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Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Titel: Der Grosse Eisenbahnraub: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Klarheit, des künstlerischen Charakters und der Echtheit ihrer Fassade ein bemerkenswertes Bauwerk gewesen ist. Wir bedauern daher, daß es einem offenkundig weniger verdienstvollen Bauwerk hat weichen müssen.«
    Dieser Sinneswandel der Kritik ist genau von der Art, die Architekten schon immer frustiert und in Zorn gebracht hat. Kein Geringerer als Sir Christopher Wren hatte sich schon zweihundert Jahre zuvor beklagt, daß »die Bürger Londons irgendein Bauwerk, das ihre Augen beleidigt, so lang verabscheuen, bis es abgerissen wird. Wie durch ein Wunder wird dann das neue, das an die Stelle des alten getreten ist, für minderwertiger erklärt als das frühere Bauwerk, das man jetzt in den höchsten Tönen und mit den glühendsten Worten verklärt.«
    Es muß allerdings zugestanden werden, daß der neue London Bridge-Bahnhof alles andere als zufriedenstellend geraten war. Die Menschen der viktorianischen Zeit betrachteten die Bahnhöfe als »die Kathedralen unseres Zeitalters«; man erwartete von ihnen eine Synthese der höchsten Grundsätze der Ästhetik und des technischen Fortschritts. Viele Bahnhöfe wurden diesem Anspruch mit ihren hohen, gewölbten und eleganten Glaskuppeln auch durchaus gerecht. Der neue London BridgeBahnhof allerdings machte einen in jeder Hinsicht deprimierenden Eindruck. Er war ein L-förmiges, zweistöckiges Bauwerk, das sich als platter Zweckbau präsentierte. Unter einer Arkade zur linken Hand fand sich eine Reihe trostloser Läden. Das Hauptgebäude war – von einer auf dem Dach angebrachten Uhr einmal abgesehen – völlig schmucklos. Am gravierendsten aber war, daß die innere Aufteilung des Gebäudes – das Hauptziel der früheren Kritik – trotz des Umbaus völlig unverändert blieb.
    In der Zeit des Umbaus hatte die South Eastern Railway sich durch Vertrag die Möglichkeit geschaffen, vom London Bridge-Bahnhof aus die Strecken zur Küste zu bedienen. Dies geschah auf Grund eines Pachtvertrags. Die South Eastern pachtete die Gleisanlagen, die Bahnsteige und den benötigten Büroraum von der London & Greenwich, deren Eigentümer sich nicht geneigt zeigten, der South Eastern mehr Komfort zu gewähren als unbedingt nötig.
    Dem Fahrdienstleiter standen – in einem entlegenen Teil des Bahnhofs – vier Räume zur Verfügung, zwei für Angestellte, ein Lagerraum für aufgegebene Wertsachen und ein größerer Dienstraum für ihn selbst. Sämtliche Räume hatten Glasfronten. Diese Räume befanden sich im Obergeschoß des Bahnhofs und waren nur über eine eiserne Treppe zugänglich, die vom Bahnsteig nach oben führte.
    Jeder, der sich auf der Treppe befand, ob auf dem Wege nach oben oder nach unten, war den Blicken sowohl der Büroangestellten wie der Fahrgäste, der Gepäckträger und der Bahnbeamten unten auf den Bahnsteigen ausgesetzt.
    Der Fahrdienstleiter hieß McPherson. Er war ein ältlicher Schotte, der mit einem scharfen Auge darüber wachte, daß seine Leute nicht in den Tag hineinträumten und aus dem Fenster blickten. Im Büro der South Eastern bemerkte also niemand, daß sich Anfang Juli 1854 zwei Reisende auf der Bank eines Bahnsteiges niederließen und dort den ganzen Tag über sitzen blieben. Sie konsultierten häufig ihre Uhren, als ob sie voller Ungeduld auf die Abfahrt ihres Zuges warteten. Es nahm auch niemand von diesen beiden Herren Notiz, als sie in der folgenden Woche wiederkamen und einen weiteren Tag auf derselben Bank zubrachten.
    Sie beobachteten alles, was im Bahnhof vorging, während sie auf ihren Zug warteten, und warfen dabei immer wieder einen Blick auf ihre Taschenuhren.
    Pierce und Agar hielten in Wahrheit keine Taschenuhren in der Hand, sondern vielmehr Stoppuhren. Pierce besaß einen eleganten Chronographen mit zwei Stoppuhrzifferblättern in einem Gehäuse aus achtzehnkarätigem Gold.
    Diese Uhr wurde allgemein als Wunderwerk neuzeitlicher Feinmechanik bewundert und vorwiegend zur Verwendung bei Pferderennen und ähnlichen Anlässen verkauft. Pierce verbarg die Uhr aber in der Hand. Sie zog keine neugierigen Blicke auf sich.
    Zwei volle Tage lang hatten sie nunmehr die Gewohnheiten der Büroangestellten, die Ablösung der Bahnbeamten, das Kommen und Gehen der Besucher der Fahrdienstleitung und andere für sie wichtige Vorgänge genau beobachtet. Jetzt warf Agar noch einmal einen Blick auf die Eisentreppe und sagte:
    »Das ist ja glatter Mord! Wir sind hier wie auf dem Tablett. Was gibt’s denn da oben zu holen?«
    »Zwei Schlüssel.«
    »Was

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