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Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion

Titel: Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Marx
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heute eine Schuld an einen Händler ausgleicht, morgen dessen Schuld an den Kaufmann ausgleichen können, den Tag darauf die Schuld des Kaufmanns an die Bank, und so fort ohne Ende; so können dieselben 1000 Pfd. St. von Hand zu Hand und von Bank zu Bank wandern und jede nur erdenkliche Summe von Depositen ausgleichen.« (»The Currency Theory Reviewed«, p. 62, 63.)
    Wie alles in diesem Kreditsystem sich verdoppelt und verdreifacht und in bloßes Hirngespinst sich verwandelt, so gilt das auch vom »Reservefonds«, wo man endlich glaubt, etwas Solides zu packen.
    Hören wir wieder Herrn Morris, den Gouverneur der Bank von England:
    »Die Reserven der Privatbanken sind in den Händen der Bank von England in Form von Depositen. Die erste Wirkung eines Goldabflusses scheint nur die Bank von England zu treffen; aber er würde ebensogut auf die Reserven der andern Banken einwirken, da es der Abfluß eines Teils der Reserve ist, die sie in unsrer Bank haben. Geradeso würde er wirken auf die Reserven aller Provinzialbanken.« (»Commercial Distress«, 1847/48 [Nr. 3639, 3642].)
    Schließlich lösen sich also die Reservefonds in Wirklichkeit auf in den Reservefonds der Bank von England. 96 Aber auch dieser Reservefonds hat wieder Doppelexistenz. Der Reservefonds des banking department ist gleich dem Überschuß der Noten, die die Bank berechtigt ist auszugeben, über die in Zirkulation befindlichen Noten. Das gesetzliche Maximum der auszugebenden Noten ist = 14 Millionen (wofür keine Metallreserve erheischt; es ist der ungefähre Betrag der Schuld des Staats an die Bank) plus dem Betrag des Edelmetallvorrats der Bank. Wenn also dieser Vorrat = 14 Millionen Pfd. St., so kann die Bank 28 Millionen Pfd. St. in Noten ausgeben, und wenn davon 20 Millionen zirkulieren, so ist der Reservefonds des banking department = 8 Millionen. Diese 8 Millionen Noten sind dann gesetzlich das Bankierkapital, worüber die Bank zu verfügen hat, und zugleich der Reservefonds für ihre Depositen. Tritt nun ein Goldabfluß ein, der den Metallvorrat um 6 Millionen vermindert – wofür ebensoviel Noten vernichtet werden müssen –, so würde die Reserve des banking department von 8 auf 2 Millionen fallen. Einerseits würde die Bank ihren Zinsfuß sehr erhöhen; andrerseits würden die Banken, die bei ihr deponiert haben, und die andren Depositoren den Reservefonds für ihre eignen Guthaben bei der Bank sehr abnehmen sehn. 1857 drohten die vier größten Aktienbanken von London, wenn die Bank von England nicht einen »Regie rungsbrief« zur Suspension des Bankakts von 1844 erwirke 97 ihre Depositen einzufordern, womit das banking department bankrott gewesen wäre. So kann das banking department fallieren, wie 1847, während beliebige Millionen (z.B. 1847 8 Millionen) in issue department liegen, als Garantie für die Konvertibilität der zirkulierenden Noten. Dies ist aber wieder illusorisch.
    »Der große Teil der Depositen, wofür die Bankiers selbst keine unmittelbare Nachfrage haben, geht in die Hände der bill-brokers« (buchstäblich Wechselmakler, der Sache nach halbe Bankiers), »die dem Bankier dagegen als Sicherheit für seinen Vorschuß Handelswechsel geben, die sie schon für Leute in London und der Provinz diskontiert haben. Der bill-broker ist dem Bankier verantwortlich für die Rückzahlung dieses money at call« 〈Geld, das auf Verlangen sofort rückzahlbar ist}; »und diese Geschäfte sind von so gewaltigem Umfang, daß Herr Neave, der gegenwärtige Gouverneur der Bank« 〈von England,} »in seiner Zeugenaussage sagt: ›Wir wissen, daß ein broker 5 Millionen hatte, und wir haben Grund anzunehmen, daß ein andrer zwischen 8 und 10 Millionen hatte; einer hatte 4, ein andrer 3 1 / 2 , ein dritter mehr als 8. Ich spreche von Depositen bei den brokers.‹«(»Report of Committee on Bank Acts«, 1857/58, p. V, Absatz Nr. 8.)
    »Die Londoner bill-brokers... führten ihr enormes Geschäft ohne irgendwelche Reserve in bar; sie verließen sich auf die Eingänge von ihren nach und nach verfallenden Wechseln oder im Notfall auf ihre Macht, Vorschüsse von der Bank von England gegen Depot der von ihnen diskontierten Wechsel zu erhalten.« [ibidem, p. VIII, Absatz Nr. 17.] – »Zwei Firmen von bill-brokers in London stellten ihre Zahlungen 1847 ein; beide nahmen das Geschäft später wieder auf. 1857 suspendierten sie wieder. Die Passiva des einen Hauses waren 1847 in runder Zahl 2683000 Pfd. St. bei einem Kapital von 180000 Pfd. St.; seine

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