Der globale Eingriff
angehört. Man merkt diesen Geschichten um Dr. Conway und seinen zum Teil extraterrestrischen Mitarbeitern – etwa dem immer wieder liebevoll ins Spiel gebrachten Dr. Prilicla, einem insektoiden Empathen – an, daß James White eigentlich selbst gern Arzt geworden wäre. Obwohl weitgehend dem gleichen Grundmuster der Handlungsstruktur folgend (ein unbekannter Extraterrestrier gerät in Not, die Weltraumärzte versuchen ihm zu helfen und müssen dabei zunächst einmal Informationen über ihn und seine Rasse sammeln, bevor sie sich seiner Krankheiten oder Verletzungen annehmen können), ist jede dieser Geschichten immer wieder von großer Spannung und Dramatik. Hier kommt zum Tragen, daß White nie schludert, sondern mit Phantasie und Akribie neue Geschichten in Szene setzt. Und der humanistische Grundgedanke, der dahintersteckt, die Vorstellung, daß alle raumfahrenden Rassen eine Ethik entwickelt haben, die dem hohen Stand ihrer Technik entspricht, sowie die menschliche Wärme und Anteilnahme am Geschick dieser Aliens, verhindern, daß sie kurios wirken.
Der russische Autor Iwan Jefremow formulierte einmal als Forderung an die Science Fiction, den ethischen Fortschritt als Pendant zum wissenschaftlich-technischen Fortschritt für jede denkbare Lebensform des Universums als gegeben anzusehen. Zur Doktrin erhoben: Wer die Raumfahrt beherrscht, begegnet anderen Rassen nicht mit Mißtrauen und Bereitschaft zur Gewalt, sondern mit Freundschaft und Solidarität. Angesichts mancher Science Fiction sicherlich eine zu unterstützende Forderung, wenngleich als Doktrin für das gesamte Feld in ihrer Verkürzung untauglich. Immerhin: Mit einer Serie um die Weltraummediziner steht James White gar nicht so weit hinter Jefremows Forderung zurück – ohne dabei auf saftige, abenteuerliche Science Fiction-Unterhaltung zu verzichten.
Im Arztmilieu handelt auch das vorliegende Buch, James Whites neuester Roman, das ansonsten aber einen eher ungewohnten White zeigt, der antiutopisch sein Unbehagen an Erscheinungsformen und Trends unserer Gegenwart äußert.
Hans Joachim Alpers
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