Der goldene Thron
dafür, dass so viele eurer Gegner wie möglich aus dem Sattel fallen.«
Jubel erklang aus der zweiten Gruppe.
»Die Übung soll die jungen, unerfahrenen Schlachtrösser an Lärm gewöhnen und zugleich eure Geschicklichkeit unter Beweis stellen. Wer vom Pferd fällt, hat verloren.«
»Die sind nicht so sanftmütig wie unsere Ponys«, flüsterte Gildwin, ein unscheinbarer, für gewöhnlich eher stiller junger Knappe mit erlenholzfarbenem Haar und lindgrünen Augen. »Das wird gewiss kein Spaziergang!«
»Ach was«, winkte Guillaume ab. »Hauptsache, man bleibt im Sattel!«
»Wieso? Heißt es nicht, die wahrhaft Tapferen fände man zwischen den Hufen der Pferde?«, fragte Adam spöttelnd.
»Wie wahr, wie wahr!« Gildwin schlug die Augen dramatischzum Himmel. »Schließlich hat nicht jeder so viel Glück wie ihr und darf die Biester reiten. Ich armer Tropf muss mich ihnen todesmutig entgegenwerfen!«
Plötzlich ertönte Sir Lamberts Signalhorn.
»Nun denn«, rief Guillaume, »viel Glück!« Er rannte, so schnell er konnte, zu der Koppel. Die Pferde scheuten und versuchten zu flüchten, als die Jungen herbeiliefen. Guillaume blieb kurz stehen, wählte schließlich einen Hengst aus und versuchte, ihn einzufangen. Immer wieder stürzte er dem Pferd nach, bis es ihm endlich gelang, es am Halfter zu packen und sich auf seinen Rücken zu schwingen. Der Hengst scheute, und Guillaume hatte Mühe, Halt zu finden. Auch die anderen Jungen saßen schon bald im Sattel, und ein jeder versuchte, sein Pferd so rasch wie möglich aus der Koppel zu treiben.
Schnaubend stampften die Pferde mit den Hufen und drängten auf den Parcours zu. Nervös und schreckhaft brach eines nach dem anderen aus, als die Jungen der gegnerischen Gruppe mit lautem Gejohle und wilden Gesten auf sie zustürmten. Hilflos wurden viele Reiter davongetragen, noch bevor sie die erste Aufgabe erfüllen konnten.
Guillaume hielt sich am Rand der Menge und vollbrachte die erste Übung unbehelligt. Entschlossen griff er nach der Wurflanze, die in einem Sandeimer steckte, holte aus und warf sie mit ganzer Kraft auf die Zielscheibe. Er traf auf Anhieb und ritt weiter, ohne sein Pferd zu zügeln. Als Nächstes musste er während des Ritts eine Axt ergreifen, die in einem Pfosten steckte, und sie auf einen recht weit entfernten Schild schleudern, ohne dass sie abprallte. Als ihm auch dies glückte, hämmerte sein Herz vor Aufregung. Er wollte den Wettstreit unbedingt gewinnen! Gehetzt sah er sich um.
Die Chancen standen nicht einmal schlecht, denn bisher war er der Erste. Adam allerdings war bereits dicht hinter ihm und holte rasch auf. Nahezu gleichzeitig griffen sie nach einem aus Hanf geflochtenen Ring, der zur dritten Aufgabe gehörte. Nur um einen Hauch war Guillaume schneller, riss den Ring an sichund warf ihn auf den dafür vorgesehenen Pfahl. Adam griff sich einen anderen Ring, warf und verfehlte das Ziel. Guillaume jubelte innerlich. Adam würde noch einmal ansetzen müssen und dadurch wieder ein wenig zurückfallen.
Im Eifer des Wettstreites hatte Guillaume die Scheu seines Pferdes längst vergessen und fühlte sich so sicher im Sattel, dass er der Gefahr, die von den Knappen drohte, keine allzu große Bedeutung mehr zumaß. Als Gildwin jedoch wie aus dem Nichts vor ihm auftauchte und mit lautem Geschrei auf ihn zuraste, legte Guillaumes Hengst die Ohren an, schnaubte und stieg.
Wenn er jetzt stürzte, war alles aus. Dabei war ihm der Sieg doch schon so nah erschienen! Entschlossen presste Guillaume die Knie zusammen und krallte sich in der Mähne des Hengstes fest, doch es nützte nichts. Er rutschte, verlor den Halt und begriff, dass er zu Fall kommen würde, ganz gleich, wie sehr er kämpfte. Nur nicht am Boden liegen bleiben, sonst zertrampelt er dich!, ermahnte er sich, als der Hengst erneut stieg und er fiel. Geschickt rollte er sich zur Seite, sprang umgehend auf die Füße und suchte mit klopfendem Herzen Schutz hinter einer Absperrung, als die schweren Hufe des Hengstes zurück auf den Boden stampften.
* * *
Adam drehte sich im Sattel um und reckte den Hals. War das tatsächlich Guillaume, der soeben vom Pferd gestürzt war? Ein Flirren durchzuckte seinen Körper. Heute musste sein Glückstag sein! Guillaume war sein einziger ernst zu nehmender Gegner gewesen und die anderen noch weit hinter ihm. Nun aber hatte Guillaume verloren! Er würde nicht wieder aufsteigen dürfen, und nichts schien Adams Sieg mehr im Wege zu stehen! Er lehnte sich
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