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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mann
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fließendem blondem Haar und dem wilden Look eines Surfers. In Neuseeland arbeitete er auf der Farm seiner Eltern in der Nähe von Queen stown. Jedes Jahr arbeitete er auch ein paar Monate in Reparatur kolonnen in der Londoner U-Bahn; dazwischen ging er auf Reisen. Sandra und Kim, die beiden Mädchen aus Vilcabamba, waren ebenfalls in Arrecifes aufgetaucht. Sie sahen aus, wie typische Hippie-Girls auf Reisen eben aussehen: Langes glattes Haar, Ba tik-Kleider, Sarongs, Lederarmbänder, silberne Kettchen an den Fußgelenken, Piercings in den Nasen, ein paar silberne Ringe, bunte Kappen aus Guatemala, hier und da eine Tätowierung. 
    Sandra war kräftig gebaut und sah gesund aus. Kim war dünn und ausgelaugt von zu viel billigem Reisen, schlechtem Essen und guten Drogen. 
    Die drei hatten ein fertig gebautes Lager vor dem Arrecifes-Re staurant bezogen, mit einem groben Holzzaun vorne und einem Busch hinten. Die Hälfte dieses kleinen Geländes bestand aus einem windigen Weidenkäfig von der Größe eines Bushaltestel len-Unterstandes mit Platz für zwei Hängematten. Ein Stuhl aus einem Baumstumpf und ein selbstgemachter Tisch standen draußen. Bücher, Plastiktüten, leere Rumflaschen und halbabgebrannte Kerzen lagen herum; Finger aus geschmol zenem Wachs zogen sich über jede Fläche. Das Lager lag nicht mehr als 20 Schritt vom Restaurant entfernt – nahe genug, um bis spät in die Nacht Musik aus der Bar zu hören, und (wichtiger noch) nahe genug, um in jedem Zustand das Lager zu finden. Ein Dutzend weitere Hängematten hingen in der staubigen Lichtung vor dem Restaurant. Das war definitiv die Innenstadt. 
    ✷ ✷ ✷ 
Ein Trip bei Vollmond 
    „Um im Höllengrund und unter Engeln zu schweben Nimm eine Prise vom psychedelischen Segen …“  
    Mark verschwendete nicht viel Zeit und nahm am nächsten Tag schon etwas von dem San Pedro. Campbell und Kim schienen beide etwas nervös dabei zu sein. Campbell sagte, er hielte das San Pedro für ein schlechtes Omen. Seit sie von Vilcabamba auf gebrochen waren, war seine ganze Ausrüstung gestohlen worden, und Kim war krank gewesen. 
    Ein französischer Rucksacktourist, der Robert hieß, fragte Mark, ob er etwas von dem San Pedro probieren dürfte. Es hatte eine merkwürdige Wirkung auf ihn. Rund zwei Stunden, nach dem er es genommen hatte, saß er im Restaurant, als er plötzlich aschfahl wurde und zu Boden glitt. Wir trugen ihn zum Strand hinunter, damit er mehr Platz und Luft hatte. Dort kam er all mählich wieder zu sich. Er war davon überzeugt, dass er tot war. „Es ist OK, ich fühl mich gut. Keine Sorge. Aber ich bin tot. Ich weiß es.“ Er wiederholte es ständig: „Ich bin tot.“ Er blieb ein solch geisterhafter grauer Schatten, dass niemand so recht vom Gegenteil überzeugt war. Den größten Teil des Nachmittags spa zierte Robert in einer Trance umher. Bei Einbruch der Dunkel heit setzte er sich schließlich zu uns ans Lagerfeuer. Melissa koch te ihm etwas zu essen und saß bei ihm, als er vom Trip langsam runterkam. Dann schlief er zusammengerollt im Sand neben un serem Feuer ein. Am nächsten Tag konnte er sich nicht mehr da ran erinnern, tot gewesen zu sein.  
    „San Pedro“, sagte Carlos, „habe ich einmal versucht. Nie wie der. War schlimmste Tag in meine Leben.“ Er sagte nicht, warum, aber ich bin sicher, Carlos hatte Erin nerungen, die ihn verfolgten. Immerhin war er die letzten sechs Jahre in der Fremdenlegion gewesen. Er hatte  echte  Schlachten erlebt. Wer weiß, was er gesehen und getan hatte? Getreu seinem Zeitplan in Vilcabamba gönnte sich Mark einen Tag Pause und schlug dann vor, dass wir drei am nächsten Tag etwas von dem San Pedro probieren könnten. 
    Wir nahmen es um die Mittagszeit. In einem Punkt hatte Mark recht: Es schmeckte eklig. Ein paar Stunden saßen wir in unserem Camp herum und warteten. Ich hatte meine Hängematte tiefer gehängt, sodass Melissa und ich nebeneinander darauf sitzen und die Füße auf den Boden stellen konnten – wie auf einem durch gesessenen alten Sofa. Mir lief ein Schauer der Erwartung über den Rücken. 
    Mark lag in seiner Hängematte und döste. Die Wirkung trat langsam ein. Ich empfand ein vages merkwürdiges Gefühl. Nicht, dass ich selbst mich irgendwie komisch fühlte. Es waren eher der Strand, die Palmen, das Meer und der Sand. Plötzlich schien alles sich zu entfernen und gleichzeitig doch lebhafter und lebendiger zu wer den. Ich hatte das Gefühl, dass ich von den Menschen um mich

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