Der große Ölkrieg
Armada gegen die englische Flotte siegen lassen und der Konföderierten Armee die entscheidenden Tips gegeben, um während des amerikanischen Sezessionskrieges die Yankees in die Knie zu zwingen!“
„Das ist ja schier unglaublich!“ entfuhr es mir. „Sag mal, Seppel: Darf der Mann denn so was tun?“
Sepp, beziehungsweise sein Klon, stöhnte unterdrückt auf. Er litt schrecklich in seinem stummen Schmerz, und als ich das sah, fing ich an, ihm zu glauben.
„Nun stell dir nur mal vor, wie die Weltgeschichte hätte verlaufen können, wenn dieser Kerl seine Finger nicht in die Angelegenheiten anderer Leute gesteckt hätte! Statt Groucho Marx wäre vielleicht Richard Nixon Präsident der USA geworden; statt Perry Rhodan wäre 1971 möglicherweise irgendein Mr. Armstrong als erster auf dem Mond gelandet! Kaiser Wilhelm II. hätte vielleicht schon 1918 abgedankt und nicht erst 1951. Vielleicht würden wir unsere Autos nun mit Öl antreiben statt mit Dampf, und anstelle von Zeppelinen hätten wir heute Düsenjäger!“
„Na, na, Seppel, jetzt übertreibst du aber“, sagte ich, bevor er in noch größere Phantastereien verfiel.
„Obwohl … Der Gedanke, daß ich anstelle von George R. R. Martin im letzten Jahr zwei HUGOs gewonnen hätte, ist gar nicht so übel.“ Ich musterte mißtrauisch Sepps Manuskriptstapel. „Und hier steht all das drin, was dieser Hundsfott von einem Manipulator alles angestellt hat?“
„Jawollja“, sagte Sepp.
„Und wie heißt dieser ominöse Herr der Welt?“
„Jupp van der Flupp.“
„Jupp van … Ein Holländer?“ Ich runzelte die Nase und krauste die Stirn.
„Nein, aus Obervolta.“
„Obervolta, Afrika?“
„Nein, Obervolta bei Remscheid.“
„Aha.“
Sepp durchwühlte die Innentaschen seines ärmlich aussehenden Jacketts und händigte mir ein Foto aus. Ich pfiff durch die Zähne, weil das alle Schwachköpfe tun, wenn ihnen ein Bild ausgehändigt wird, auf dem sie etwas sehen, das sie nicht erwartet haben.
Und was sah ich? Einen jungen Mann mit Wuschelkopf, der pfiffig ein Auge zukniff und amüsiert in das Objektiv einer unsichtbaren Kamera grinste.
„Sieh nur, wie hinterfotzig er in die Kamera grinst“, sagte Sepp. „Hat er nicht das typische Gesicht eines radikal-anarchistischen Umstürzlers? Schau ihn dir nur an. Sein ganzer Gesichtsausdruck zeigt doch nichts anderes als den unverhüllt zur Schau getragenen Triumph eines Menschen, der weiß, daß er die ganze Welt in den Sack stecken und wieder herausholen kann, ohne daß sie überhaupt merkt, daß sie drin gewesen ist!“
„Na, ich weiß nicht“, sagte ich. „Irgendwie erinnert er mich an meinen Agenten …“
„Es ist höchste Zeit, daß man ihm das Handwerk legt“, redete Sepps Klon unbeirrt weiter und brach dann so spontan in ein hysterisch-kreischendes Gelächter aus, daß meine Frau flugs den Kopf durch die Kellertür steckte, um sich besorgt zu erkundigen, ob es mit mir wieder soweit sei. Bei den meisten Gelegenheiten dieser Art bringt sie den im Nebenkeller hausenden armen Teufel von Beutelschneider und dessen Zwangsjacke gleich mit.
„Dieser Hundesohn “, erboste sich Sepps Ebenbild mit einer gewaltigen Schaumkrone vor dem Mund, „ist drauf und dran, das gesamte kosmische Gefüge zum Einsturz zu bringen! In dem größenwahnsinnigen Glauben, er könne den Lauf der Welt eigenmächtig ändern, beschwört er über unseren Köpfen ein entsetzliches Unheil herauf.“ {1} Er holte tief Luft, fletschte die Zähne und stieß mit einem unheilschwangeren Schnaufen hervor: „Aber das allerdickste Ding kommt noch! Du wirst es nicht glauben, mein Bester, aber nun plant er auch noch, Hugo Gernsback daran zu hindern, in die USA auszuwandern!“
„Was?“ kreischte ich, von einem Fieberschauer gepackt. „Halt ein, o Seppel! Das kann dein Ernst nicht sein! Das bedeutet ja … Das bedeutet ja, daß er niemals dazu kommen wird, mit seinem famosen Magazin Amazing Stories der modernen SF eine Heimstatt zu geben! Oh, mir schwindelt … Die Science Fiction … tot, noch ehe sie geboren ist. Ich werde in Zukunft Pornos schreiben müssen. Es ist entsetzlich, Seppel! Sag, daß es nicht wahr ist! Sag, daß du mich foppen wolltest!“
„Es ist aber leider wahr“, sagte Sepps Klon. Und bei diesen unheilschwangeren Worten verfinsterte sich sein Gesicht dermaßen, daß ich mich wieder an jenen denkwürdigen Tag erinnerte, an dem ihm das Verlagshaus Wunderkreisel absolutes Hausverbot erteilte, weil man
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