Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion
Extreme, und diese Extreme sind die austauschenden Produzenten selbst. Diese Extreme bleiben selbständig gegen den Zirkulationsprozeß, und dieser Prozeß gegen sie. Das Produkt wird hier Ware durch den Handel. Es ist der Handel, der hier die Gestaltung der Produkte zu Waren entwickelt; es ist nicht die produzierte Ware, deren Bewegung den Handel bildet. Kapital als Kapital tritt hier also zuerst im Zirkulationsprozeß auf. Im Zirkulationsprozeß entwickelt sich das Geld zu Kapital. In der Zirkulation entwickelt sich das Produkt zuerst als Tauschwert, als Ware und Geld. Das Kapital kann sich im Zirkulationsprozeß bilden und muß sich in ihm bilden, bevor es seine Extreme beherrschen lernt, die verschiednen Produktionssphären, zwischen denen die Zirkulation vermittelt. Geld- und Warenzirkulation können Produktionssphären der verschiedensten Organisationen vermitteln, die ihrer innern Struktur nach noch hauptsächlich auf Produktion des Gebrauchswerts gerichtet sind. Diese Verselbständigung des Zirkulationsprozesses, worin die Produktionssphären untereinander verbunden werden durch ein Drittes, drückt Doppeltes aus. Einerseits, daß die Zirkulation sich noch nicht der Produktion bemächtigt hat, sondern sich zu ihr als gegebner Voraussetzung verhält. Andrerseits, daß der Produktionsprozeß die Zirkulation noch nicht als bloßes Moment in sich aufgenommen hat. In der kapitalistischen Produktion dagegen ist beides der Fall. Der Produktionsprozeß beruht ganz auf der Zirkulation, und die Zirkulation ist ein bloßes Moment, eine Durchgangsphase der Produktion, bloß die Realisierung des als Ware produzierten Produkts und der Ersatz seiner als Waren produzierten Produktionselemente. Die unmittelbar aus der Zirkulation stammende Form des Kapitals – das Handelskapital – erscheint hier nur noch als eine der Formen des Kapitals in seiner Reproduktionsbewegung.
Das Gesetz, daß die selbständige Entwicklung des Kaufmannskapitals im umgekehrten Verhältnis steht zum Entwicklungsgrad der kapitalistischen Produktion, erscheint am meisten in der Geschichte des Zwischenhandels (carrying trade), wie bei Venezianern, Genuesern, Holländern etc., wo also der Hauptgewinn gemacht wird nicht durch Ausfuhr der eignen Landesprodukte, sondern durch Vermittlung des Austausches der Produkte kommerziell und sonst ökonomisch unentwickelter Gemeinwesen und durch Exploitation beider Produktionsländer. 48 Hier ist das Kaufmannskapital rein, abgetrennt von den Extremen, den Produktionssphären, zwischen denen es vermittelt. Es ist dies eine Hauptquelle seiner Bildung. Aber dies Monopol des Zwischenhandels verfällt, und damit dieser Handel selbst, im selben Verhältnis wie die ökonomische Entwicklung der Völker fortschreitet, die es beiderseits exploitierte und deren Unentwickeltheit seine Existenzbasis war. Beim Zwischenhandel erscheint dies nicht nur als Verfall eines besondren Handelszweigs, sondern auch als Verfall des Übergewichts reiner Handelsvölker und ihres kommerziellen Reichtums überhaupt, der auf der Basis dieses Zwischenhandels beruhte. Es ist dies nur eine besondre Form, worin die Unterordnung des kommerziellen Kapitals unter das industrielle im Fortschritt der Entwicklung der kapitalistischen Produktion sich ausdrückt. Von der Art und Weise übrigens, wie das Kaufmannskapital da wirtschaftet, wo es direkt die Produktion beherrscht, bietet schlagendes Exempel nicht nur die Kolonialwirtschaft überhaupt (das sog. Kolonialsystem), sondern ganz speziell die Wirtschaft der alten Holländisch-Ostindischen Kompanie.
Da die Bewegung des kaufmännischen Kapitals G – W – G' ist, so wird der Profit des Kaufmanns erstens gemacht durch Akte, die nur innerhalb des Zirkulationsprozesses vorgehn, also gemacht in den zwei Akten des Kaufs und Verkaufs; und zweitens wird er realisiert im letzten Akt, dem Verkauf. Es ist also Veräußerungsprofit, profit upon alienation. Prima facie erscheint der reine, unabhängige Handelsprofit unmöglich, solange Produkte zu ihren Werten verkauft werden. Wohlfeil kaufen, um teuer zu verkaufen, ist das Gesetz des Handels. Also nicht der Austausch von Äquivalenten. Der Begriff des Werts ist insofern darin eingeschlossen, als die verschiednen Waren alle Wert und darum Geld sind; der Qualität nach gleichmäßig Ausdrücke der gesellschaftlichen Arbeit. Aber sie sind nicht gleiche Wertgrößen. Das quantitative Verhältnis, worin sich Produkte austauschen, ist zunächst ganz zufällig. Sie
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