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Der größere Teil der Welt - Roman

Der größere Teil der Welt - Roman

Titel: Der größere Teil der Welt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Egan
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dem neuen Film sind, dessen gewaltiger Profit sich nur dadurch erklären lässt, dass ihn vermutlich jeder Mensch in Amerika mindestens zweimal gesehen hat, auf eine Weise behandelt, die sich von der Art, wie man zum Beispiel einen kahl werdenden Mann mittleren Alters mit hängenden Schultern und einem Hang zu Ekzemen behandelt, ein wenig unterscheidet – um nicht zu sagen radikal unterscheidet. Oberflächlich gesehen wird man gleich behandelt – »Darf ich Ihre Bestellung aufnehmen?« usw. –, aber unter dieser Oberfläche rumort es nur so, weil der Kellner erkannt hat, dass es sich bei meinem Gegenüber um eine Berühmtheit handelt, und deswegen ganz aus dem Häuschen ist. Und nur mit den Prinzipien der Quantenmechanik lässt es sich erklären, dass dieser Wiedererkennungseffekt im Handumdrehen jeden Teil des Restaurants gleichzeitig erreicht, selbst die Tische, die von unserem so weit entfernt sind, dass man uns von dort unmöglich sehen kann. 2 Überall drehen Leute sich um, recken die Hälse, mühen sich ab und verrenken sich, heben regelrecht von ihren Stühlen ab, während sie es gerade noch schaffen, sich nicht auf Kitty zu stürzen und Büschel aus ihrem Haar und Fetzen aus ihrem Kleid zu reißen.
    Ich frage Kitty, was es für ein Gefühl ist, immer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.
    »Es ist irgendwie komisch«, sagt sie. »Alles kam so plötzlich. Und es kommt einem so vor, als hätte man das gar nicht verdient.«
    Sehen Sie? Einfach nett.
    »Nicht doch«, sage ich und mache ihr ein Kompliment dafür, wie großartig sie die obdachlose Drogenabhängige gespielt hat, die in Oh, Baby, oh zur akrobatischen Revolverheldin beim FBI wurde. Bei genau dieser Art von schamlosem Geschleime kommt mir der Tod durch eine Giftspritze manchmal erstrebenswerter vor als mein derzeitiger Beruf des Promireporters. War sie etwa nicht stolz darauf?
    »Schon«, sagt sie. »Aber irgendwie wusste ich damals noch nicht so richtig, was ich wollte. Bei meinem neuen Film fühle ich mich eher …«
    »Merken Sie sich, was Sie sagen wollten!«, rufe ich, obwohl der Kellner unseren Tisch noch nicht erreicht hat und obwohl das Tablett, das er in die Höhe hält, vermutlich noch nicht einmal unseres ist. Ich will aber einfach nichts über Kittys neuen Film hören, er ist mir total egal und Ihnen auch, das weiß ich; ihr Geplapper über die herausfordernde Rolle und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ihrem Regisseur und welche Ehre es war, neben einem so erfahrenen Star wie Tom Cruise zu drehen, ist die bittere Pille, die wir beide schlucken müssen, um uns das Privileg von ein wenig gemeinsamer Zeit in Kittys Gesellschaft zu erkaufen. Aber schieben wir es so lange wie möglich hinaus.
    Zum Glück ist es wirklich unser Tablett (das Essen kommt schneller, wenn man mit einem Star speist): ein Cobb Salad für Kitty, ein Cheeseburger, Pommes und Caesar Salad für mich.
    Während wir uns dem Mittagessen widmen, nebenbei wieder etwas Theoretisches: Der Umgang des Kellners mit Kitty stellt sozusagen eine Art Sandwich dar, wobei die untere Brotscheibe die gelangweilte, leicht blasierte Art ist, mit der er seine Kundschaft normalerweise behandelt, in der Mitte befindet sich der verrückte, unnormale Zustand, in den ihn diese berühmte Neunzehnjährige versetzt, und die obere Brotscheibe bildet sein Versuch, die andersartige mittlere Schicht mit einem Verhalten, das sich der unteren Schicht aus Langeweile und Blasiertheit, seinem Normalzustand, zumindest annähert, zu unterdrücken und zu verbergen. Genauso hat Kitty Jackson eine Art Brotgrundlage. Das ist vermutlich »ihre Persönlichkeit« oder das einstige Verhalten von Kitty Jackson in dem Vorort von Des Moines, wo sie aufgewachsen ist, wo sie mit dem Fahrrad fuhr, Schulbälle besuchte, passable Zeugnisse bekam und – das ist das Interessanteste – Springreiterin war, wobei sie eine namhafte Menge von Preisen und Trophäen gewonnen hat und zumindest vorübergehend mit dem Gedanken spielte, Jockey zu werden. Darüber befindet sich ihre außergewöhnliche und möglicherweise leicht psychotische Reaktion auf ihren frisch gewonnenen Ruhm – die Mitte des Sandwichs –, und ganz oben liegt dann ihr eigener Versuch, sich der ersten Schicht mit einer Nachahmung ihres normalen oder früheren Selbst wieder anzunähern.
    Inzwischen sind sechzehn Minuten um.
    »Gerüchte besagen«, nuschele ich mit dem Mund voller halb zerkautem Cheeseburger, in dem bewussten Versuch, mein Gegenüber

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