Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion
sich der Profit spaltet, noch nicht untersucht haben, sie also noch nicht für uns existieren, so wird folgendes nur zur Vermeidung von Mißverständnissen im voraus bemerkt: Bei der Vergleichung von Ländern verschiedner Entwicklungsstufen – namentlich solcher von entwickelter kapitalistischer Produktion und solcher, wo die Arbeit noch nicht förmlich unter das Kapital subsumiert ist, obgleich der Arbeiter in Wirklichkeit vom Kapitalisten ausgebeutet wird (z.B. in Indien, wo der Ryot als selbständiger Bauer wirtschaftet, seine Produktion als solche also noch nicht unter das Kapital subsumiert ist, obgleich der Wucherer ihm unter der Form des Zinses nicht nur seine ganze Mehrarbeit, sondern selbst – kapitalistisch gesprochen – einen Teil seines Arbeitslohns abzwacken mag), wäre es sehr falsch, wollte man etwa an der Höhe des nationalen Zinsfußes die Höhe der nationalen Profitrate messen. In jenem Zins ist der ganze Profit und mehr als der Profit eingeschlossen, statt daß er nur, wie in Ländern entwickelter kapitalistischer Produktion, einen aliquoten Teil des produzierten Mehrwerts resp. Profits ausdrückte. Andrerseits ist hier der Zinsfuß überwiegend bestimmt durch Verhältnisse (Vorschüsse der Wucherer an die Großen, die Besitzer der Grundrente), die gar nichts zu tun haben mit dem Profit, vielmehr nur darstellen, in welchem Verhältnis der Wucher sich die Grundrente aneignet.
In Ländern von verschiedner Entwicklungsstufe der kapitalistischen Produktion und daher von verschiedner organischer Zusammensetzung des Kapitals kann die Rate des Mehrwerts (der eine Faktor, der die Profitrate bestimmt) höher stehn in dem Lande, wo der normale Arbeitstag kürzer ist, als in dem, wo er länger. Erstens: Wenn der englische Arbeitstag von 10 Stunden seiner höhern Intensität wegen gleich ist einem österreichischen Arbeitstag von 14 Stunden, können bei gleicher Teilung des Arbeitstags 5 Stunden Mehrarbeit dort einen höhern Wert auf dem Weltmarkt darstellen als 7 Stunden hier. Zweitens aber kann dort ein größrer Teil des Arbeitstags Mehrarbeit bilden als hier.
Das Gesetz von der fallenden Rate des Profits, worin dieselbe oder selbst eine steigende Rate des Mehrwerts sich ausdrückt, heißt in andern Worten: Irgendein bestimmtes Quantum des gesellschaftlichen Durchschnittskapitals, z.B. ein Kapital von 100 genommen, stellt sich ein stets größrer Teil desselben in Arbeitsmitteln und ein stets geringrer Teil desselben in lebendiger Arbeit dar. Da also die Gesamtmasse der den Produktionsmitteln zugesetzten lebendigen Arbeit fällt im Verhältnis zum Wert dieser Produktionsmittel, so fällt auch die unbezahlte Arbeit und der Wertteil, worin sie sich darstellt, im Verhältnis zum Wert des vorgeschoßnen Gesamtkapitals. Oder: Ein stets geringrer aliquoter Teil des ausgelegten Gesamtkapitals setzt sich in lebendige Arbeit um, und dies Gesamtkapital saugt daher, im Verhältnis zu seiner Größe, immer weniger Mehrarbeit auf, obgleich das Verhältnis des unbezahlten Teils der angewandten Arbeit zum bezahlten Teil derselben gleichzeitig wachsen mag. Die verhältnismäßige Abnahme des variablen und Zunahme des konstanten Kapitals, obgleich beide Teile absolut wachsen, ist, wie gesagt, nur ein andrer Ausdruck für die vermehrte Produktivität der Arbeit.
Ein Kapital von 100 bestehe aus 80 c + 20 v , letztre = 20 Arbeitern. Die Rate des Mehrwerts sei 100%, d.h., die Arbeiter arbeiten den halben Tag für sich, den halben Tag für den Kapitalisten. In einem minder entwickelten Land sei das Kapital = 20 c + 80 v und diese letztren = 80 Arbeitern. Aber diese Arbeiter brauchen 2 / 3 des Arbeitstags für sich und arbeiten nur 1 / 3 für den Kapitalisten. Alles andre gleichgesetzt, produzieren die Arbeiter im ersten Fall einen Wert von 40, im zweiten von 120. Das erste Kapital produziert 80 c + 20 v + 20 m = 120; Profitrate = 20%; das zweite Kapital 20 c + 80 v + 40 m = 140; Profitrate = 40%. Sie ist also im zweiten Fall noch einmal so groß wie im ersten, obgleich im ersten Fall die Rate des Mehrwerts = 100%, doppelt so groß als im zweiten, wo sie nur 50%. Dafür eignet sich aber ein gleich großes Kapital im ersten Fall die Mehrarbeit von nur 20 und im zweiten von 80 Arbeitern an.
Das Gesetz des fortschreitenden Falls der Profitrate oder der relativen Abnahme der angeeigneten Mehrarbeit im Vergleich mit der von der lebendigen Arbeit in Bewegung gesetzten Masse vergegenständlichter Arbeit schließt in keiner Weise
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