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Der gruene Heinrich [Erste Fassung]

Der gruene Heinrich [Erste Fassung]

Titel: Der gruene Heinrich [Erste Fassung] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Keller
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wie Sie Ihre Dornenkrone lustig auf einem Zimmetfeuerchen verbrennen wollten, nun hätten wir den schlimmen Hut dafür nehmen und ihn dergestalt mit guten Zeremonien verbrennen können, zum Zeichen, daß Sie entschlossen sind, es sich von nun an recht wohl gehen zu lassen!«
    Er antwortete hierauf nichts und dachte auch an gar nichts mehr, was er soeben erst gedacht, sondern überließ sich ganz gedankenlos dem Vergnügen, an der Seite der schönen Jungfrau zu sein, welche ihm die Gegend zeigte, vor ihm her über Wassertümpelchen und Geleise sprang, ihr Kleid anmutig aufnehmend, und zuweilen lachend zurücksah, ob er ihr auch ordentlich folge.
    Seit langer Zeit erging er sich zum ersten Mal wieder auf dem Lande, ohne Sorgen und an einem schönen Abend, und er wurde durch alles dies so wohlgemut, daß er auf die harmloseste Weise mit der Schönen umherlief und lachte und anfing, Witze zu machen, ohne jedoch die Bescheidenheit zu verletzen. Es dunkelte schon, als sie wieder auf dem Kirchhof ankamen, wo sie mit dem Herrn des Hauses zusammentrafen; dieser nahm Heinrich mit sich fort und begehrte mit ihm zu sprechen, während Dorothea zurückblieb, um noch schnell, soweit es das scheidende Tageslicht erlaubte, die Gräber nachzusehen, welche ordentlich unter ihrer Obhut zu stehen schienen.
    »Ich habe«, sagte der Graf, »jetzt alles überdacht, was wir tun wollen. Ich habe in der Hauptstadt einige Geschäfte und muß diesen Herbst noch hinreisen. So wollen wir gleich morgen zusammen hingehen; Sie versehen sich da mit allem Nötigen, vorzüglich aber mit einigem Handwerkszeuge, soviel Sie zur Vollendung eines oder zweier ansehnlichen Bilder bedürfen, und dann kehren wir hierher zurück; denn ich möchte Sie durchaus nicht mehr in der Stadt wissen, und Sie müssen sich vollkommen wohl befinden auf einige Zeit, dies legt eigentlich den besten Grund zu einem guten Wesen; denn die Welt ist nicht auf Grämlichkeit und Unzufriedenheit, sondern auf das Gegenteil gegründet. Hier machen Sie mit leichtem Mut eine gute Arbeit, Sie werden es tun, ich weiß es; obgleich ich eigentlich kein Kunstschmecker und Kenner von Profession bin und nur für weniges Gutes, was in seiner ganzen Art mich anspricht, mich zuweilen interessiere, so weiß ich dennoch, daß es in Ihrem bisherigen Handwerke gerade so zugeht wie mit allem andern und daß man unter gewissen Umständen mit gutem Sinne immer das kann, was man will, wenn man nur etwas darin getan hat. Ist die Geschichte fertig, so bringen wir sie nach der Stadt, stellen sie aus, und ich werde alsdann mittelst meiner gesellschaftlichen Stellung das Nötige veranlassen, daß Ihre Arbeit gesehen und mit Anstand verkauft wird. Erst dann können Sie mit Ehren dem Handwerke, das Ihnen unzulänglich dünkt, den Rücken wenden und Ihren Sinn auf das Weitere richten.«
    Hierauf erwiderte Heinrich nichts, sondern blieb einsilbig den übrigen Teil des Abends hindurch, selbst als der seltsame Pfarrer am Abendessen teilnahm und mit kuriosem Humor die Gesellschaft erheiterte. Aber als Heinrich im Bette lag, überdachte er alle diese Dinge mit großen Sorgen; denn er erinnerte sich erst jetzt mit Macht an seine Mutter, zu welcher er noch gestern unaufhaltsam hatte laufen wollen, und es wollte ihn bedünken, daß er nun unverzüglich seinen Weg fortsetzen und sich durch keine Umstände von dieser so einfachen und natürlichen Absicht ablenken lassen solle. Es schwebte ihm vor, wie wenn der Vorschlag des Grafen, seine Freundschaft, die Schönheit Dorotheas, das gastliche Haus und das feine Leben darin, alles dies eine künstliche, glänzende und lockende Welt wäre, welche ihn von dem harten und schmalen Weg seines guten Instinktes wegziehen und in die Irre führen möchte. Obgleich er über diese unsinnige oder unklare Ahnung sogleich lachen mußte, dachte er doch, es wäre für einmal besser, wenn er seiner Absicht treu bliebe und unverzüglich nach Hause reise, um da auf heimatlichem Boden aus sich selbst heraus und ohne alle Ansprüche zu sehen, was er treibe. Er beschloß desnahen, am andern Tage unverbrüchlich jenen Weg einzuschlagen, anstatt mit dem Grafen zu gehen, und schlief mit diesem Vorsatze ein, aber nicht ohne alsobald wieder aufzuwachen und nichts anderes vor sich zu sehen in der Dunkelheit als das Bild Dorotheas, welches freundlich, aber unbarmherzig allen Schlaf verscheuchte. Hierüber wunderte er sich sehr und fragte sich bedenklich, ob er etwa wirklich verliebt sei? Es war lange her,

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