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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mann
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und sauber gestutzten Bart hätte Carlos Ulysses selbst sein können, versetzt in eine andere Zeit, weit weg von zu Hause, gestrandet an einem weit entfernten Strand – er war so lange gereist, dass er wahrscheinlich niemals in ein „normales“ Leben zurückkehren konnte. 
    Er sagte, dass er die letzten fünfzehn Jahre auf Reisen gewesen wäre, einschließlich seiner Zeit in der Fremdenlegion. 
    Wo auch immer wir gewesen waren – Carlos war fünfmal län ger dagewesen. Er hatte fünfzehn Tage in dem kleinen Dorf Aguas Calientes verbracht, an den heißen Quellen mit der schwim menden Kacke am Fuß des Machu Picchu – einem Ort, an dem die meisten Reisenden nur so lange verweilen, wie es dauert, um einen Bus zu finden, der sie wieder hinausbringt. Abgesehen von den fünf Jahren, in denen er für die Franzosen in längst verges senen Kolonialkriegen im Tschad, in Dschibuti und in anderen finsteren Gegenden Afrikas gekämpft hatte, hatte er sechs Jahre lang in Indien gelebt. Dort hatte er den Lebensstil eines  Sadhu  angenommen, eines wandernden Hindu-Heiligen, der kein Zuhau se und – außer einem symbolischen Dreizack – keinerlei Besitz hat. Er hatte sein Haar wachsen lassen, Hindi gelernt und seine Zeit damit verbracht, Schillums zu rauchen und Lebensmittel zu essen, die er von Pilgern bekam. 
    Als sein Visum ablief, warfen sie ihn aus Indien hinaus. Aber er ging wieder zurück. Also warfen sie ihn wieder hinaus. Und wieder kehrte er zurück. Schließlich steckten sie ihn ins Gefäng nis, wo er und 40 andere Männer in einem Raum um den Platz kämpfen mussten, den sie brauchten, um sich nachts hinlegen zu können. 
    „Aber das war die Zelle für Ausländer, wisst ihr“, führte Carlos weiter aus. „die Zelle für Inder war genauso groß, aber da waren vielleicht zweihundert Männer drin.“ 
    Trotz seiner Erfahrung im indischen Gefängnis liebte Carlos Indien und Inder. Sein größter Wunsch war es, wieder zurück zu gehen und dort zu leben. Er erzählte uns, dass er einmal in einem indischen Krankenhaus gewesen war, wo die Patienten mit in travenösen Infusionen ernährt wurden, an die man Kokosnüs se hängte. Wenn die Milch einer Kokosnuss aufgebraucht war, hängten die Schwestern einfach eine frische Kokosnuss daran. Seine Liebe für die Inder war überraschend, da er in jeder ande ren Hinsicht ein altmodischer Rassist war.  
    „Ich vertraue nie einem Juden“, sagte er zu mir, als er sah, dass ich einen Davidsstern trug. „Ich vertraue auch nie einem Araber.“ Er lästerte über die faulen Schwarzen und die arroganten Fran zosen sowie über die elenden, faulen, ungebildeten Südamerika ner – und über jeden anderen auch. Außer die Inder.  
    „Aber das wichtigste, wisst ihr. Traue nie einem Italiener“, ver traute er uns eines Tages an, unmittelbar bevor er uns den to ten Hummer verkaufte. Und kurz danach sagte mir Melissa, dass Carlos immer wieder versuchte, sie anzumachen. 
    „Er will wissen, was eine wunderschöne Frau wie ich mit einem Mann wie … dir macht“, eröffnete sie mir. Ich sah zu Carlos hinüber. Er winkte mir nachbarschaftlich zu. „Er hat gesagt, die anderen Mädchen am Strand sind nur dum me Kinder. Er will mich mit High Heels sehen.“ Es muss schwer für Carlos gewesen sein, eine passende Frau zu finden. Er war ein Mann, der fließend Englisch, Spanisch, Fran zösisch, Italienisch und Hindu sprach – und der wahrscheinlich in jeder dieser Sprachen Philosophie lesen und gleichzeitig in zwei weiteren eine Konversation führen konnte. Er war superfit, konnte speerfischen und Kokosnüsse öffnen und wusste zweifel los auch, wie man einen Mann mit bloßen Händen tötete. Aber nicht viele Frauen wollten wohl das Leben eines wandernden Sadhu  teilen  und  in High Heels herumlaufen. „Erklär mir was“, bat mich Carlos eines Tages. „Warum sind alle Engländer von ihren Arschlöchern so besessen?“ Ich wusste nicht, was er meinte. Also erklärte er es mir: „In der Fremdenle gion, da sind diese englischen ‚Squaddies‘, die machen immer ‚das brennende Arschloch‘. Weißt du? Das iss ein Song. Sie stecken sich eine zusammengerollte Zeitung in den Arsch und zünden sie an, und dann müssen sie diesen Song singen, ‚Das brennende Arschloch‘, bevor sie sie löschen dürfen. Kannst du mir sagen wa rum, hä?“ Carlos, der mehrsprachige Philosoph, war nicht in der Lage, dieses merkwürdige englische Verhalten zu ergründen. 
    ✷ ✷ ✷
Michel 
    Carlos

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