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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Es sind die Verstandesstrahlen, die Sie in mein Gehirn ergossen, es sind die Sprachen, die Sie in meinen Geist gepflanzt haben, damit haben Sie mich reich und glücklich gemacht. Glauben Sie mir und trösten Sie sich; dies ist für mich mehr wert, als Tonnen Goldes und Kisten voll Diamanten. Sie so lange als möglich bei mir zu haben, Ihre beredte Stimme zu hören, meinen Geist zuschmücken, mein Gemüt zu stählen, mich zu Großem fähig zu machen für den Fall, daß ich je frei werde: das ist mein Vermögen, und jedenfalls kein eingebildetes, wie vielleicht Ihr Schatz; ich habe es wirklich von Ihnen erworben, und alle Fürsten der Erde vermöchten es mir nicht zu entreißen.
    Die darauffolgenden Tage waren für die Leidensgenossen, wenn nicht gerade glückliche, so doch kurzweilige Tage. Faria, der so lange Zeit das tiefste Stillschweigen über den Schatz beobachtet hatte, kam, wie gesagt, jetzt bei jeder Gelegenheit darauf zu sprechen. Er blieb, wie er es vorhergesehen, am rechten Arme und am linken Beine gelähmt und verlor beinahe jede Hoffnung, jemals wieder davon Gebrauch machen zu können: aber er träumte beständig für seinen jungen Gefährten entweder von einer Befreiung oder einer Entweichung, und er ergötzte sich dann daran für ihn. Aus Furcht, das Papier könnte eines Tages verloren gehen, nötigte er Dantes, die Aufschrift auswendig zu lernen. Zuweilen gingen ganze Stunden damit hin, daß Faria Dantes Lehren gab, die ihm am Tage seiner Freiheit ersprießlich sein konnten.
    In einer Nacht erwachte Edmond plötzlich und glaubte seinen Namen gehört zu haben. Er öffnete die Augen und suchte die dichte Finsternis zu durchdringen. Sein Name oder vielmehr eine klagende Stimme, die sich mühte, seinen Namen auszusprechen, drang an seine Ohren. Er erhob sich angstvoll in seinem Bette und horchte. Die Klagelaute kamen aus dem Kerker seines Gefährten.
    Großer Gott! murmelte Dantes, sollte es ... ?
    Und er rückte sein Bett ab, zog den Stein heraus, eilte in den Gang und gelangte zu dem entgegengesetzten Ende; die Platte war aufgehoben. Bei dem Schimmer der flackernden Lampe, von der wir früher gesprochen haben, sah Edmond den Greis bleich, noch stehend und sich an dem Holze seines Bettes anklammernd. Seine Züge waren verstört durch die Dantes bereits bekannten Symptome, die ihn so sehr erschreckt hatten, als er sie zum erstenmal wahrnahm.
    Nun, mein Freund, sagte Faria gelassen, nicht wahr, Sie begreifen, und ich brauche Ihnen nichts zu erklären?
    Edmond stieß einen schmerzlichen Schrei aus, stürzte, völlig den Kopf verlierend, nach der Tür und rief um Hilfe.
    Faria hatte noch die Kraft, ihn am Arme zurückzuhalten.
    Still! sagte er, oder Sie sind verloren. Wir wollen nur an Sie denken, mein Freund, um Ihre Gefangenschaft erträglich oder Ihre Flucht möglich zu machen. Sie brauchten Jahre, um all das wiederherzustellen, was ich hier gefertigt habe und was auf der Stelle zerstört würde, wenn unsere Wächter von unserem Einverständnis Kenntnis erhielten. Seien Sie übrigens unbesorgt, mein Freund! Das Gefängnis, das ich verlasse, wird nicht lange leer bleiben; ein anderer Unglücklicher wird meinen Platz einnehmen. Diesem andern werden Sie wie ein rettender Engel erscheinen. Vielleicht ist er jung, stark und geduldig wie Sie und kann Sie in Ihrer Flucht unterstützen, während ich Sie hinderte. Sie werden nicht mehr einen halben Leichnam an sich gefesselt haben, der alle Ihre Bewegungen lähmte. Gott tut offenbar endlich etwas für Sie; er gibt Ihnen mehr, als er Ihnen nimmt, und es ist Zeit, daß ich sterbe.
    Edmond vermochte nur die Hände zu falten und auszurufen: Oh! mein Freund, mein Freund, schweigen Sie!
    Dann raffte er seinen gesunkenen Mut wieder zusammen und sagte: Oh! ich habe Sie bereits einmal gerettet und werde Sie gewiß zum zweitenmale retten.
    Er hob den Fuß des Bettes auf und zog die von dem roten Saft noch halb volle Flasche hervor.
    Sehen Sie, es ist noch von dem rettenden Tranke übrig. Geschwind, sagen Sie mir, was habe ich zu tun?
    Es ist keine Hoffnung mehr vorhanden, erwiderte Faria, den Kopf schüttelnd, doch gleichviel, Gott will, daß der Mensch, den er geschaffen hat und in dessen Herzen er die Liebe zum Leben so tiefe Wurzeln schlagen ließ, alles tue, was er vermag,um dieses zuweilen so peinliche, stets aber so teure Dasein zu erhalten.
    Oh! ja! ja! rief Dantes, und ich werde Sie retten.
    Wohl! versuchen Sie es, die Kälte übermannt mich, ich fühle, wie das Blut

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