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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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großartigen Scherze sehr weit auf. Ah! Sehr drollig, murmelte er, in der Tat, äußerst drollig.
    Er wollte wieder zum Werke schreiten und das Huhn zerlegen; doch Peppino hielt ihm die rechte Hand fest und sagte: Erst das Geld, mein Herr.
    Wie, Sie scherzen nicht?
    Wir scherzen nie, Exzellenz.
    Wie, hunderttausend Franken für dieses Huhn?
    Exzellenz, es ist unglaublich, wieviel Mühe man hat, um Geflügel in diesen verfluchten Grotten aufzuziehen.
    Gehen Sie! Ich finde das sehr komisch, in der Tat äußerst belustigend: doch da ich Hunger habe, lassen Sie mich essen! Hier ist noch ein Louisd'or für Sie.
    Dann macht es noch viertausendneunhundertundachtundneunzig Louisd'or, sagte Peppino mit derselben Gleichgültigkeit; mit Geduld werden wir zum Ziele gelangen.
    Oh! versetzte Danglars, empört über diesen beharrlichen Spott, oh, niemals. Gehen Sie zum Teufel! Sie wissen nicht, mit wem Sie zu tun haben.
    Peppino machte ein Zeichen, und der junge Mensch nahm rasch das Huhn weg. Danglars warf sich auf sein Bett. Peppino schloß wieder die Tür und fing an, seine Erbsen mit Speck zu essen.
    Danglars kam sein Magen durchlöchert vor wie das Faß der Danaiden, er konnte nicht glauben, daß es ihm je gelingen würde, ihn zu füllen.
    Er faßte übrigens noch eine halbe Stunde Geduld; doch es ist nicht zu leugnen, daß ihm diese halbe Stunde wie ein Jahrhundert vorkam. Dann stand er auf, ging abermals zur Tür und sprach: Hören Sie, mein Herr, lassen Sie mich nicht länger schmachten, sagen Sie mir sogleich, was man von mir will.
    Exzellenz, sagen Sie vielmehr, was Sie von uns wollen. Geben Sie Ihre Befehle, und wir werden sie ausführen.
    So öffnen Sie vor allem!
    Peppino öffnete.
    Ich will, sagte Danglars, bei Gott! Ich will essen. – Sie haben Hunger? – Ei! Sie wissen es wohl. – Was wünscht Eure Exzellenz zu essen? – Ein Stück trockenes Brot, da die Hühner in diesen verfluchten Höhlen so ungeheuer teuer sind. – Brot! Es sei, rief Peppino. Holla! Brot!
    Der junge Mann brachte ein kleines Brot.
    Hier! sagte Peppino.
     

     
    Wieviel? fragte Danglars.Viertausendneunhundertachtundneunzig Louisd'or. Ich habe zwei Louisd'or Vorschuß.
    Wie! Ein Brot hunderttausend Franken?
    Hunderttausend Franken! erwiderte Peppino; wir bedienen nicht nach der Karte, sondern zu einem Preise. Ob man wenig, ob man viel ißt, ob man zehn Schüsseln verlangt oder eine einzige, das kostet bei uns gleich viel.
    Abermals dieser Scherz, lieber Freund, ich erkläre Ihnen, daß das albern ist! Sagen Sie mir auf der Stelle, daß ich vor Hunger sterben soll, die Sache wird schneller abgemacht sein.
    Nein, Exzellenz, Sie wollen sich selbst um das Leben bringen. Bezahlen Sie, und essen Sie.
    Womit bezahlen, dreifaches Tier? sagte Danglars, außer sich; glaubst du, man trägt mir nichts, dir nichts hunderttausend Franken bei sich?
    Sie haben fünf Millionen und fünfzigtausend Franken in Ihrer Tasche, Exzellenz, erwiderte Peppino; das macht fünfzig Hühner zu hunderttausend Franken und ein halbes Huhn zu fünfzigtausend Franken.
    Danglars schauderte; die Binde fiel ihm von den Augen; das war allerdings immer noch ein Scherz, aber er begriff ihn endlich. Hören Sie, sagte er, wenn ich Ihnen diese hunderttausend Franken gebe, werden Sie sich dann wenigstens für bezahlt erklären und mich nach Belieben essen lassen?
    Allerdings, sprach Peppino.
    Doch wie soll ich sie Ihnen geben? versetzte Danglars, freier atmend.
    Nichts leichter; Sie haben einen offenen Kredit auf Thomson und French, Via dei Banchi in Rom; geben Sie mir eine Anweisung von viertausendneunhundertundachtundneunzig Louisd'or auf diese Herren, unser Bankier wird sie uns abnehmen.
    Danglars wollte sich wenigstens das Verdienst des guten Willens geben, nahm die Feder, die ihm Peppino nebst Papier reichte, schrieb den Zettel und unterzeichnete.
    Hier, sagte er, hier ist eine Anweisung auf den Inhaber.
    Und hier ist Ihr Huhn.
    Danglars zerschnitt seufzend das Huhn; es kam ihm sehr mager für eine so fette Summe vor.
    Peppino aber las aufmerksam die Anweisung, steckte sie in die Tasche und aß seine Kichererbsen weiter.

Die Vergebung.
     
    Am andern Morgen hatte Danglars abermals Hunger; die Luft dieser Höhle war im höchsten Maße Appetit erregend; der Gefangene glaubte, an diesem Tage müßte er keine Ausgabe machen; als sparsamer Mann hatte er die Hälfte von seinem Huhn und ein Stück von seinem Brot in einer Ecke seiner Zelle versteckt. Doch er hatte kaum gegessen, als er

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