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Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion

Titel: Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Marx
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ursprüngliche Erwerbsart von Kapitaleigentum erscheint und auch an die Stelle der direkten Gewalt tritt. Diese Sorte imaginären Geldvermögens bildet nicht nur einen sehr bedeutenden Teil des Geldvermögens der Privaten, sondern auch des Bankierkapitals, wie schon erwähnt.
    Man könnte – wir erwähnen es nur, um es rasch zu erledigen – unter Akkumulation des Geldkapitals auch verstehn die Akkumulation des Reichtums in der Hand von Bankiers (Geldverleihern von Profession) als der Vermittler zwischen den Privatgeldkapitalisten hier, und dem Staat, den Gemeinden und den reproduzierenden Borgern dort; indem die ganze ungeheure Ausdehnung des Kreditsystems, überhaupt der gesamte Kredit, von ihnen als ihr Privatkapital exploitiert wird. Diese Burschen besitzen das Kapital und die Einnahme stets in Geldform oder in direkten Forderungen auf Geld. Die Akkumulation des Vermögens dieser Klasse kann vor sich gehn in sehr verschiedner Richtung mit der wirklichen Akkumulation, beweist aber jedenfalls, daß diese Klasse einen guten Teil von dieser letzteren einsteckt.
    Um die vorliegende Frage auf engere Grenzen zurückzuführen: Staatseffekten wie Aktien und andere Wertpapiere aller Art sind Anlagesphären für verleihbares Kapital, für Kapital, das bestimmt ist, zinstragend zu werden. Sie sind Formen, es auszuleihen. Aber sie sind nicht selbst das Leihkapital, das in ihnen angelegt wird. Andrerseits, soweit der Kredit direkte Rolle im Reproduktionsprozeß spielt: Was der Industrielle oder Kaufmann braucht, wenn er Wechsel diskontiert haben oder eine Anleihe aufnehmen will, sind weder Aktien noch Staatspapiere. Was er braucht, ist Geld. Er versetzt oder verkauft also jene Wertpapiere, wenn er das Geld sich anders nicht beschaffen kann. Es ist die Akkumulation dieses Leihkapitals, von der wir hier zu handeln haben, und zwar speziell von der des leihbaren Geldkapitals. Es handelt sich hier nicht um Anleihen von Häusern, Maschinen oder andrem fixen Kapital. Es handelt sich auch nicht um die Vorschüsse, die sich Industrielle und Kaufleute untereinander in Waren und innerhalb des Zirkels des Reproduktionsprozesses machen; obgleich wir auch diesen Punkt vorher noch näher untersuchen müssen; es handelt sich ausschließlich um die Geldanleihen, die durch die Bankiers, als Vermittler, den Industriellen und Kaufleuten gemacht werden.
    Analysieren wir also zunächst den kommerziellen Kredit, d.h. den Kredit, den die in der Reproduktion beschäftigten Kapitalisten einander geben. Er bildet die Basis des Kreditsystems. Sein Repräsentant ist der Wechsel, Schuldschein mit bestimmtem Zahlungstermin, document of deferred payment. Jeder gibt Kredit mit der einen Hand und empfängt Kredit mit der andern. Sehn wir zunächst ganz ab vom Bankierkredit, der ein ganz andres, wesentlich verschiednes Moment bildet. Soweit diese Wechsel unter den Kaufleuten selbst wieder als Zahlungsmittel zirkulieren, durch Endossement von einem auf den andern, wo aber der Diskonto nicht dazwischenkommt, ist es nichts als eine Übertragung der Schuldforderung von A auf B und ändert absolut nichts am Zusammenhang. Es setzt nur eine Person an die Stelle einer andern. Und selbst in diesem Fall kann die Liquidation ohne Dazwischenkunft von Geld stattfinden. Der Spinner A z.B. hat einen Wechsel zu zahlen an den Baumwollmakler B, dieser an den Importeur C. Wenn C nun ebenfalls Garn exportiert, was oft genug vorkommt, so kann er Garn von A gegen Wechsel kaufen und der Spinner A den Makler B mit dessen eignem, von C in Zahlung erhaltnen Wechsel decken, wobei höchstens ein Saldo in Geld zu zahlen ist. Die ganze Transaktion vermittelt dann nur den Austausch von Baumwolle und Garn. Der Exporteur repräsentiert nur den Spinner, der Baumwollmakler den Baumwollpflanzer.
    Es ist nun bei dem Kreislauf dieses rein kommerziellen Kredits zweierlei zu bemerken:
    Erstens: Die Saldierung dieser wechselseitigen Schuldforderungen hängt ab vom Rückfluß des Kapitals; d.h. von W – G, das nur vertagt ist. Wenn der Spinner einen Wechsel vom Kattunfabrikanten erhalten hat, so kann der Kattunfabrikant zahlen, wenn der Kattun, den er auf dem Markt hat, in der Zwischenzeit verkauft ist. Hat der Kornspekulant einen Wechsel auf seinen Faktor gegeben, so kann der Faktor das Geld zahlen, wenn unterdes das Korn zum erwarteten Preise verkauft ist. Es hängen also diese Zahlungen ab von der Flüssigkeit der Reproduktion, d.h. des Produktions- und Konsumtionsprozesses. Da die Kredite aber

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