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Heiss wie eine Sommernacht

Heiss wie eine Sommernacht

Titel: Heiss wie eine Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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1. KAPITEL
    Er hieß Lucas Reyes.
    Zumindest bevorzugte er diesen Namen. Sein vollständiger Titel lautete „Seine Hoheit Prinz Lucas Carlos Alessandro Reyes Sanchez von Andalusien und Kastilien“. Er war der Erbe eines Throns, der seit Jahrhunderten nicht mehr existierte. Der Urururur… Dios, viel zu viele „Urs“. Um es kurz zu machen – Lucas Reyes stammte von einem König ab, der zu Zeiten der Conquistadores ausgezogen war, um ein weit entferntes Land zu zähmen.
    Das Land kannte die Welt heute als die Vereinigten Staaten von Amerika, und in Lucas’ Augen war hier nichts von der Zähmung durch seine Vorfahren zu spüren, zumindest nicht in Texas.
    Er fuhr in einem Mietwagen über eine Straße, die die Bezeichnung keineswegs verdiente. Die Sonne strahlte erbarmungslos vom Himmel, weiter hinten am Horizont hingen dunkle Gewitterwolken. Naiverweise glaubte Lucas anfangs, der Regen käme und brächte Erleichterung, doch er irrte sich. Die düsteren Wolken standen am endlos blauen Himmel wie gemalt.
    Nichts regte sich in dieser Landschaft. Bis auf den Wagen natürlich. Und selbst der schien damit Schwierigkeiten zu haben.
    Fluchend umklammerte Lucas das Lenkrad, unterwegs zu einem Ort namens El Rancho Grande. Sein Großvater hatte den Besuch mit dem Besitzer arrangiert, einem gewissen Aloysius McDonough. Laut dessen E-Mail führte diese Straße direkt dorthin.
    Sicher, und Schweine können fliegen, dachte Lucas entnervt.
    Denn diese Straße lenkte sie nur weiter durch Niemandsland, und das Einzige, was bisher auch nur annähernd als grande bezeichnet werden konnte, war eine riesige Klapperschlange gewesen.
    Ihr Anblick löste prompt einen hysterischen Anfall bei seiner Begleitung aus.
    „Eine Python!“, kreischte sie neben ihm auf. „O Gott, Lucas, eine Python!“
    Er sparte sich die Mühe, ihr zu erklären, dass die Riesenschlangen nicht in Nordamerika lebten. Für Delia machte das keinen Unterschied, und wenn da ein Alligator am Straßenrand läge. Es bot ihr nur einen weiteren Grund, um sich zu beschweren.
    Während der ersten Stunde hatte sie unentwegt gemault, wie öde die Landschaft doch sei und wie unbequem der Wagen.
    Zumindest in dem Punkt gab er ihr recht. Nachdem er zu Hause die Landkarte studiert hatte, beauftragte er seine Assistentin, einen Geländewagen mit Allradantrieb zu mieten. Das Mädchen hinter dem Schalter der Mietwagenfirma erklärte allerdings, seine Sekretärin hätte genau dieses Vehikel bestellt, das aussah wie eine verbeulte Sardinendose. Sein Protest führte zu nichts, andere Wagen standen nicht zur Verfügung.
    „Morgen bekommen wir vielleicht etwas anderes rein“, sagte das Mädchen mit einem strahlenden Lächeln.
    Sollte er noch einen weiteren Tag in dieses unnütze Unternehmen investieren? Auf keinen Fall. Also setzte er seine Unterschrift auf den Mietvertrag für die Sardinendose und hörte sich Delias Gejammer an, dass der Kofferraum nicht genug Platz für das Gepäck böte, das sie gegebenenfalls für eine Übernachtung bräuchte.
    „Wir bleiben höchstens ein paar Stunden dort“, erwiderte Lucas ungeduldig.
    Was ihren Protest nicht eindämmte. Bis er ihr schließlich zwei Alternativen anbot: Sie könne alles in seinem Flugzeug lassen oder endlich den Mund halten und mitnehmen, was in den Wagen passe.
    Delia stieg in den Wagen, aber den Mund hielt sie nicht.
    „Wann sind wir endlich da?“, fragte sie gerade zum hundertsten Mal.
    Von „bald“ über „nur noch eine Weile“ bis zu „wir sind da, wenn wir da sind“ hatte Lucas ihr alle Antworten gegeben – letztere durch zusammengepresste Zähne gezischt.
    „Aber wann denn nun?“
    Mitten in Delias Frage gab die Sardinendose einen heulenden Laut von sich und rollte aus.
    In der Stille, die folgte, lag etwas höchst Ungutes.
    „Lucas, warum halten wir eigentlich? Wieso hast du die Klimaanlage abgestellt? Wann sind wir denn endlich da? Lucas …?“
    Abrupt drehte er sich zu Delia. Unter seinem funkelnden Blick sank sie in den Sitz zurück. Allerdings nicht ohne einen letzten Kommentar.
    „Ich weiß wirklich nicht, was wir überhaupt hier machen“, schmollte sie.
    Immerhin, darin waren sie sich einig. Die Straße, das Auto und jetzt das.
    Was, zum Teufel, taten sie hier überhaupt?
    Im Grunde keine schwere Frage. Delia saß neben ihm, weil er sie auf ein Wochenende in den Hamptons eingeladen hatte. Als er ihr absagte, bettelte sie so lange, bis er einwilligte, sie mit nach Texas zu nehmen. Und Lucas war hier,

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