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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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die einen ignorieren. Ich beobachtete sie, wie sie wie ein erwachsenes Paar miteinander schwatzten; Annette mit ihrem hochmütigen Aussehen und den unbestreitbar klassischen Zügen – sie stand da wie ein posierendes Modell. Mein Gott, wie ich sie haßte. Mit fünfzehn Jahren fand ich klassische Züge ausnehmend unattraktiv; ich bevorzugte runde Wangen und volle Lippen, strahlende Augen und große Titten.
    Als ich erwachsen wurde, haben sich meine Vorlieben in dieser Beziehung um keinen Deut geändert. Was vielleicht beweist, daß ich mit fünfzehn schon verdammt reif war.
    Charlesworth beeinträchtigte den Effekt ein wenig, weil er verzweifelt bemüht war, die widerspenstige Parakatze zu bändigen; an seinen Handgelenken standen dünn die Sehnen hervor, während sein Nagergesicht aufmerksam und würdevoll Annette zugewandt war. Sie diskutierten Orwells 1984 , das Modebuch des Jahres, und schienen ganz darin versun ken zu sein.
    Endlich wurde die prätentiöse Szene durch den vertrauten, einfachen und wunderbaren Donner, der vom Himmel herabkam, unterbrochen. Ich schaute hinauf und entdeckte die kleine Wolke, und aus den Augenwinkeln sah ich, daß auch Charlesworth hinaufschaute; einen Moment lang hätte man glauben können, die alten Zeiten seien wieder da. In diesem Alter ist das Leben so voll, daß man schon über die Ereignisse des letzten Monats nostalgisch werden kann.
    Aber Annette redete mit Entschlossenheit weiter.
    Charlesworth hatte sein Stichwort verpaßt und erntete dafür einen strafenden Blick und eine Erkundigung betreffs des Zustandes seines Gehörs.
    Jetzt konnte ich den winzigen schwarzen Punkt ausmachen, und selbst an diesem strahlenden Sommertag war der kleine Funke zu sehen.
    Annette quasselte in einem fort, und Charlesworth antwortete mit verzweifeltem Interesse.
    Ein leichter Wind wehte den Rauch wie einen Kometenschweif über den Himmel. Plötzlich durchfuhr Charlesworth ein Ruck, als die Parakatze an der Leine zerrte.
    „Aber selbstverständlich wurden die übertriebenen Probleme, die sich für Winston Smith stellen, inspiriert durch die Ängste der Zeit, in der Orwell lebte.“
    Vielleicht hatte sie da recht – na und? Was soll’s, an einem Sommernachmittag, wenn auf scharlachroten Schwanzfedern eine Rakete auf einen herabsinkt?
    „Ja, da bin ich sicher“, murmelte Charlesworth.
    Und jetzt war sie deutlich sichtbar, silbrig blinkend durch Rauch und Flammen, groß und scharf und schön, die kräftigen Krallen abwärtsgerichtet wie ein herabschießender Falke, und brüllend vor Kraft, daß die Erde bebte.
    Ich beobachtete sie liebevoll; Charlesworth beobachtete sie.
    „Roger! Ich rede mit dir!“
    Zweifellos hatte sie noch mehr zu sagen, aber jetzt war der Lärm schon sehr stark, und sogar Annette richtete den Blick nach oben und schaute zusammengeduckt zu. Der silberne Gigant verringerte jetzt seine Geschwindigkeit; er streckte sich, als er auf seine Abgasgrube herabsank, und seine geschwungene Flanke kam voll ins Blickfeld. Sie trug ein diagonales Emblem; darunter standen die Worte HETHERINGTON ORGANISATION.
    Und darunter, in schlichtem Schwarz, die Nummer 4.
    Mitten in dem Höllenlärm hörte ich Charlesworths Triumphgebrüll, und ich wandte mich um und sah ihn an. Obwohl ich seinen Ausdruck nicht beschreiben kann, werde ich ihn doch niemals vergessen. Ich glaube, ich fühlte an diesem heißen Julinachmittag einen leichten Schauer. Niemand konnte für eine schlichte schwarze Ziffer ähnlich empfinden wie Charlesworth. Ich bemerkte, daß er die Leine losgelassen hatte, und ich glaube, im selben Moment bemerkte es auch Annette – denn in diesem Augenblick fing sie an zu schreien.
    Das schwarze Tier sprang vorwärts, es flog in ungeheuren, fließenden Sprüngen über den Beton, den Kopf nach hinten gebeugt, und den Blick starr auf das herabsinkende Schiff gerichtet.
    „Halte sie, Roger! Halte sie auf! Es wird sie umbringen!“
    Und einen gedankenlosen Augenblick lang gehorchte Charlesworth und rannte los, während die furchterregenden Heckrohre ihn bösartig anbrüllten. Dann hielt er inne und kehrte zurück; er sah betäubt zwischen Annette und mir hin und her, während hinter ihm die Parakatze weiterjagte.
    Annettes Stimme kam schneidend durch das Getöse. „ Weiter! Weiter! Weshalb bleibst du stehen?“
    Man hat das Gefühl, als kämen die Schiffe direkt über einem herunter, aber die Landeflächen sind ein Stück weit entfernt, weit hin über den glatten Beton. Diese

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