Der größte Raubzug der Geschichte
sind zumeist börsennotierte Unternehmen und haben somit ausschließlich einen Auftrag, und dieser heißt nicht: entwickle und biete ganz tolle Produkte für die Kunden an, damit die eine Superrendite erzielen, sondern: maximiere den Shareholder-Value.
Banker müssen verkaufen wie am Fließband, um die knallharten Vorgaben von oben zu erfüllen. Auch seit dem Artikel in der Wirtschaftswoche vom 04.02.2008 hat sich nicht viel geändert, obwohl er betitelt war mit den Worten: Bankberater packen aus: „Ich habe Sie betrogen“. In vielen Filialen deutscher Banken herrschen noch immer Zustände wie in einer Drückerkolonne. Es werden weiterhin Produkte verkauft, die bestimmt nicht im Sinne des Kunden sind.
Ein halbes Prozent Plus über sieben Jahre 407
Von einem besonders krassen Beispiel berichtete das Handelsblatt am 05.09.2011:
„Die ältere Dame hat ihr Geld gut zusammengehalten. Darüber geredet hat sie mit niemandem, auch nicht mit ihren Kindern. Jetzt ist sie gestorben, und ihre Kinder haben gestaunt, was sich im Depot alles fand. Von einer ‚Alpha Express-Anleihe‘ der Citibank bis zum ‚Unigarant Dividendenstars‘ lagen da nahezu ausschließlich Garantieprodukte. Dazu noch drei Immobilienfonds, einer ist gerade geschlossen. Insgesamt 16 Positionen, erworben bei ihrer kleinen Volksbank. (…) Die Dame hatte auf alles Mögliche gewettet: auf Rentenpapiere, Aktien, Immobilien, den Dividendenindex Div-DAX versus den DAX und auf Rohstoffe. (…) Mit Slogans wie ‚Meinen eigenen Weg gehen (VR Europa Relax Zertifikat)‘ oder ‚Winterträume für Ihr Vermögen (VR Europa Garant Zertifikat)‘ hatten Broschüren für die Produkte der Volks- und Raiffeisenbanken geworben.
Die Bank hat daran gut verdient, die Kundin leider weniger. Aus etwas über 206 000 Euro sind in den letzten sieben Jahren 207 400 Euro geworden. Das ist ein halbes Prozent Plus über sieben Jahre. Es könnte noch ein bisschen mehr werden, denn die meisten Fonds und Zertifikate schütten den Gesamtertrag erst zum Ende ihrer Laufzeiten aus. Die Zertifikate und Fonds hatten Ausgabeaufschläge zwischen zwei und 5,25 Prozent, hinzu kamen selbstredend Verwaltungsgebühren in Höhe von insgesamt 10 400 Euro. Wäre das Geld zum jeweiligen Anlagetermin und jeweils üblichen Zins fünf Jahre als Festgeld angelegt, hätte die Dame 20 900 Euro Zinsen verdient. Außerdem hätte sie noch Gebühren gespart und somit wäre aus ihrem Vermögen 230 000 Euro geworden. Die alte Dame hat also 23 000 Euro verschenkt.“
Laut dem Verbraucherzentrale-Bundesverband ist dies kein Einzelfall. Dort hat man den Eindruck, dass diese Art von „Beratung“ zugenommen hat und zwar bei allen Banken, egal ob Volksbank, Sparkasse, Commerzbank oder Deutsche Bank. 408
Nicht ohne Grund haben Banken für solch ältere und solvente Damen und Herren eine ganz besondere Kategorie: alt, dumm, vermögend. Es ist wirklich an der Zeit für einen Depotcheck – jedoch nicht von Ihrer Bank, sondern von Ihnen selbst. Analysieren Sie ihr Depot genau und überlegen Sie sich, ob Sie all die Produkte verstehen und wirklich behalten möchten. Denn eine goldene Regel ist: Kaufen Sie ausschließlich die Produkte, die Sie wirklich verstehen. Lassen Sie sich von Ihrem Finanzproduktverkäufer Ihre Rendite und nicht, wie von Banken gerne gemacht, Ihren Wertzuwachs ausrechnen. Sie werden von dem Ergebnis bestimmt überrascht sein. Falls Ihr Finanzproduktverkäufer die Formel gerade nicht zur Hand hat:
Formel Rendite: [(Endkapital : Anfangskapital ^ (1: Anzahl der Jahre)]- 1
Jedoch werden nicht nur zahlreiche Kleinanleger global schlecht beraten, sondern auch die „Big Player“. Laut Paul Woolley vom Centre for the Study of Capital Market Dysfunctionality werden die Treuhänder großer Sozialvermögen, also der Pensionskassen, der Staatsfonds und verschiedenster Stiftungen von den Akteuren im Finanzsektor systematisch über den Tisch gezogen. 409 Ein Beispiel dafür, dass Investmentbanken sogar deutsche Städte für dumm verkaufen, zeigt folgender Artikel der Deutschen Mittelstands Nachrichten (herzlichen Dank für die Möglichkeit, den Artikel an dieser Stelle abzudrucken).
Wie die Stadt Pforzheim von JPMorgan für dumm verkauft wurde
Deutsche Mittelstands Nachrichten vom 06.03.12
Banken zocken deutsche Städte ab
„Es begann damit, dass die Stadt Pforzheim mit einem Finanzprodukt der Deutschen Bank hohe Verluste machte. Der vermeintliche Retterin der Not, JPMorgan, entpuppte sich jedoch
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