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Der größere Teil der Welt - Roman

Der größere Teil der Welt - Roman

Titel: Der größere Teil der Welt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Egan
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Joints, von dem du weißt, dass er dich umhaut, wenn du ihn ganz rauchst. Der lange erwartete Brunch mit Bennie Salazar ging seinem Ende entgegen, und Alex’ hyper-vorbereiteter Versuch, als Mixer eingestellt zu werden, war längst gefloppt. Aber jetzt verspürte Alex, während sie einander von den schmalen, rechtwinklig zueinander stehenden Sofas aus ansahen, die in Sonnenlicht getaucht waren, das durch ein Oberlicht in Bennies Loft in Tribeca fiel, plötzlich die mitreißende Energie der Neugier des älteren Mannes. Ihre Frauen waren in der Küche, die kleinen Töchter saßen zwischen ihnen auf einem roten Perserteppich und teilten sich misstrauisch einen Satz Puppengeschirr.
    »Wenn ich es nicht tue«, sagte Alex, »dann kann ich auch nicht der Richtige sein.«
    »Ich bin sicher, du wirst es tun.«
    Alex war verärgert, aber die Sache reizte ihn. »Wie das?«
    »Nur so ein Gefühl«, sagte Bennie und erhob sich ein wenig von seiner tiefen Liege, »dass wir ein Stück gemeinsame Geschichte haben, die noch nicht passiert ist.«
    Alex hatte Bennie Salazars Namen erstmals von einem Mädchen gehört, mit dem er sich einmal verabredet hatte, als er neu in New York gewesen war und Bennie noch berühmt. Das Mädchen hatte für Bennie gearbeitet – Alex konnte sich deutlich daran erinnern –, aber das war so ungefähr alles: Ihr Name, ihr Aussehen, was genau sie zusammen unternommen hatten – diese Details waren ausgelöscht. Der einzige Eindruck, den Alex noch von ihrem Treffen hatte, enthielt Winter, Dunkelheit und etwas über eine Brieftasche, ausgerechnet, aber war die verloren worden? Gefunden? Gestohlen? Die Brieftasche des Mädchens oder seine eigene? Die Antworten fehlten, und das machte ihn wahnsinnig – es war wie der Versuch, sich an ein Lied zu erinnern, das in einem ein ganz bestimmtes Gefühl auslöst, ohne einen Titel, einen Künstler oder auch nur ein paar Akkorde, die es zurückbringen könnten. Das Mädchen schwebte haarscharf außer Reichweite und hatte die Brieftasche wie eine Art Visitenkarte in Alex’ Gehirn hinterlegt, um ihn damit aufzuziehen. In den Tagen vor diesem Brunch mit Bennie hatte Alex sich dabei ertappt, dass er eigenartig auf sie fixiert war.
    »Das meins!«, protestierte Bennies Tochter Ava. Sie entriss seiner eigenen Tochter, Cara-Ann, einen Plastiktopf, und Cara-Ann wackelte hinterher und brüllte: »Mein Topf! Mein Topf!« Alex sprang auf, dann merkte er, dass Bennie sich nicht gerührt hatte. Er zwang sich, sich wieder hinzusetzen.
    »Ich weiß, du würdest lieber mixen«, sagte Bennie und machte sich durch das Geheul hindurch vernehmlich, ohne eigentlich lauter zu sprechen. »Du liebst Musik. Du willst mit Sound arbeiten. Meinst du, ich wüsste nicht, was das für ein Gefühl ist?«
    Die Mädchen fielen mit gladiatorenhafter Wut übereinander her, kreischten, kratzten und rissen sich gegenseitig Büschel frischgeschlüpfter Haare aus. »Alles in Ordnung bei euch?«, rief Alex’ Frau Rebecca aus der Küche.
    »Alles klar«, rief Alex zurück. Er staunte über Bennies Gelassenheit, war das so, wenn man diese Kindersache in einer zweiten Ehe noch einmal anging?
    »Leider«, sagte Bennie jetzt, »geht es nicht mehr um Sound. Es geht auch nicht um Musik. Es geht darum, wen man erreicht. Das ist die verdammt bittere Pille, die ich schlucken musste.«
    »Ich weiß.«
    Sollte heißen, er wusste (wie alle in der Branche), dass Bennie vor vielen Jahren bei seinem eigenen Label, Sow’s Ear Records, gefeuert worden war, nachdem er seinem Aufsichtsrat zum Lunch Kuhfladen serviert hatte (»und sie dampften sogar noch«, schrieb eine Sekretärin, die die Geschichte zeitgleich online auf Gawker gepostet hatte). »Ihr wollt, dass ich den Leuten Scheiße reindrücke?«, hatte Bennie die empörten Aufsichtsräte angeblich angebrüllt. »Fresst sie doch selbst, dann seht ihr ja, wie sie schmeckt!« Danach hatte Bennie Musik mit einem kratzigen analogen Sound produziert, aber nichts hatte sich richtig verkauft. Jetzt, mit fast sechzig, galt er als belanglos: Alex hörte meistens, dass in der Vergangenheit von ihm gesprochen wurde.
    Als Cara-Ann ihre nagelneuen Schneidezähne in Avas Schulter schlug, musste Rebecca aus der Küche herbeirennen und sie wegziehen; Alex, der mit zen-gleicher Gelassenheit auf der Couch sitzen blieb, warf sie einen vorwurfsvollen Blick zu. Mit ihr kam Lupa, die dunkeläugige Mutter, der Alex in der Spielgruppe zuerst ausgewichen war, weil sie so gut aussah, bis er

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