Der Grabritter (German Edition)
unschätzbarem Wer t, deren Eigentümer Conte Donatello Vigiani hieß.
Der Mann, der jetzt die Ausstellung erreicht hat te , s ah sich in aller Ruhe um und widmet e sich mit scheinbar großem Sachverstand den einzelnen Bildern. Er war ungefähr 1,90 Meter groß und von athletischer Statur. Mit seinen fast einhundert Kilogramm, die selbst unter dem Anzug muskulös ersch ie n en , h ob er sich vollkommen von den sonstigen Besuchern der Ausstellung ab. Als er sich langsam umw andte , um zu einem gegenüberliegenden Bild zu gehen, erk annte man sein Gesicht. Sehr verändert allerdings. Er tr ug einen schmalen Oberlippenbart, und die schwarzen, nackenlangen Haare waren mit reichlich Pomade streng nach hinten gekämmt. Auf seiner Nase saß eine ziemlich snobistische Brille, bei der sich auf der rechten Seite eine kleine, klappbare Lupe bef and . Dem Kenner f iel wohl sofort auf, dass der dunkle Designer-Anzug, den er tr ug , genau wie auch die übrige Kleidung, ein kleines Vermögen gekostet haben muss te . All diese Sachen stamm t en allerdings aus der Asservatenkammer des BKA Meckenheim und der Mann, der dort wie ein verschrobener Kunstliebhaber von einem Gemälde zum anderen g ing , war niemand ander e s als Hauptkommissar Marcus Kerner . Sch einbar an nichts anderem als an den faszinierenden Bildern interessiert , wandelt e er durch die Ausstellung. Aus den Augenwinkeln jedoch beobachtet e er s ein Umfeld sehr genau. Schnell war ihm klar, dass die Ausstellung unter strengste n Sicherheitsmaßnahmen ablief. Sowohl Leute eines privaten Sicherheitsunternehmens als auch Angestellte des Museums waren überall in der Ausstellung präsent.
Nach Kerners groben Schätzungen, die er aufgrund s einer intensiven Recherchen der letzten Tage anstellen k onnte , betr ug der Wert dieser Ausstellung mehrere Hundert Millionen Euro. Er bemerkt e , wie sich die Augen der Besucher einem Seitengang zuw andten , den er im Moment noch nicht einsehen k onnte . Dort heraus k am , begleitet von zwei Bodyguards, eine Frau , welche die ganze Ausstellung für einen Moment fast in Vergessenheit geraten l ieß . Ihre langen schwarzen Haare umspiel t en ein makellos schönes Gesicht, in dem zwei bernsteinfarbene Augen wie Sterne funkel te n. Es war die Contessa Bice de Vigiani. Freundlich , nach allen Seiten lächelnd, g ing sie zu einem kleinen Pult an der Seite. Die beiden Bodyguards, die Kerner sofort als sehr gefährlich einstuft e , bl ie ben dabei dicht an ihrer Seite. Nach ein paar Worten zur Begrüßung h ie lt die Contessa eine Rede über die Maler der Ausstellung und Malerei im Barock im A llgemein en . Kerner war regelrecht verzaubert vom Anmut dieser Frau . G leichzeitig fragt e er sich, ob es möglich war, dass ein solche s Wesen etwas mit den furchtbaren Dingen zu tun haben k onnte , derentwegen er hier war und ermittelt e .
Als Bice de Vigiani mit ihren Ausführungen fertig war, fügt e sie an, dass sie sich innerhalb der nächsten drei Stunden in der Ausstellung befinden würde, um gerne alle Fragen des Publikums zu beantworten. Sofort dräng t en sich einige der Fachbesucher um sie herum. Kerner ließ sich Zeit. Er wollte bei dem, was er vorhatte, nicht Gefahr laufen, ständig von anderen Besuchern gestört zu werden. Also str eifte er weiterhin gemächlich von Bild zu Bild, bemerkt e aber sehr wohl die sporadischen Blicke der Contessa, der die Anwesenheit des auffälligen Besuchers nicht entgangen war .
Kerner schmunzelte in sich hinein . Es k am ihm entgegen, dass er scheinbar schon ins Auge gefallen war . A llerdings wusste er nicht, ob er wirklich bei dieser Frau auf das stoßen w ollte , was er sucht e . Er hörte sie sprechen, sah ihr Gesicht und ihre Augen, nahm jede noch so kleine Geste von ihr wahr und zunehmend drängt e ihn s eine Menschenkenntnis zu der Überzeugung, dass dieses bezaubernde Wesen nichts mit den abscheulichen Verbrechen in s einem Fall zu tun haben k onnte . Aber vielleicht irrte er sich auch nur gewaltig? Als nach einiger Zeit der Strom der Interessierten , der sich um die Contessa geschart hatte , endlich abnahm, tr a fen sich ihre Blicke. Kerner fühlt e sich einen Moment lang wie vom Blitz getroffen. Schnell aber gew ann der kühle Kopf in ihm wieder die Oberhand. Geradewegs g ing er auf die Contessa zu. Er bemerkt e, wie die beiden Bodyguards ihn von oben bis unten muster te n , und bemühte sich so harmlos wie nur irgendwie möglich zu wirken. Allerdings waren die beiden , genau
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