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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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der Junge mit belegter Stimme und sah Guillaume aus veilchenblauen Augen groß an. Tränen glitzerten in ihnen, doch er bemühte sich offenbar, nicht loszuheulen, und schluckte. Das helle Haar, das sich in seinem Nacken und um seine Ohren lockte, und sein unschuldiger Blick gaben ihm etwas so Engelhaftes, dass sich Guillaume fragte, ob der Junge in Tancarville würde bestehen können.
    »Du musst ganz ruhig bleiben«, sagte er und lächelte ihn aufmunternd an. Dann strich er mit der Hand über den Leib des Pferdes, hob den Hinterlauf der Stute und ließ Enguerrand ihren Huf säubern. »Das hast du gut gemacht«, lobte er. »Versuch es beim nächsten Bein allein. Ich bin sicher, du schaffst es.« Er lächelte. »Wir haben beide das gleiche Ziel: dem Kammerherrn zu dienen, auf dass er stets zufrieden ist. Wenn du nicht weiterweißt, dann wende dich darum getrost an mich. Ich werde versuchen, dir zu helfen.«
    »Danke!« Enguerrand war offensichtlich beeindruckt. »Du bist der Erste hier, der freundlich zu mir ist«, gab er verschämt zu. »Sogar mein älterer Bruder tut, als kenne er mich nicht.«
    »Dein Bruder?«
    »Pierre!« Enguerrand schniefte. »Pierre de Préaux.«
    »Ich wusste nicht, dass er dein Bruder ist.« Pierre de Préauxwar älter als Guillaume und schon fast ein Ritter. Ein anständiger Kerl, der die Jüngeren in Frieden ließ und trotzdem von ihnen respektiert wurde. »Es ist besser für dich, wenn du deinen eigenen Weg gehst und es schaffst, ohne ihn zurechtzukommen. Er weiß das, darum beachtet er dich nicht«, tröstete Guillaume den Jungen. »Würde er sich auch nur ein einziges Mal einmischen, so hättest du übel darunter zu leiden. ›Feigling‹ würden dich die anderen rufen, ›kleiner Bruder‹ oder ›Hasenfuß‹. Jeder hier muss sich den Respekt der anderen selbst erkämpfen.« Er klopfte Enguerrand auf die Schulter.
    Neid und Missgunst gehörten in Tancarville zum Leben wie das tägliche Brot. Das ständige Ringen um die Anerkennung ihres Herrn und der ewige Kampf darum, der Bessere zu sein, vergifteten so manchen jungen Burschen wie ein eiterndes Geschwür einen kranken Leib. Für jede Schmach und alle Niederlagen, die ihnen widerfuhren, rächten sich die Älteren an den Jüngeren. Neuen Pagen wurde stets so lange übel mitgespielt, bis sie sich wehrten. Sie wurden herumgeschubst, geschlagen und aufgezogen. Manchmal sorgten die anderen Jungen dafür, dass sie nichts zu essen bekamen oder sich ihre Nahrung aus dem Schweinetrog holen mussten. Des Nachts hielt man sie zuweilen vom Schlafen ab, damit sie am nächsten Tag übermüdet waren und Fehler machten.
    Guillaume seufzte leise. Er erinnerte sich noch gut an die ersten Wochen, in denen es ihm nicht anders ergangen war. »Es dauert ein Weilchen, bis man sich eingelebt hat.« Immer wieder war Guillaume damals in den Stall geflüchtet, hatte den Kopf in Ares’ Fell gedrückt und Trost bei dem wunderbaren Hengst gesucht, den ihm sein Vater zum Abschied geschenkt hatte. »Mit der Zeit wird es leichter.« Er lächelte aufmunternd. »Du wirst hier Freunde fürs Leben finden, auch wenn es manchmal eine Herausforderung ist, mit allen zurechtzukommen. Es ist eine große Ehre, hier zu sein. Vergiss das niemals!«
    »Guillaume?« Sir Lambert steckte gereizt den Kopf durch die Stalltür. »Wie lange willst du noch herumstehen und plaudern?Komm endlich und hilf mir, die Pferde zum Übungsplatz zu bringen!«
    »Ja, Sir!«, beeilte sich Guillaume zu antworten. »Ich komme!«
     
    Als sich wenig später alle Knappen auf dem Kampfplatz versammelt hatten, formte Sir Lambert mit seinen Händen einen Trichter.
    »Teilt euch in zwei Gruppen auf!«, rief er und strich sich schmunzelnd über den ausrasierten Nacken, als die Jungen gehorchten und ihn erwartungsvoll ansahen. »Heute habe ich eine besondere Übung für euch. Seht ihr die Pferde dort?« Er deutete auf eine Umzäunung am Rand des Platzes. »Ihr«, er zeigte auf die erste Gruppe, »werdet jeder ein Pferd einfangen und zur anderen Seite des Geländes und wieder zurück reiten. Dabei habt ihr unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen, Bogenschießen, Streitaxt werfen, ihr werdet schon sehen … Wer zuerst fertig ist, hat gewonnen.«
    Die Jungen jubelten.
    »Stellt euch das nur nicht zu leicht vor!« Sir Lambert hob die Hand und wandte sich an die zweite Gruppe. »Denn eure Aufgabe wird es sein, sie davon abzuhalten. Ihr werdet mit lautem Geschrei auf die Pferde zulaufen, um sie aufzuschrecken. Sorgt

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