Der große Ölkrieg
gefährlich, dennoch suchten sie in einem Silbertau Schutz. Seltsamerweise gelang es Dreiauge erst beim dritten Versuch, den Silbertau dazu zu veranlassen, sie aufzunehmen. Er nahm es als ein schlechtes Omen.
Einige weitere Tagesmärsche brachten sie in das Zentrum des Bebens, das inzwischen abgeflaut war. In dieser Region waren die Dschungelriesen wie Miash-Hölzer umgeknickt, und das Weiterkommen war entsprechend schwierig. Im Boden klafften tiefe Risse, Lebenssteine fanden sie allerdings nicht. Vielleicht war das Beben nicht stark genug gewesen, um Lebenssteine an die Oberfläche zu schleudern. Vielleicht … Aber Spekulationen nützten nichts.
Dreiauge und Vielarm begannen sich unwohl zu fühlen. Zwar reichte das Strahlenlicht ihres einzigen Lebenssteins aus, um das Überleben zu sichern, aber der lange Entzug voller Strahlenkraft machte sich nun bemerkbar. Außerdem hätten sie nach Dreiauges Rechnung längst die Region erreichen müssen, von der sein Vater vor seinem Aufbruch behauptet hatte, dort gäbe es eine Menge Lebenssteine, fast so viele wie dort, wo der Stamm gelebt hatte. Die Lebenseinheit hatten sie längst hinter sich gelassen. Das brachte neue Gefahr mit sich, denn nun genügte nicht mehr das Konzentrieren auf das Strahlenlicht, um Informationen über die Umgebung und mögliche Bedrohungen zu gewinnen. Hier existierten nur sehr wenige Lebensformen, die jemals in Berührung mit der Kraft von Lebenssteinen gekommen waren. Chaos war die Folge. Auch war hier die Vegetation nicht mehr so üppig, wie es Dreiauge, Vielarm und auch Muruim liebten. Sie machte sogar einen eher kraftlosen Eindruck, so als hätte sie den Kampf ums Weiterleben aufgegeben.
„Der Boden ist tot“, vermutete Vielarm gegen Abend eines weiteren Marschtages. „Er enthält nur noch wenige Mineralien. Und nicht das Strahlenlicht. Es wird nicht mehr lange dauern, und der Dschungel wird der Savanne Platz machen.“
„Woher weißt du das? Was sind Mineralien?“
Vielarm erklärte es ihm. Er erzählte, daß die Schamanen seines Volkes Legenden hüteten. Natürlich durfte man Legenden nicht unbedingt trauen und sie schon gar nicht als Wahrheit hinnehmen, aber manchmal lag ein Hauch Wirklichkeit in ihnen, und mittels Lebenssteinen gelang es den Schamanen, Wahrheit von Übertreibung zu trennen. Ihre Vorfahren, behauptete Vielarm, mußten viel mehr über sol che Dinge gewußt haben.
Wieder neigte sich das Großlicht dem Rand der Welt entgegen, und wieder machten sie sich alsbald auf die Suche nach einem Silbertau für die Nacht. Es dauerte nicht lange, dann hatten sie auch eine Kolonie gefunden. Es waren gewaltige, silberfarbene Netze mit engen, klebrigen Maschen, deren Außenleinen mit Zweigen und Ästen, Baumstämmen und dem Erdboden verbunden waren. Die Fänger – es muß ten zwei oder drei sein – hatten sich irgendwo in dem Dickicht versteckt. Dreiauge holte seinen Lebensstein aus dem Beutel, konzentrierte sich kurz und schritt dann auf den ihm nächsten Silbertau zu. Er berührte eine der Maschen – und klebte fest.
Der Metazahn knurrte unwillig und sah sich böse um.
„Ich hänge fest!“ rief Dreiauge erschrocken und konnte es gar nicht fassen.
Solange er lebte, hatte er so etwas noch nicht erlebt. Immer hatten die Silbertau Wanderern Unterschlupf gewährt, wenn sie das Strahlenlicht bei sich trugen. Dieser aber akzeptierte ihn nicht, sondern hielt ihn wie ein Opfer fest!
Zu seiner Rechten bewegte sich etwas.
„Der Fänger kommt!“ schrie Vielarm. „Der Fänger!“
Es war ein Geschöpf, das seinen halbkugelförmigen, über und über behaarten Körper auf zwölf doppelgelenkigen Beinen trug. Unter den sieben Augen, die auf der Halbkugel glänzten, war ein Kiefer, der ohne Schwierigkeiten auch di cke Knochen zermalmen konnte.
Dreiauge wagte kaum, sich zu bewegen. Jede Vibration der Klebmasche mußte den Fänger weiter alarmieren, ihn näher heranlocken – wenn er sie nicht bereits gewittert hatte. Langsam und vorsichtig löste Dreiauge seinen Kurzspeer. Er war nicht vorsichtig genug. Eine neue Erschütterung – und der Fänger raste blitzschnell auf den Silbertau zu und glitt an den Maschen auf das gefangene Opfer hinab. Muruim brüllte, aber der Fänger ließ sich davon nicht beeindrucken. Dreiauge unterdrückte die Furcht, holte aus und schleuderte den Speer von sich. Er bohrte sich knirschend direkt in den Kiefer des Fängers, der daraufhin erstarrte, zu zittern begann und am Silbertau entlang auf den Boden
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