile herumprobieren müssen.«
»Schwarze Sonne«, las Painter die deutschen Worte vor.
»Ja. Der Name des Projekts, an dem hier gearbeitet wird.«
»Dann wusste Lama Khemsar also Bescheid.« Painter schüttelte den Kopf. »Der alte Buddhist hatte Verbindungen zur Burg.«
»Die ihn wohl traumatisiert haben.« Lisa nahm das Blatt Papier wieder an sich. »Der Wahnsinn hat offenbar an alte Wunden gerührt und den Schmerz neu aufleben lassen.«
»Oder aber der Lama hat die ganze Zeit über mit den Deutschen kooperiert, und das Kloster war lediglich ein Vorposten der Burg.«
»Wenn ja, dann hat es sich für ihn nicht ausgezahlt«, sagte Lisa spitz. »Ob wir für unsere Zusammenarbeit wohl mit einem ähnlichen Lohn rechnen dürfen?«
»Wir haben keine Wahl. Uns unentbehrlich zu machen stellt für uns die einzige Möglichkeit dar, am Leben zu bleiben.«
»Und später? Wenn wir nicht mehr unentbehrlich sind?«
Painter machte ihr nichts vor. »Dann wird man uns umbringen. Mit der Zusammenarbeit erkaufen wir uns nur einen Aufschub.«
Lisa schreckte nicht vor der Wahrheit zurück, sondern fühlte sich anscheinend eher bestärkt. Entschlossen straffte sie die Schultern.
»Also, womit fangen wir an?«, sagte sie.
»Indem wir uns den ersten Schritt eines jeden Konflikts bewusst machen.«
»Und der wäre?«
»Erkenne deinen Feind.«
»Ich glaube, ich weiß schon zu viel über Anna und ihr Team.«
»Nein. Ich meine damit, wir müssen herausfinden, wer hinter der Zerstörung der Glocke steht. Wer der Saboteur ist. Hier geht noch mehr vor, als wir ahnen. Die ersten Sabotageakte – die Eingriffe in die Sicherheitsmechanismen der Glocke, die ersten Krankheitsfälle – sollten uns aufmerksam machen. Das waren Rauchzeichen, die uns hierherlocken sollten.«
»Aber warum sollte das jemand wollen?«
»Weil dieser Jemand möchte, dass Annas Gruppe das Handwerk gelegt wird. Finden Sie es nicht seltsam, dass die Glocke, um die sich hier alles dreht, erst nach unserer Ankunft zerstört wurde? Was hat das wohl zu bedeuten?«
»Jemand wollte Annas Projekt sabotieren und gleichzeitig sicherstellen, dass die Technologie nicht in fremde Hände fällt.«
Painter nickte. »Vielleicht steckt noch mehr dahinter. Aber das könnte auch alles in die falsche Richtung führen. Vielleicht handelt es sich nur um eine Finte, während die eigentliche Musik woanders spielt. Aber wer ist der geheimnisvolle Dirigent im Hintergrund? Was hat er vor? Das müssen wir herausfinden.«
»Und die elektronischen Geräte, um die Sie Anna gebeten haben?«
»Die können uns vielleicht helfen, den Maulwurf ausfindig zu machen. Wenn wir den Saboteur schnappen, finden wir vielleicht heraus, wer hier wirklich die Fäden zieht.«
Als an der Tür geklopft wurde, schreckten sie beide zusammen.
Painter stand auf, während der Riegel angehoben und die Tür geöffnet wurde.
Anna und Gunther traten ins Zimmer. Der Deutsche hatte sich in der Zwischenzeit umgezogen. Dass er nicht von weiteren Wachleuten begleitet wurde, zeigte nur, wie gefährlich er war. Er war nicht einmal bewaffnet.
»Wenn Sie möchten, können Sie mit uns zusammen frühstücken«, sagte Anna. »Wenn wir fertig sind, dürften auch die gewünschten Geräte hier eingetroffen sein.«
»So schnell? Woher kommen die?«
»Aus dem Kathmandu-Tal. Auf der anderen Seite des Berges haben wir einen versteckten Hubschrauberlandeplatz.«
»Tatsächlich? Und der wurde noch nicht entdeckt?«
Anna zuckte die Schultern. »Wir passen unsere Flüge den täglichen Rundflügen für Touristen an. Der Pilot sollte in einer Stunde wieder hier sein.«
Painter nickte. Er hatte vor, die Zeit nach Kräften zu nutzen.
Und zwar zur Informationsgewinnung.
Für jedes Problem gab es eine Lösung. Zumindest hoffte er das.
Sie traten auf den Gang. Es war ungewöhnlich viel Betrieb. Die Neuigkeiten hatten sich herumgesprochen. Alle wirkten entweder beschäftigt oder aufgebracht oder warfen ihnen böse Blicke zu … als wären Painter und Lisa an dem Unglück schuld. Niemand aber trat ihnen zu nahe. Gunther bahnte ihnen mit schwerem Schritt den Weg. Ihr Bewacher war ihr Beschützer geworden.
Schließlich hatten sie Annas Arbeitszimmer erreicht.
Vor dem Kamin befand sich ein langer Tisch. Darauf standen Teller mit Würsten, Schwarzbrot, gereiftem Käse, verschiedenen Beerensorten, Pflaumen und Melonen sowie Schüsseln mit dampfendem
Weitere Kostenlose Bücher