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Der gleiche Weg an jedem Tag

Der gleiche Weg an jedem Tag

Titel: Der gleiche Weg an jedem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Adamesteanu
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Botschaft im Irak dienten, und studierte dort im dritten Semester an der Fakultät für Öl- und Gasförderung. Das Kind, sagte uns Nana, war bei einer seiner Cousinen in Alexandria geblieben, die es adoptieren wollte, allerdings unter der Bedingung, dass Nana es nie mehr besuchen durfte, damit der Kleine nicht leiden müsse.
    Â»Quatsch«, sagte Domnica einmal, als nur Marilena und ich im Zimmer waren, »das Kind hat sie gleich aus der Geburtenklinik ins Waisenhaus gegeben, sie hat damals schon alle Papiere unterzeichnet gehabt, Schluss aus! Der Ehering trägt weder Datum noch Namen, und wenn Nana einen Brief von Silviu kriegt, wirft sie ihn in ihr Nachtschränkchen, und wenn sie dann allein ist, reißt sie ihn in kleine Stücke und schmeißt ihn ins Klo, sie wird es irgendwann noch verstopfen!«
    Â»Zum Glück hast ja du deine Nase überall!«, grinste Marilena schmallippig.
    *
    Â»Wer von euch ist LetiÅ£ia Branea … Da wartet jemand unten …«
    Ich schrak auf in meinem Bett, wo ich mit halb geschlossenen Augen, das offene Heft auf den Knien, dahin dämmerte. Und ich dachte zuerst, es könnte Petru sein, wie ich es immer dachte, wenn mich jemand suchte, obwohl schon zwei Wochen vergangen waren, seit wir vom Meer zurückgekehrt waren und er meinen Koffer auf dem Gehsteig hatte stehen lassen.
    Â»Wie sieht er aus?«, kreischte Didi mit vollem Mund.
    Sie saß allein am Tisch und aß, tief über die Pappschachtel mit Würsten und Speck gebeugt, in der vorher die neuen Schuhe verpackt gewesen waren.
    Â»Ein hochgewachsener Mann, kommt mir bekannt vor«, gab diejenige, die mich gerufen hatte, durch die schon geschlossene Tür zurück.
    Ich warf den Schlafrock ab und begann mich anzuziehen, wobei ich plötzlich vor Kälte zitterte. Dann hielt ich es nicht mehr aus, riss unter den verblüfften Blicken der Mädels die Tür auf, lief barfuß über den Korridor und riss das Fenster zum nebelverhangenen Hof auf. Ich sah ihn nicht gleich, obwohl ich ihn hätte sehen müssen, denn er stand allein mitten auf der Allee und lehnte nicht wie die anderen seitlich der Treppe an der Wand. Ich ahnte die starre Gleichgültigkeit seines Gesichts, obwohl ich nur die Umrisse seiner Gestalt ausmachen konnte, mit tief in den Taschen vergrabenen Händen. Ich stand am Fenster und sah zu ihm hinunter, ich konnte es kaum glauben und musste an mich halten, ihm nicht etwas zuzurufen, weil ich fürchtete, er würde es sich plötzlich anders überlegen und verschwinden, bevor ich unten war. Aber er musste auf mich warten, genau so, wie ich weiter schweigen musste.
    Er begann auf und ab zu schlendern, er kam bis zu der um diese Uhrzeit verschlossenen Tür der Kantine und spähte zwischen den bläulichen Rollläden hindurch, um seine Ungeduld mit vorgeblicher Neugier zu kaschieren. Wie einfach doch war, was ich mir nicht hatte vorstellen können, wie einfach es doch war, wenn er auf mich wartete, noch konnte ich das alles nicht glauben, noch begriff ich es nicht. Der Triumph weckte eine merkwürdig innige Wehmut in mir, eine traurige Freude.
    Â»Petru Arcan«, sagte ich zu den Mädels, ohne sie dabei anzusehen, während ich mich hastig vor dem Spiegel auf dem Tisch kämmte.
    Ich spürte die Verblüffung in ihrem Schweigen, gab aber nicht klein bei, betrachtete mich nicht einmal mehr im Spiegel. All die Tage hatte ich an mir gearbeitet, als müsste ich mich aus Sand modellieren. Wo war ich denn gewesen so viele farblose Stunden lang? Tag für Tag hatte ich gehofft, endlich und endgültig Kontur zu gewinnen, nur sie hätten mir dabei helfen können, aber ich fürchtete ihre Blicke, ihre Gedanken, all das, was sie jetzt in mir sehen mochten. So lange hatte es mir geschienen, als würde mir nie etwas Besonderes passieren, als wiederholte sich immer wieder ein und derselbe Tag. Dabei war so vieles passiert, wie ich jetzt, als ich mich am Kleiderhänger nach meinem Mantel streckte, verwundert feststellte. Onkel Ion war gestorben, Vater war aus seinem finsteren Leben, von dem er offenbar nichts erzählen wollte, herausgetreten und zu Mutter zurückgekehrt, und auf mich wartete Petru. Und ein Stempel im Ausweis, der mich zur rechtmäßigen Einwohnerin der STADT machen sollte … Benommen von meinem Tagtraum sah ich das Zimmer vor mir, die Betten zur Nacht aufgeschlagen, die Mädels, die schon

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