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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich, daß Morcerf zu ungefähr viertausend Talern angeschlagen worden war; da er sich für eine viel gewichtigere Person hielt, als Morcerf, so schätzte er sein Lösegeld auf achttausend Taler, das heißt achtundvierzigtausend Franken. Es blieben ihm dann etwa fünf Millionen und fünfzigtausend Franken. Damit kommt man überall durch.
    Mit diesem beruhigenden Gedanken streckte er sich auf seinem Lager aus und entschlummerte bald.

Luigi Vampas Speisekarte.
     
    Danglars erwachte nach längerem Schlafe.
    Für einen Pariser, der an seidene Vorhänge, an samtüberzogene Wände, an den Wohlgeruch, der von dem Holze im Kamin aufsteigt, und ähnlichen Luxus gewöhnt ist, muß das Erwachen in einem Felsen wie ein schlechter Traum sein. Doch in einer Sekunde war sich Danglars der rauhen Wirklichkeit bewußt.
    Ja, ja, murmelte er, ich bin in den Händen der Banditen, von denen uns Albert von Morcerf erzählt hat.
    Seine erste Bewegung war, zu atmen, um sich Gewißheit zu verschaffen, daß er nicht verwundet sei.
    Nein, sagte er, sie haben mich weder umgebracht noch verwundet, aber sie haben mich vielleicht bestohlen.
    Er fuhr rasch mit den Händen in seine Taschen. Sie waren unberührt; die hundert Louisd'or, die er sich vorbehalten hatte, um seine Reise von Rom nach Venedig zu machen, waren noch in der Tasche seiner Beinkleider, und das Portefeuille, worin er den Kreditbrief über fünf Millionen und fünfzigtausend Franken aufbewahrt hatte, fand sich in seiner Rocktasche.
    Sonderbare Banditen, die mir meine Börse und mein Portefeuille lassen! sagte er zu sich selbst. Sie werden es, wie ich es mir gestern abend gedacht habe, auf Lösegeld abgesehen haben. Halt! Ich habe auch noch meine Uhr! Wir wollen einmal sehen, wieviel Uhr es ist.
    Danglars Repetieruhr schlug halb sechs Uhr morgens. Ohne sie wäre Danglars in völliger Ungewißheit über die Stunde gewesen, denn das Tageslicht drang nicht in die Zelle.
    Sollte er eine Erklärung von den Banditen verlangen, sollte er geduldig warten, bis sie ihn auffordern würden? Das letztere schien ratsamer; Tanglars wartete.
    Er wartete bis um die Mittagsstunde. Während dieser Zeit ging eine Schildwache an seiner Tür auf und ab. Um acht Uhr morgens war die Wache abgelöst worden. Danglars bekam Lust zu sehen, wer ihn bewachte.
    Er bemerkte, daß Lichtstrahlen, die von der Lampe herrührten, durch die schlecht zusammengefügten Bretter der Tür drangen. Er näherte sich einer dieser Öffnungen gerade in dem Augenblick, wo der Bandit ein paar Schluck Branntwein aus einem ledernen Schlauch nahm.
    Zur Mittagsstunde fand wieder eine Ablösung statt; Danglars war begierig, seinen neuen Wächter zu sehen, und näherte sich abermals der Spalte. Es war ein athletischer Bandit, ein Goliath mit großen Augen, dicken Lippen und eingedrückter Nase! Sein rotes Haar hing auf seine Schultern in gedrehten Zöpfen wie eine Anzahl von Schlangen herab.
    Oh! oh! sagte Danglars, der gleicht mehr einem Werwolf, als einem menschlichen Geschöpfe; in jedem Falle bin ich alt und zähe, und mein Fleisch ist nicht gut zu beißen.
    Man sieht, Danglars hatte noch so viel Geistesgegenwart, daß er scherzen konnte. In demselben Augenblick setzte sich sein Wächter, als wollte er ihm beweisen, er sei kein Werwolf, der Tür seiner Zelle gegenüber, zog aus seinem Schnappsack schwarzes Brot, Zwiebeln und Käse und fing an, diese Dinge mit großem Appetit zu verzehren.
    Der Teufel soll mich holen, sagte Danglars, indem er durch die Spalte seiner Tür einen Blick aus das Mahl des Banditen warf, wenn ich begreife, wie man solchen Unrat essen kann.
    Doch die Geheimnisse der Natur sind unerforschlich, und es übt auf den Hungrigen der Anblick eines Schmausenden einen eigenen Reiz.
    Danglars fühlte plötzlich, daß sein Abscheu in diesem Augenblick keinen Grund hatte, der Mensch kam ihm weniger häßlich, das Brot weniger schwarz, der Käse frischer vor. Die rohen Zwiebeln endlich, ein abscheuliches Nahrungsmittel des Wilden, erinnerten ihn an gewisse Pariser Brühen, die sein Koch so ausgezeichnet bereitete, wenn Danglars zu ihm sagte: Herr Deniseau, machen Sie mir heute einen guten Canaille-Teller.
    Er stand auf und klopfte an die Tür. – Der Bandit hob den Kopf empor. Danglars sah, daß man ihn gehört hatte, und verdoppelte sein Klopfen.
    Che cosa? fragte der Bandit.
    Sagen Sie doch! Freund, rief Danglars, mit seinen Fingern an die Tür trommelnd, es scheint mir, es wäre Zeit, daß man mir auch zu essen

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