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Der gläserne Wald

Der gläserne Wald

Titel: Der gläserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinald Koch
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imponierenden Gestalt des Ne Paresen stand, hatte er endlich Gelegenheit, von diesem mehr zu sehen als den Umriss. Er verharrte in stummem Staunen.
    Der Schädel des Mannes war tatsächlich golden, und das Schimmern vorhin hatte nicht getrogen. Er war in ein Gewand gekleidet, das in einem Stück von den Schultern bis zu den Füßen hinabreichte und dabei wie gesponnener Rubin glühte. Auf dem Stoff waren mathematische und physikalische Symbole angebracht, die aber, obwohl flächig, nicht aus einem Stück bestanden oder gedruckt waren, sondern aus vielfältigen, winzigen Einzelstückchen zusammengesetzt schienen. Franzik fühlte sich von der leuchtenden Pracht teils abgestoßen, teils naiv und unwiderstehlich entzückt.
    »Wer sind Sie?« fragte er endlich unsicher, aber barsch. Diesmal war sein Gegenüber glücklicherweise ein erfahrener alter Priester, der auf diese Frage ruhig antworten konnte: »Ich bin Artom, Chefpriester der Fysitthi. Sie werden nicht wissen, was das ist; aber ich bin mächtig. Sie können getrost mit mir reden! Mein Ohr ist das Ohr des Regenten und mein Mund spricht für ihn.«
    Er erhob sich von dem Lager und überragte Franzik nun um mehr als zwei Haupteslängen. Dennoch schien er vom Alter schon etwas gebeugt und früher womöglich noch größer gewesen zu sein.
    »Können Sie gehen, Athmiral? Dann folgen Sie mir!«
    Franzik, der sich sehr unsicher fühlte, nickte. Endlich war sein Verstand wieder zum Kern des Problems vorgestoßen: »Es ist also Friede zwischen Adapor und euch?«
    »Friede ist vielleicht ein wenig zu viel … oder auch nicht? Ist Friede, wenn keiner mehr kämpfen will? – Ja, dann ist Friede.«
     
    Die Besorgnis des Moam verwandelte sich in Zorn. Hatte Es nicht alles versucht, den Intelligenzen dieser Welt zu helfen? Und dennoch kamen sie nicht, die Fortschritte Seines Kunstwerks zu holen!
    Nun, sie waren Seiner nicht wert! Gab es nicht in der Nähe noch andere Wesen, die Seiner mit Sicherheit eher bedurften? Oh, ja! Hatte Es doch in Seiner unendlichen Weitsicht rechtzeitig dafür gesorgt, dass ein anderes Publikum Seiner wartete.
    So tat Es den Schritt hinüber.
    Und auch dort auf Adapor gab es die widerwärtige Ausstrahlung mächtiger Energien. Das Moam musste sich gewaltig anstrengen, um das Spannungsgefälle auszugleichen.
     
    Der automatische Hologrammwähler schaltete sogleich auf das vorprogrammierte Bildmuster um, als eine der Stachelkugeln des Moam aus dem Nichts auftauchend in die Bahnen der Lasertaster geriet.
    Durch goldene Fäden rann das Bild in das Gehirn der lebenden Mumie im Tank, und noch einmal weiteten die erschlafften Muskeln die Brust, als wolle der Oberste Rat tief atmen.
    So hatte er also ein Leben lang recht gehabt, hatte sich nicht in seinen Berechnungen und Überlegungen getäuscht: Dies fremdartige, offenbar vierdimensionale Ding, das sich vor mehr als tausend Jahren auf Ne Par eingenistet hatte, wollte leergeerntet werden. Wenn nicht dort, dann hier.
    Es war eigentlich verblüffend einfach gewesen. Ein Krieg hinderte die Ne Paresen an der Beerenernte, und schon kamen die Beeren von selbst nach Adapor. Er hatte Recht behalten.
    Wie ein Fieberschauer versickerten die letzten Empfindungen des sterbenden Hirns in die Goldfäden.
    Er fühlte sich leicht und frei, denn, was er für sein Volk getan, hatte noch nie ein Oberster Rat vorher erreicht. – Weil die goldenen Nervenbahnen schon tot waren, blieb ihm die Wahrheit erspart.
    Unter dem Tank des Alten begannen sich die Servomechanismen zu regen. Magnetkontakte lösten sich, Fäden und Kabel flossen auf ihre Spulen in den Sockel zurück. Feingliedrige Zangen folgten der Federspannung und falteten sich behutsam in die winzigen Öffnungen der Schaltwand.
    Gespenstisch lautlos und langsam sank die Leiche des Obersten Rates auf den Boden des Tanks.
     
    »Erhabener Regent, Vater der Stadt, Tolt von Zaina!« stößt der Fragonreiter hervor und lässt sich auf’s Knie fallen.
    Ich wollte, sie würden alle etwas weniger Zeit mit dem Zeremoniell verbringen und schneller zur Sache kommen. Dieser Reiter muss sein Letztes gegeben haben, als er vom Horst hier herunterrannte, und nun vergeudet er die Zeit, indem er meine Titel aufzählt und mich aus großen verzweifelten Augen anstarrt. Ich starre erwartungsvoll zurück …
    »Los, Mann! Was ist?« herrsche ich ihn schließlich an, als mir die Sache peinlich wird.
    »Erhabener, der Wald ist verschwunden …« sprudelt es aus ihm heraus. Erst jetzt wird mir

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