Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion
gestatten.
Die Arbeit der Oberaufsicht und Leitung entspringt notwendig überall, wo der unmittelbare Produktionsprozeß die Gestalt eines gesellschaftlich kombinierten Prozesses hat und nicht als vereinzelte Arbeit der selbständigen Produzenten auftritt. 74 Sie ist aber doppelter Natur.
Einerseits in allen Arbeiten, worin viele Individuen kooperieren, stellt sich notwendig der Zusammenhang und die Einheit des Prozesses in einem kommandierenden Willen dar, und in Funktionen, die nicht die Teilarbeiten, sondern die Gesamttätigkeit der Werkstatt betreffen, wie bei dem Direktor eines Orchesters. Es ist dies eine produktive Arbeit, die verrichtet werden muß in jeder kombinierten Produktionsweise.
Andrerseits – ganz abgesehn vom kaufmännischen Departement – entspringt diese Arbeit der Oberaufsicht notwendig in allen Produktionsweisen, die auf dem Gegensatz zwischen dem Arbeiter als dem unmittelbaren Produzenten und dem Eigentümer der Produktionsmittel beruhn. Je größer dieser Gegensatz, desto größer die Rolle, die diese Arbeit der Oberaufsicht A29 spielt. Sie erreicht daher ihr Maximum im Sklavensystem. 75 Sie ist aber auch in der kapitalistischen Produktionsweise unentbehrlich, da hier der Produktionsprozeß zugleich Konsumtionsprozeß der Arbeitskraft durch den Kapitalisten ist. Ganz wie in despotischen Staaten die Arbeit der Oberaufsicht und allseitigen Einmischung der Regierung beides einbegreift: sowohl die Verrichtung der gemeinsamen Geschäfte, die aus der Natur aller Gemeinwesen hervorgehn, wie die spezifischen Funktionen, die aus dem Gegensatz der Regierung zu der Volksmasse entspringen.
Bei den antiken Schriftstellern, die das Sklavensystem vor sich haben, finden sich in der Theorie, wie es denn in der Praxis der Fall war, beide Seiten der Aufsichtsarbeit ganz ebenso unzertrennlich zusammen wie bei den modernen Ökonomen, die die kapitalistische Produktionsweise als die absolute Produktionsweise ansehn. Andrerseits, wie ich gleich an einem Beispiel zeigen werde, wissen die Apologeten des modernen Sklavensystems ganz ebenso die Aufsichtsarbeit als Rechtfertigungsgrund der Sklaverei zu vernutzen, wie die andren Ökonomen als Grund des Lohnarbeitssystems.
Der villicus zur Zeit Catos:
»An der Spitze der Gutssklavenschaft A30 (familia rustica) stand der Wirtschafter (villicus von villa), der einnimmt und ausgibt, kauft und verkauft, die Instruktionen des Herrn entgegennimmt und in dessen Abwesenheit anordnet und straft... Der Wirtschafter stand natürlich freier als die übrigen Knechte; die Magonischen Bücher raten, ihm Ehe, Kindererzeugung und eigne Kasse zu gestatten, und Cato, ihn mit der Wirtschafterin zu verheiraten; er allein wird auch Aussicht gehabt haben, im Fall des Wohlverhaltens von dem Herrn die Freiheit zu erlangen. Im übrigen bildeten alle einen gemeinschaftlichen Hausstand... Ein jeder Sklave, auch der Wirtschafter selbst, erhielt seine Bedürfnisse auf Rechnung des Herrn in gewissen Fristen nach festen Sätzen geliefert, womit er dann auszukommen hatte... Die Quantität richtete sich nach der Arbeit, weshalb z.B. der Wirtschafter, der leichtere Arbeit hatte als die Knechte, knapperes Maß als diese empfing.« (Mommsen, »Römische Geschichte«, Zweite Auflage, 1856, I, p. 809, 810.)
Aristoteles:
Ho gar despotês ouk en tô ktasthai tous doulous, all' en tô chrêsthai doulois; (Denn der Herr – Kapitalist – betätigt sich als solcher nicht im Erwerben der Sklaven – dem Kapitaleigentum, das die Macht gibt, Arbeit zu kaufen –, sondern im Benutzen der Sklaven – der Verwendung von Arbeitern – heute Lohnarbeitern im Produktionsprozeß.) Esti d'hautê hê epistêmê ouden mega echousa oude semnon; (Es ist aber mit dieser Wissenschaft nichts Großes oder Erhabnes;) ha gar ton doulon epistasthai dei poiein, ekeinon dei tauta epistasthai epitattein; (was nämlich der Sklave zu verrichten verstehn muß, das soll jener verstehn zu befehlen.) Dio hosois exousia mê autous kakopathein, epitropos lambanei tautên tên timên, autoi de politeuontai ê philosophousin (Wo die Herren sich selbst damit zu placken nicht nötig haben, da übernimmt der Aufseher diese Ehre, sie selbst aber treiben Staatsgeschäfte oder philosophieren.) (Arist. »Respubl.« ed. Bekker, lib. I, 7.)
Daß die Herrschaft, wie im politischen, so im ökonomischen Gebiet, den Gewalthabern die Funktionen des Herrschens auflegt, d.h. auf ökonomischem Gebiet also, daß sie verstehn müssen, die Arbeitskraft zu
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