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Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Stark
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gar nichts. Sie spürten nur das langsame Schaukeln und Schlingern des Cherokee. Am Himmel standen hohe Wolken und eine schmale Mondsichel, und das Sternenlicht war zu schwach, als dass man irgend etwas hätte erkennen können. Hier, unter dem Bäumen und ohne Nachtsichtgerät, war alles schwarz.
    Nachdem sie eine Weile durch die Dunkelheit gefahren waren, sagte Parker: »Erzähl mir, warum du im Knast warst.«
    Lloyds Stimme, links von Parker, klang gequält. »Ich versuche, das alles zu vergessen.«
    »Ich will aber, dass du dich erinnerst«, sagte Parker, »sonst kannst du mich vergessen.«
    »Warum? Du kennst doch Frank und Ralph, oder?«
    »Aber dich kenne ich nicht. Und ich gebe nicht viel auf das Urteil anderer.«
    Es trat eine kurze Stille ein, während der Lloyd sich mit diesem Gedanken vertraut machte. Dann seufzte er und sagte: »Ich bin nicht stolz darauf.«
    »Das sind die wenigsten.«
    »Ich meine, ich war dumm, ich habe mich hinreißen lassen, ich war übereilt und leichtsinnig. Ich war all das, worauf ich immer stolz war, es nicht zu sein.«
    »Wann war das?«
    Lloyd tat abermals einen tiefen Seufzer. »Na gut«, sagte er. »Während meines Studiums habe ich mich mit einem Typ namens Brad Grenholz zusammengetan. Er war brillant, ein Mann, der wirklich neue Wege ging. Ich war schon immer eher ein Arbeiter – der Mann, der sich um die Details kümmert und aufräumt.«
    »Dann wart ihr ein gutes Team.«
    »Das beste. Aber dann …«
    Parker wartete, und nach einem weiteren tiefen Seufzer sagte Lloyd schließlich: »Wenn man seine ganze Intelligenz aufwendet, um über winzige Kleinigkeiten nachzudenken, wird man nervös. Man ist sehr schnell und sehr sprunghaft, aber man denkt, man müsste noch schneller und sprunghafter sein, und so hat es nicht lange gedauert, bis Brad und ich eine Menge Drogen genommen haben. Wirklich eine Menge. Wir haben auch Hochprozentiges geschluckt, aber nur, um wieder runterzukommen. Das war das einzige, was wir genommen haben, um runterzukommen. Alles andere haben wir uns eingepfiffen, um uns aufzuputschen. Ich schwöre, wir hatten statische Elektrizität in unseren Körpern, als wären wir Elektroden.«
    »Auf die Dauer nicht so gut«, sagte Parker.
    »Es war ja auch nicht auf Dauer angelegt. Die Sache war die: Wir hatten … Wir beide hatten – das war später einer der Streitpunkte – ein Serverprogramm entwickelt, das einfach unglaublich gut war. Alle wollten investieren – wir hatten sogar Angebote aus Brasilien!«
    »Drogengeld?«
    »Nein! Völlig sauber, völlig legal! Bankgeld! Risikokapital! Wir hatten kaum die Uni hinter uns und waren auf einen Schlag Millionäre! Zwar vorerst nur auf dem Papier, aber immerhin – Millionäre.«
    »Und er hat dich beschissen«, vermutete Parker.
    »Es ist so offensichtlich, nicht?« sagte Lloyd, angewidert von sich selbst. »Ich habe ihm vertraut, ich habe gedacht, wir wären für immer ein Team. Es gab natürlich Vereinbarungen, Verträge, den ganzen juristischen Kram, aber darum ging es ja eigentlich nicht – worum es eigentlich ging, das waren die winzigen Kleinigkeiten, das Zeug, das uns beseelte. Unser Rechtsanwalt war der Bruder von Brads Schwager, aber das machte nichts, er war unser Anwalt, und wir hatten uns alle lieb.«
    »Aber dann«, sagte Parker.
    »Aber dann gab es eine Ausschüttung«, sagte Lloyd, »und ich bekam nichts davon ab. Bis dahin war alles in das Unternehmen geflossen – wir hatten bloß ein bisschen Geld zum Leben abgezweigt –, aber dann kam die erste Ausschüttung, und auf der Liste standen Brad und seine Schwester und ihr Mann und sogar die Frau des Rechtsanwalts. Nur ich stand nicht darauf.«
    Lloyd schwieg. Der Cherokee kroch um Felsen und Baumstämme und umging Gräben und zu steile Abhänge, immer auf der Suche nach der Straße, die zu Marinos Anwesenführte. Parker wartete darauf, dass Lloyd, stumm und unsichtbar, sich beruhigte.
    »Na gut«, sagte Lloyd schließlich. »Danke, dass du mich nicht drängst.«
    »Wir haben Zeit«, sagte Parker.
    »Ja. Also gut. Ich habe also … Ich brachte es nicht über mich, zu Brad zu gehen und ihm Vorwürfe zu machen – das Ganze musste einfach ein schlichter Irrtum sein, es musste irgendeine einfache Erklärung dafür geben. Also bin ich zu unserer Geschäftsführerin gegangen, die für die Verteilung zuständig war, und die sagte, die Liste käme direkt von George, unserem Anwalt. Ich sagte: ›Das kann nicht sein, es muss sich um einen Irrtum handeln.‹

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