Ein starkes Team
1. KAPITEL
Die Hundstage in New York City sagten Hannah McGee gar nicht zu.
Ganz zu schweigen von den bittersüßen Erinnerungen, die sie erweckten, wirkte die feuchte Hitze verheerend auf ihre blasse, sommersprossige Haut und ihre leuchtend roten Locken.
Sie stand auf dem kochenden Asphalt, verschloss die Wagentür und rieb dann an einem Fleck auf ihrer Bluse, den ihre acht Monate alte Tochter Bonny hinterlassen hatte. Sie gab es auf und zog die Weste fester um sich.
Das Gewicht der Betäubungspistole und des Pfeffersprays, in einem Gürtel unter ihrem Rock versteckt, wirkte beruhigend. In den vergangenen Jahren hatte sie nie mehr gebraucht, um sich zu schützen. Und das war gut so, denn selbst als Polizistin hatte es ihr nie gefallen, einen Revolver zu tragen.
Schon bald brauchte sie dieses Zubehör zum Glück nicht mehr. Doch Abschiede lagen ihr nicht besonders. Verrosteten Leihwagen, hastigen Mahlzeiten und der Jagd nach flüchtigen Verbrechern Adieu zu sagen, war kein Problem.
Doch der Abschied von ihrem Boss, Elliott Blackstone, fiel ihr schwer. Sie arbeitete seit drei Jahren für ihn. Indirekt hatte er es ihr ermöglicht, ihren Titel als Kopfgeld jägerin in den einer Privatdetektivin zu verwandeln. Sie konnte es kaum erwarten, den neuen Weg einzuschlagen, sobald dieser Fall abgeschlossen war.
Sie öffnete die Glastür von Blackstone Bau and Bonds und begrüßte die kühle, klimatisierte Luft, die ihr entgegenschlug.
Fünf Minuten später verkündete Elliott: „Ich kann dich nicht bezahlen."
Sein leidenschaftliches Widerstreben, sich von Banknoten zu trennen, zählte zu seinen Charaktereigenschaften. Obwohl sein Büro so luxuriös wie das eines Bankiers eingerichtet war, plädierte er gern auf Armut. Sie wusste es und genoss gelegentlich sogar ihr Tauziehen.
„El, ich muss Bonny abholen und bin schon spät dran, weil du Jack Stokes auf denselben Fall angesetzt hast. Können wir die Sache nicht einfach abschließen?"
Er räusperte sich. „Wo steckt Stokes eigentlich?"
Sie dachte zurück an die schummrige Bar, in der sie eine Stunde zuvor den entflohenen Eddie Fowler geschnappt hatte. „Wahrscheinlich ist er immer noch an eine Bar gefesselt. Es sei denn, jemand hat sich seiner erbarmt." Sie lächelte. „Obwohl das höchst unwahrscheinlich ist."
Elliott zog ein Taschentuch aus der Brusttasche seines Seidenjacketts und wischte sich über die Stirn.
Hannah blickte zur Uhr und setzte sich auf den Besucherstuhl ihm gegenüber. „Also, was ist Sache?"
Er schwieg sekundenlang. „Du weißt, dass ich dich nicht hinhalten würde, Hannah. Ich habe dich immer pünktlich bezahlt." Er seufzte.
Sie hatte gerade ihren letzten Fall abgeschlossen, und ihr neues Geschäft wartete. Sie brauchte das Geld sofort. „El..."
„Hast du die Nachrichten verfolgt?"
„Ich habe seit letzter Woche den Fernseher nicht eingeschaltet und keine Zeitung gelesen. Hast du etwa Schlagzeilen ge macht, und mir ist es entgangen?"
Elliott lachte humorlos. „Nein, ich nicht. Zwei meiner Klienten." Er musterte sie abwägend, schürzte seine fleischigen Lippen. „Hast du etwas dagegen, wenn ich jemanden in das Gespräch einbeziehe? Im Vorzimmer wartet jemand, den ich ebenso bei diesem Fall brauche wie dich."
Fall? Bevor sie nachhaken konnte, was er damit meinte, ging er zur Tür und öffnete sie. „Ich glaube, es ist ungefährlich."
Seine Warnung ergab einen Sinn, sobald der Besucher eintrat.
Hannah blickte den Mann an, den sie fünfzehn Monate zuvor hatte heiraten wollen, der dann aber ohne einen Blick zurück aus ihrem Leben verschwunden war. Es war nicht Chad Hogan, der Elliotts Warnung bedurfte.
Chad hatte nichts von ihr zu befürchten. Sie hingegen hatte viel von ihm zu befürchten.
Chads Blick glitt über ihren Körper, ließ ihre Haut deutlich wärmer werden. Ihre Weste und Bluse bedeckten sie mehr als ausreichend, aber unter seiner Musterung fühlte sie sich, als wäre sie fast nackt.
Elliott trat zwischen sie und ihren Expartner. „Ich weiß, dass es ein Schock für dich sein muss, Hannah. Aber wenn ich es dir erst mal erklärt habe, wirst du verstehen, warum ich Chad aus Florida habe einfliegen lassen."
Sie hörte seine Worte kaum. „Ich kann es nicht fassen, dass du das getan hast, Elliott."
„Hör mir nur einen Moment zu", bat er. „Ich brauche euch beide ..."
„Ich glaube, du brauchst eine Kopfuntersuchung", fauchte sie.
Widerstrebend blickte sie zu Chad, wie um eine Bestätigung ihrer Einschätzung
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