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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Holztruhe und kramte ein kleines Tontöpfchen hervor.
    Guillaume folgte ihm, nahm es neugierig entgegen und öffnete es. Die schmutzig graue Salbe darin roch so widerlich, dass es ihn würgte.
    »Stinkt grauenerregend, ich weiß, versuch es trotzdem damit. Ich habe sie letztes Jahr beim Stallmeister verwendet.« Er nickte grinsend, als Guillaume ihn ungläubig ansah. »Doch, doch, hab ihn damit behandelt, als einer der Gäule ihm auf den Fuß getreten ist. Frag ihn, er schwört drauf und holt sie seitdem auch für die Pferde. Wenn ich mich nicht täusche, behauptet er beim Kammerherrn sogar, er stelle sie selbst her.« Er grinste. »So viel Einsatz kommt gut an bei der Herrschaft.« Dann nickte er Guillaume bestärkend zu. »Du bist ein guter Junge und kümmerst dich um ihn.« Er zuckte mit dem Kopf in Richtung Gildwin. »Bist der Einzige, der ihn besucht und ihm seit dem Unfall ab und an ein Wörtchen entlocken kann.« Er schüttelte den Kopf. »Mit mir hat er bisher kein Einziges gesprochen. Sieht mich nur groß an mit seinen traurigen Augen. Er ahnt wohl, dass es nicht gut um seine Schulter steht. Kann einem leidtun, das Kerlchen«, flüsterte er und kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Ich habe schon viele Männer zusammengeflickt. Ein gebrochenes Schlüsselbein heilt für gewöhnlich gut«, fügte er seufzend hinzu. »Es müsste längst besser sein, doch es wird einfach nicht. Ich habe getan, was in meiner Macht steht, doch ich fürchte, nun müssen wir auf ein Wunder hoffen. Bete, mein Junge, vielleicht hilft das!«
    Guillaume nickte, obwohl er bezweifelte, dass der Herr ausgerechnetseine Gebete erhören würde. Immerhin war er schuld an dem Unglück. »Warst du schon einmal bei einem Drahtzieher und hast gesehen, wie er das Eisen durch immer dünnere Löcher treibt, um später Ringe für die Kettenhemden daraus zu machen?«, fragte er scheinbar fröhlich und ging wieder zu Gildwin hinüber. »Ist wirklich harte Arbeit. Genau wie die des Schmieds. Du weißt sicher schon, dass sich Blut nur mit Wasser vollkommen von einer Klinge entfernen lässt, oder? Ganz gleich, ob von Mensch oder Tier, es sollte nicht auf der Waffe eintrocknen. Doch auch das Wasser, mit dem man es entfernt, muss sorgfältig abgewischt werden, sobald die Klinge gereinigt ist, denn genau wie das Fett der Hände bedeutet es höchste Rostgefahr«, plapperte er weiter drauflos, um Gildwin und zugleich sich selbst von seinem Kummer abzulenken. »Und was bedeutet das für unsereins? Putzen, putzen, putzen!« Er lachte auf.
    »Ich werde nie ein Schwert tragen«, sagte Gildwin plötzlich leise.
    Guillaume blickte ihn entgeistert an: »Was redest du da für einen Unsinn?«
    »Mein Schwertarm wird nie wieder vernünftig zu gebrauchen sein«, antwortete Gildwin ruhig.
    »Wenn ich doch nur an deine Stelle treten könnte, ich …«, murmelte Guillaume und brach mitten im Satz ab. Lüge, nichts als Lüge!, durchzuckte es ihn. Niemals, um nichts in der Welt würdest du mit Gildwin tauschen wollen!
    »Ich weiß, du würdest kämpfen und dich nicht unterkriegen lassen, mein Freund.« Gildwin lächelte. »Du bist ein Krieger, von ganzem Herzen. Ich dagegen …«
    »Du bist ebenso ein Kämpfer wie ich«, unterbrach ihn Guillaume. »Habe ich dir nicht versprochen, dir wieder auf die Beine zu helfen?« Wie sollte er den Stachel der Schuld, der noch immer tief in seinem Fleisch saß, jemals loswerden, wenn Gildwin sich nicht erholte? »Komm, lass uns gleich üben gehen.« Er zerrte den Jungen nach draußen.
    »Quält Ours dich immer noch?«, erkundigte sich Gildwin, alsGuillaume mit der Hand über die rosige Haut mit den Schorfresten auf seiner Wange strich. Die Wunde heilte, darum juckte sie.
    Guillaume antwortete nicht. »Dein Arm ist bald wieder stark genug für ein Schwert!«, behauptete er und nickte seinem Freund aufmunternd zu.
    Gildwin aber hatte nicht die Kraft, ein Schwert über längere Zeit zu halten, geschweige denn, damit zu kämpfen. Auch Guillaumes Rat, die Waffe in die Linke und den Schild in die Rechte zu nehmen, brachte keine Erleichterung. Der Schild war viel zu schwer für die verletzte Schulter. Gildwins Arm ermüdete zu rasch, und das Schlüsselbein schmerzte ihn. Trotzdem wollte Guillaume die Hoffnung nicht aufgeben. Jeden Tag aufs Neue forderte er den Freund auf, mit ihm zu kämpfen. Bei feuchtem Wetter aber quälten Gildwin die Schmerzen so sehr, dass ihm schon bei den einfachsten Übungen Tränen in die Augen schossen.
    »Wusstest du,

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