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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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einzige, der überhaupt ein verdammtes Wort für mich übrig hat …“ Hurzbau schluckte, seine ausgetrockneten Züge verzerrten sich für einen Moment, seine linke Gesichtshälfte glich sich der Deformation der rechten an.
    „Wissen Sie, Denton, ich hätte natürlich die Anti-Krebs-Impfung machen können, aber ich habe geglaubt, ich würde sie nie brauchen, nicht gerade ich .“ Er gab einige raspelnde Laute von sich, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Gelächter haben mochten. „Und es ist ja mit absoluter Sicherheit bewiesen, daß man durch die Impfung völlig gegen Krebs gefeit ist, und ich habe eine absolut sichere Sache ausgeschlagen. Zu viele Umstände.“
    Von einer inneren Kälte erfaßt, schauderte Denton plötzlich vor dem sterbenden Mann zurück – als sei dieser das Zerrbild einer Sirene, die ihn unter den Abschöpfer locken wollte. Es stimmte in gewisser Weise: Hurzbau wollte Sympathie. Und Sympathie hätte bedeutet, daß Denton sich selbst in Hurzbaus Situation versetzte. Er schauderte. Seit sechs Monaten arbeitete er jetzt am Generator, aber noch nie war ein Patient in dieser Weise vertraulich geworden. Er mußte das sofort beenden, auch auf die Gefahr hin, daß es Hurzbau nicht bekommen sollte. Aber ein Blick in die Augen des Mannes hielt ihn davon ab.
    „Denton, sagen Sie mir …“ Eine fast sichtbare Welle von Schmerz ergoß sich über Hurzbaus eingesunkenen Körper; die pergamentähnliche Haut seines Gesichtes verzerrte sich, als sei sie kurz vor dem Zerreißen. „Denton, ich will es wissen. Die Generatoren, machen sie mich noch kränker? Schwächen sie mich? Ich weiß, daß … daß sie Energie aufnehmen … von meinem Sterben … Fressen sie mich auf? Lassen sie mich sterben, so daß …“
    „Nein!“ Denton war selbst von der Schärfe seines Ausrufs überrascht. „Nein, Sie haben alles verdreht. Die Generatoren nehmen die Energie auf, die durch den Sterbevorgang emittiert wird, aber diese kommt nicht direkt von Ihnen selbst .“
    „Könnten Sie …“ setzte Hurzbau an. Dann fiel er, nicht länger fähig, sich aufrecht zu halten, ins Bett zurück. Von einem unerklärlichen Impuls getrieben, stand Denton von seinem Kontrollsitz auf und ging um das Bett herum zum Kopfende. Er sah in die Augen des dahinschwindenden Mannes hinab und konnte an dem fast sichtbar schwelenden Glühen der Schmerzen das rasche Fortschreiten des Gewebezerfalls erkennen. Hurzbaus Mund arbeitete stumm, verzweifelt und gehetzt. Schließlich, während er an der Flasche für die intravenöse Ernährung zerrte, die an seinem linken Arm implantiert war, schaffte er es: „Denton … könnten Sie den Generator reparieren, falls er kaputtgeht?“
    „Nein, ich weiß nicht, wie er funktioniert. Ich gleiche nur die angemessenen Oszillationen …“
    „Aha. Dann können Sie auch gar nicht behaupten, daß er mir nichts von meinem Leben wegnimmt – wenn Sie nicht einmal genau wissen, wie er funktioniert? Sie wissen nur, was man Ihnen sagt . Aber woher wissen Sie, daß das die Wahrheit ist?“
    Hurzbau fing an zu husten, spuckte gelbe Flüssigkeit aus. Ein Feuchtigkeitsdetektor am Bettrand ließ einen Kunststoffarm von dem Tisch mit automatischen Instrumenten, der links von Hurzbaus Kopf befestigt war, ausfahren. Der Arm tupfte das Kopfkissen und Hurzbaus Lippen mit einem Schwämmchen ab. Ein schwaches Licht flackerte in den Augen des sterbenden Mannes, und mit seinem Arm wischte er ärgerlich nach dem automatischen Tupfer.
    „Verdammt noch mal“, murmelte er, „ich bin doch keine Billardkugel.“ Die Kunststoffstrebe schnappte in ihre Halterung zurück.
    Denton wandte sich um, brach bewußt die schwache Beziehung, die sich zwischen ihnen aufzubauen begann, ab. Aber Zweifel kamen in seiner schwarzen, steif gestärkten Uniform auf. Vielleicht war Hurzbau ein Krimineller gewesen, den sie bewußt als Energiereserve infiziert … Aber, nein, Durghemmer war ein geachteter Politiker gewesen und hatte sich nie etwas zuschulden kommen lassen; wie also konnte man sich erklären, daß er unter dem Generator begraben war? Der Mann, der eine Etage tiefer unter dem Generator lag, war Polizist gewesen. Nein. Die Prinzipien, die den Generatoren zugrunde lagen, wurden auf den Universitäten gelehrt, und an den Berufsschulen gab es Kurse über den inneren Aufbau und zur Konstruktion der Maschine. Die Bosse hatten auch nicht die geringste Chance, irgend etwas vor irgend jemandem zu verbergen … Es gab kein Geheimnis. Aber er verstand

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